Warzen im Genital- und Analbereich sind seit langer Zeit bekannt. Schon die alten Griechen haben sie beschrieben. Sie wurden als “Condylomata acuminata” (spitze Wucherungen) bezeichnet.
Auch heute noch spricht man von Kondylomen oder auch ihrer Form wegen von Feigwarzen. Zu jener Zeit wußte jedoch noch niemand, dass Warzen von Viren - und zwar den humanen Papilloma-Viren (HPV) - hervorgerufen und durch Sexualkontakt übertragen werden.
Auch heute noch gehören die Papilloma-Viren zu den Viren, die häufig unterschätzt werden. Es gibt insgesamt über 100 verschiedene Typen, die in unterschiedlichen Geweben Entzündungen oder Warzen - zum Beispiel an Händen oder Füßen - hervorrufen.
Im Genital- und Analbereich sind circa 20 verschiedene Papilloma-Viren relevant. Am häufigsten sind die sogenannten Lowrisk-Typen 6 und 11 vertreten, die gutartige Warzen hervorrufen (in circa 90 Prozent der Fälle). Wird der Genitaltrakt jedoch mit den sogenannten Highrisk-Typen 16 und 18 infiziert, so kann dies langfristig sogar zu Krebserkrankungen führen, wie zum Beispiel zum Gebärmutterhalskrebs.
Auch heute noch unbekannt: die hohe Durchseuchung. Die Durchseuchungsrate der Bevölkerung mit den etwa 20 Papilloma-Typen liegt heute bei 60 bis 70 Prozent. Damit handelt es sich bei den von HPV hervorgerufenen Erkrankungen um eine der weitverbreitesten sexuell übertragbaren Krankheiten. Allerdings erkranken im Laufe ihres Lebens nur circa zwei Prozent der Männer und Frauen. Das hat seinen Grund darin, dass zur Infektion eine lokale Immunstörung oder andere Kofaktoren - wie zum Beispiel Rauchen - hinzukommen müssen, damit es zu einer Erkrankung kommt. In den letzten Jahren ist jedoch eine wachsende Inzidenz zu verzeichnen: In Westeuropa steigt sie mit jedem Jahr um rund 20 Prozent.
Männer erkranken an Feigwarzen seltener als Frauen. Ausnahmen sind Homosexuelle und Immungeschwächte wie z. B. HIV-Positive, Patienten unter Kortikoidtherapie, Patienten nach Organtransplantation und Diabetiker.
Grund der unterschiedlichen Verteilung kann in der besseren lokalen Immunabwehr und der dickeren Haut im Genitalbereich bei Männern liegen, aber auch daran, dass Frauen beim Geschlechtsverkehr eher kleinen Verletzungen ausgesetzt sind und dadurch höhere Virusmengen aufnehmen als Männer. Wie Studien ergeben haben, ist die Virusmenge für das Auftreten von Symptomen offenbar von großer Bedeutung.
Spitze und runde Kondylome sind deutlich sichtbar: Sie erscheinen als hellrosa oder hautfarbene Erhebungen.
Bei Männern treten die Warzen auf der Eichel, der Vorhaut, dem Penisschaft und im Bereich des Skrotums auf. Zusätzlich können sich auch Kondylome in der Harnröhre oder im Analbereich entwickeln.
Bei Frauen kommen Kondylome auf den Schamlippen, innerhalb der Scheide und im umgebenden Vaginalbereich vor. Nicht selten breiten sie sich aber auch im Zervikalbereich oder im Analbereich aus.
Feigwarzen können aber auch für das bloße Auge unsichtbar sein. Man spricht dann von flachen Kondylomen. Sie sind nur vom Arzt durch spezielle diagnostische Verfahren (zum Beispiel den Essigsäuretest) festzustellen.
Gleichgültig, ob sichtbare oder unsichtbare Kondylome vorliegen, sind die Symptome meist die gleichen: Es treten Hautreizungen und Juckreiz, manchmal auch Ausfluß und leichte Blutungen auf. Frauen klagen oftmals über Schmerzem beim Geschlechtsverkehr, wenn der Zervikalbereich betroffen ist. Haben sich Kondylome innerhalb der Harnröhre angesiedelt, bereitet dies Männern häufig Probleme beim Wasserlassen.
Die kürzeste Inkubationszeit beträgt drei bis acht Wochen nach der ersten Ansteckung. Die Latenzzeit zwischen Ansteckung und Ausbildung von Vorstufen von Krebserkrankungen beträgt bis zu 10 Jahren und mehr.
Viele Menschen können jahrelang Virusträger sein, bevor es zu einer Ausbildung von Warzen kommt. Ähnlich wie die Herpes-Viren können auch die Papilloma-Viren über einen längeren Zeitraum hinweg inaktiv sein. Wieder andere Menschen sind infiziert und bekommen niemals Feigwarzen.
Kein Infizierter weiß also, wann und wo er sich angesteckt haben könnte. Tatsächlich kann eine Ansteckung schon vor langer Zeit stattgefunden haben. Das plötzliche Auftreten von Kondylomen läßt oftmals den Partner glauben, dass der andere Partner untreu war. Partnerschaftsprobleme und Ehestreitigkeiten aufgrund von HPV-Erkrankungen dürften keine Seltenheit sein.