Als vielfach unterschätzt gelten nach wie vor Gewebeveränderungen im Mund- und Rachenraum. Dabei stellen sich diese in Deutschland bei mehr als 13.000 Menschen pro Jahr als Mundkrebs heraus. Besonders tückisch: Betroffene erkennen die gefährliche Schleimhautveränderung oftmals sehr spät, da sie kaum Beschwerden verursacht. „Eine frühzeitige Diagnose hilft jedoch, die Heilungschancen zu erhöhen“, betont Dr. med. dent. Christian Juncu , Fachzahnarzt für Oralchirurgie mit den Schwerpunkten Implantologie und chirurgische Parodontologie an der Zahnklinik Rhein-Ruhr in Mülheim an der Ruhr.
Bestimmte Anzeichen sprechen für eine anormale Gewebebildung im Mund- und Rachenraum, die sich zu bösartigen Zellen entwickeln kann. „Treten etwa kleine, nicht abheilende oder blutende Schleimhautwucherungen an Zahnfleisch, Zunge oder Mundschleimhaut auf, sollten Betroffene diesen Aufmerksamkeit schenken“, rät Dr. Juncu. Verschwinden die oftmals mit Schwellungen und Schmerzen verbundenen Irritationen nicht innerhalb einer Woche, empfiehlt sich ein Zahnarztbesuch. Auch nicht heilende Wunden nach Zahnentfernungen oder aufgrund schlecht sitzender Prothesen sollten Patienten von ihrem Arzt überprüfen lassen. Symptome wie rote oder weiße Flecken, Sensibilitätsverluste oder Taubheitsgefühle im Mundraum können ebenfalls auf einen Tumor hindeuten. Auffälliges Gewebe erkennen Spezialisten meistens schon mit bloßem Auge und leiten weitere Untersuchungsschritte ein. Daher empfehlen sich zur Vorsorge halbjährliche Kontrollbesuche beim Zahnarzt. Hierbei überprüft er nicht nur Zähne und Zahnfleisch auf ihre Gesundheit, sondern wirft auch ein Auge auf Zunge, umliegende Schleimhäute und Rachenraum. Auffälliges Gewebe untersucht er anschließend mit der sogenannten Bürstenbiopsie auf gut- oder bösartige Strukturen. In unsicheren Fällen überweisen Zahnmediziner ihre Patienten an Fachzahnärzte für Oralchirurgie oder Fachärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.
Mit der Bürstenbiopsie , lässt sich medizinisch überprüfen, ob eine Krebserkrankung vorliegt. „Dabei streichen wir einen feinen Bürstenkopf über die irritierte Stelle und tragen so einige Zellen ab“, erklärt Dr. Juncu das für den Patienten kaum spürbare Verfahren. Es kommt im Rahmen der normalen Vorsorgeuntersuchung zum Einsatz und wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Labormedizinische Tests geben nach kurzer Zeit Aufschluss über das Ergebnis. Größte Diagnosesicherheit bietet aber nach wie vor die herkömmliche Biopsie mittels einer chirurgischen Gewebeprobe, die Zahnärzte und Oralchirurgen in bestimmten Fällen dem Bürstenabstrich vorziehen. Handelt es sich bei den entnommenen Zellen um Tumorvorstufen, lässt sich die veränderte Schleimhaut in der Regel leicht entfernen und eine bösartige Entwicklung verhindern. Anschließende regelmäßige Kontrolluntersuchungen decken mögliche neue Hautveränderungen schnell auf.