Das Zähneputzen als Maßnahme zur häuslichen Oralprophylaxe ist für die meisten Patienten eine Selbstverständlichkeit. Doch wird eine andere wichtige Hygiene-region meist noch immer ausgespart: die Zunge. Dabei gilt in wissenschaftlichen Kreisen der Belag auf ihrem dorsalen Teil als schädlich für die Mundgesundheit - und sicher ist er die Hauptursache für üblen Atem (Halitosis). Die zahnärztliche Pra-xis ist daher eine wichtige Anlaufstelle für die Betroffenen, um-so erstaunlicher erscheint es, dass die Halitosis-Therapie in Deutschland noch immer nur von sehr wenigen Zahnmedizinern angeboten wird. Ein großer Fehler, wie Experten auf dem “1. Medizinischen Kongress zur Zungenhygiene” am 18. Februar 2004 in Dresden betonten. Die Referenten aus Wissenschaft und Praxis forderten daher vor mehr als 200 Zahnärzten und Helferinnen, die Zungenpflege dringend stärker in Beratung und Therapie zu berücksichtigen.
Der Oralprophylaxe in Deutschland wird in den letzten Jahren allgemein mehr Beachtung geschenkt - sowohl die Bemühungen des Patienten zur häuslichen Mundpflege als auch die professionelle Prophylaxe in der zahnärztlichen Praxis nehmen zu. Die Zunge als wichtige Hygieneregion und Ursprungsort von Halitosis wird dabei zwar noch immer vernachlässigt, doch weckt auch sie jetzt verstärkt das Interesse der Zahnmedizin - wie das hohe Interesse für den “1. Me-dizinischen Kongress zur Zungenhygiene” am 18. Februar 2004 in Dresden zeigte: Mehr als 200 Zahnärzte und Helferinnen folgten dabei der Einladung eines Fachverlags und GlaxoSmithKline in das renommierte Deutsche Hygiene-Museum, das auf Odol-Gründer Carl August Lingner und damit selbst auf einen Vorkämpfer gegen schlechten Atem zurückgeht.
“Die Zungenoberfläche bietet Bakterien mit ihren unzähligen Mikro-Nischen ideale Lebensbedingungen. Somit tragen die Mikroorganismen ständig zur Rückbesiedlung der Zähne nach dem Putzen bei. Will man also die Gesamtzahl der Bakterien im Mundraum wirksam mindern, dann sollte man neben den Zähnen auch die Zunge täglich säubern”, betonte Prof. Dr. med. dent. Andrej Kielbassa von der Charité - Universitätsmedizin Berlin. “Einen der für Bakterien gemüt-lichsten Frachträume stellt die Mundhöhle dar, wobei verschiedene Besiedlungsareale unterschieden werden können”, sagte auch Mik-robiologe Dr. rer. nat. Lutz Netuschil von der Uni-Klinik Dresden. Dabei entsteht im frischen Speichel bereits nach wenigen Stunden eine Reihe von flüchtigen Verbindungen, vor allem Amine und Schwefel-verbindungen, die auch als VSC (Volatile Sulphur Compounds) be-zeichnet werden. Besonders leicht zu erfassen für die menschliche Nase ist dabei das Methylmercaptan, das 100mal intensiver riecht als Schwefelwasserstoff.
Schätzungen gehen von etwa 20 Prozent der erwachsenen Bevölke-rung Europas aus, die unter Mundgeruch leiden. Zwar glauben noch immer die meisten Betroffenen und auch viele Ärzte und Zahnärzte, die Ursachen für Halitosis seien im Bereich des Magen-Darm-Trakts zu suchen - doch geht übler Atem in bis zu 90 Prozent der Fälle vom Mundraum aus und dabei wiederum am häufigsten vom dorsalen Teil der Zunge. “Wenn auch bei der großen Mehrzahl der Patienten die Ursache für Halitosis in der Mund- und Rachenhöhle zu suchen ist, werden häufig zuerst Internisten oder Gastroenterologen mit dem Problem konfrontiert. Zur Lösung ist ihr Beitrag aber nur gering bis minimal”, bestätigte Internist Dr. med. Friedrich W. Korsten auf dem Dresdner Kongress, “Halitosis als Symptom ist sicher zunächst in der zahnärztlichen Praxis gut aufgehoben.” Der Referent werwies darauf, das zwar 80 Prozent der Im Zusammenhang mit einer Halitosisabklärung erfolgten Magenspiegelungen ohne Ergebnis sind, dass aber bei 20 Prozent andere, bislang nicht diagnostizierte Krankheitsbilder aufgedeckt werden. Von Erfahrungen aus der täglichen Arbeit mit Betroffenen berichtete anschließend der niedergelassene Zahnarzt Dr. med. dent. Stefan Koch aus dem thüringischen Sonneberg. “Die Halitosetherapie in Deutschland und Europa wird von Zahnärzten leider immer noch recht stiefmütterlich behandelt und kaum als vollwertige Therapie anerkannt. Dabei fällt diese Problematik auch in ihr Gebiet”, mahnte er in seinem Beitrag. Zudem wurde darin u.a. Chlorhexidin-Gel zur Initialtherapie und auf Produkte zur nachfolgen-den häuslichen Zungenpflege verwiesen - wie etwa auf eine neue Zahnbürste mit zusätzlichen Lamellen zur Zungenreinigung auf der Rückseite des Bürstenkopfes bzw. auf eine neuentwickelte Zahncreme die mit einem besonders feinporigem Schaum und antibakteriell wirkenden Zinkchlorid ihr Wirkspektrum auf den Zungenrücken ausdehnen kann.
Diskutiert wurde auch sich eventuell ergänzende Wirkprofile einer zinkhaltigen Zahncreme, kombiniert mit einer niedrig dosierten Chorhexidin Mundspüllösung, die zur längerfristigen Anwendung geeignet ist. Mehr Wissenswertes rund um die Zungenreinigung - von der Beschaffenheit der Zunge bis zur Halitosis - ist weiterhin im Internet unter www.zungenhygiene.de erhältlich.