Der Schauspieler Michael Lesch, der in Deutschland vor allem durch seine Rolle in einer Arzt-Serie bekannt wurde, warf anlässlich einer Presseveranstaltung die bedrückende Frage auf, ob in Deutschland wirklich jeder Patient die für ihn beste Therapie bekommt, oder ob diese bereits manchen Patienten aus wirtschaftlichen Gründen verweigert wird. Nicht nur Leschs größter Wunsch dürfte es gewesen sein, die “bestmöglichste Therapie zu erhalten, um wieder gesund zu werden”. Michael Lesch hatte Glück – er wurde wieder gesund und schon aus diesem Grunde wollen wir allen Betroffenen Mut machen, sich nicht aufzugeben, sich permanent zu informieren und für die beste Behandlung notfalls auch zu kämpfen!
Behandlung des aggressiven Non-Hodgkin-Lymphoms Nach mehr als einem Viertel Jahrhundert der Stagnation ist bei der Behandlung des aggressiven Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) jetzt der Durchbruch gelungen. Mit nur acht Infusionen des monoklonalen Antikörpers Rituximab (MabThera), zusätzlich zur bisherigen Standardchemotherapie verabreicht, kann der Anteil der geheilten Patienten um rund die Hälfte gesteigert werden. Dieses Ergebnis wurde erstmals auf dem Kongress der Amerikanischen Krebsgesellschaft (ASCO) vorgestellt. Rituximab (MabThera) ist in Deutschland zugelassen, problemlos erhältlich und sollte aufgrund der bisherigen Therapieerfolge bei Patienten mit aggressivem Non-Hodgkin-Lymphom eingesetzt werden.
Lymphome gehören in Deutschland und anderen Industrieländern zu den häufigsten Krebsarten. “Unter den zum Tode führenden bösartigen Erkrankungen nehmen sie die fünfte Stelle ein, und die Zahl der Neuerkrankungen steigt von Jahr zu Jahr”, warnte Prof. Dr. med. Norbert Schmitz aus Hamburg, Präsident der Deutschen Studiengruppe für aggressive NHL (DSHNHL), auf einer Pressekonferenz der Hoffmann-La Roche AG in Frankfurt.
Von den besonders aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen ist das Großzellige Diffuse B-Zell-Lymphom (DLCL) die häufigste Unterart. Es macht mehr als ein Drittel aller Lymphome aus. Unbehandelt führt es innerhalb weniger Monate zum Tode. Mit einer Chemotherapie gelang vor 27 Jahren ein erster Durchbruch. Seither kann etwa jeder dritte Patient geheilt werden. Trotz intensiver Forschung ließ sich in den Jahrzehnten danach aber kein weiterer Fortschritt erzielen.
Erst jetzt , mehr als ein Viertel Jahrhundert später, gelang ein erneuter Durchbruch. Die klinische Studie, die das belegt, wurde am 1. Juni 2003 auf dem Kongress der Amerikanischen Krebsgesellschaft (ASCO) in Chicago, Illinois/USA und erstmals in Deutschland am 6. Juni in Frankfurt am Main vorgestellt.
An der Studie nahmen knapp 400 Patienten teil, die alle an DLCL litten und noch nicht behandelt worden waren. Sie erhielten achtmal entweder die Chemotherapie oder Rituximab (MabThera) zusätzlich zu der Chemotherapie. Nach drei Jahren lebten noch 53 Prozent (107 von 202) der Patienten, welche die neue Therapie erhalten hatten, ohne dass der Krebs erneut aufgetreten war, betonte Prof. Dr. med. Félix Reyes, Créteil, Frankreich, einer der Studienleiter. Diese Patienten gelten jetzt als geheilt. Von den Patienten, die nur die alte Chemotherapie erhalten hatten, lebten nach drei Jahren noch 35 Prozent (68 von 197), ohne dass der Krebs erneut aufgetreten war. Dies entspricht etwa der seit 27 Jahren üblichen Heilungsrate.
” Jährlich erkranken in Deutschland rund 5.400 Menschen neu an aggressivem NHL”, gab Dr. med. Andreas Abt, Hoffmann-La Roche AG, Basel, zu bedenken: “Davon könnten rund 1.000 zusätzlich geheilt werden, wenn sie zusätzlich zur Chemotherapie zukünftig mit MabThera behandelt würden.” Dabei sei die Therapie bereits lange Zeit erprobt und gesichert: Weltweit wurden schon mehrere hunderttausend Menschen mit MabThera therapiert.
Anita Waldmann, Vorsitzende der Deutschen Leukämie- & Lymphom-Hilfe e. V., Bonn, unterstützt den Mediziner: Umgestaltungen und Einsparungen im Deutschen Gesundheitswesen dürften die Behandlung dieser schwerkranken Menschen mit einer lebensrettenden Therapie nicht gefährden. Auf der Pressekonferenz zeigte die Leidensgeschichte einer Patientin deutlich die Vorteile einer MabThera-Therapie: 1984 wurde bei ihr die Krebserkrankung festgestellt, erst seit einer hochdosierten Rituximab-Therapie im Jahr 2000 gilt sie heute als geheilt. “Meinen jetzigen gesundheitlichen Zustand verdanke ich dem monoklonalen Antikörper Rituximab und meinem behandelnden Arzt und seinem Team”, lautete die schlichte Feststellung der Patientin.
Die Behandlung des Non-Hodgkin- Lymphoms ist abhängig vom Tumortyp und dem Stadium der Erkrankung: Die Therapieoptionen reichen vom abwartenden “Watchful Waiting” bis hin zur aggressiven Hochdosis-Chemotherapie. Eine neuartige Therapie ist die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern.
Wie alle Zellen unseres Körpers weisen auch Krebszellen bestimmte Proteine an ihrer Oberfläche auf, die man als Antigene bezeichnet. Der Aufbau vieler dieser Proteine ist bekannt und so konnten Substanzen hergestellt werden, die solche Antigene erkennen und sich an sie binden: Diese Substanzen, die sogenannten Antikörper, zerstören dadurch auch nur die Zellen, die das entsprechende Antigen haben. Andere, gesunde Körperzellen bleiben erhalten. Die meisten Lymphomzellen tragen ein Protein mit dem Namen “CD20” als Antigen auf ihrer Oberfläche. CD20 ist ein normales menschliches Protein. Das bedeutet, dass der Körper keine eigenen Antikörper gegen CD20 bilden kann, unser Immunsystem kann die entarteten Zellen nicht erkennen. Der gentechnisch hergestellte Antikörper Rituximab übernimmt diese Aufgabe, bindet sich an das CD20-Protein der Krebszelle und aktiviert so die körpereigene Abwehr: Die Krebszelle wird zerstört.
Der Vorteil von Rituximab gegenüber vielen anderen Antikörpern liegt in der Herstellung und in der sehr spezifischen Wirkung: Antikörper werden gewonnen, indem das menschliche Antigen in den Körper eines anderen Organismus, beispielsweise einer Maus gespritzt wird. Kurze Zeit darauf finden sich im Blut der Maus Antikörper gegen das menschliche Antigen, die für die Therapie gewonnen werden können. Der menschliche Organismus erkennt jedoch seinerseits die Maus-Antikörper als fremde Substanzen und baut sie ab. Solche Antikörper sind also nur kurze Zeit wirksam. Rituximab hingegen ist kein reiner Maus-Antikörper sondern besteht aus zwei unterschiedlichen Bereichen: einem antigenerkennenden Teil des gewonnenen Maus-Antikörpers und einem Bereich, der bei allen menschlichen Antikörpern konstant ist. Dadurch wird Rituximab nicht als Fremdkörper erkannt, kann deutlich länger wirken und sogar mehrfach hintereinander eingesetzt werden. Durch seine spezifische Wirkungsweise kann Rituximab sowohl allein als auch kombiniert mit Chemotherapie eingesetzt werden. Die Wirksamkeit der Therapie wird dadurch stark erhöht: Mehr Patienten sprechen auf die Behandlung an, und mehr Patienten leben dadurch länger. Die bisherigen Resultate klinischer Studien zeigen, dass durch den Einsatz von Rituximab möglicherweise auch mehr Patienten definitiv geheilt werden können.
Die Strahlentherapie eignet sich besonders in frühen Stadien der Erkrankung zur gezielten Tumorbekämpfung, weil sie sich auf die betroffenen Körperstellen begrenzen lässt: Bei ihr werden sogenannte “Ionisierende Strahlen” auf die vom Tumor befallenen Körperregionen gelenkt, die das Tumorgewebe zerstören. Die gesunden Körperzellen in dieser Region werden ebenfalls geschädigt, haben jedoch mehr Möglichkeiten, sich selbst zu reparieren.
Die Chemotherapie betrifft den ganzen Körper: Die verabreichten Medikamente gelangen in jede Region des Körpers und können überall ihre Wirkung, aber auch ihre Nebenwirkungen entfalten. Die Nebenwirkungen der Chemotherapie sind Haarausfall, eine Schädigung der blutbildenden Zellen des Knochenmarks und langfristig ernste Organschäden.
Bei der Immuntherapie werden dem Körper Zytokine zugeführt und dadurch die körpereigene Immunabwehr gestärkt. Zytokine sind Signalstoffe des menschlichen Immunsystems, die die Zusammenarbeit der einzelnen Abwehrzellen gewährleisten. Da sich die einzelnen Elemente unseres Immunsystems auf komplexe Art beeinflussen, gibt es auch bei dieser Therapie eine Gliederschmerzen..
Genau wie Blutgefäße durchzieht ein System von feinen Lymphgefäßen den ganzen Körper. Sie verlaufen parallel zu den venösen Blutgefäßen, vereinigen sich zu immer größeren Lymphbahnen und laufen in den Lymphknoten zusammen. Die Lymphknoten sind Filterstationen, die die Lymphflüssigkeit, die aus dem Blut gewonnen wird, reinigen. Durch Abwehrzellen und Lymphozyten werden Krankheitserreger und körperfremde Substanzen, die so aus dem Blut in das Lymphsystem gelangen, beseitigt. Die gereinigte Lymphe gelangt danach wieder zurück ins Blut. Die Lymphknoten sind außerdem auch Bildungsstätten der Lymphozyten. Neben den Lymphgefäßen und den Lymphknoten gehören Mandeln, Milz, Knochenmark und das lymphatische Gewebe der Schleimhäute und Drüsen zum Lymphsystem.