Die Schutzengel unserer Sehschärfe heißen Lutein und Zeaxanthin. Diese beiden Carotinoide pigmentieren das Zentrum des schärfsten Sehens: die Makula, auch genannt “Gelber Fleck”. Lutein und Zeaxanthin bedingen die Gelbfärbung. Werden diese Farbstoffe in der Makula abgebaut, degeneriert sie und der “Gelbe Fleck” wird zum dunklen Schatten. Die Sehschärfe lässt immer stärker nach – bis mitten auf dem Gesichtsfeld eine Art “Matschfleck” erscheint, der nicht mehr weg geht. Dann ist die Altersbedingte Makula-Degeneration AMD voll ausgebildet – und zwar in ihrer so genannten trockenen Form. Sieht der Kranke über den dunklen Schatten hinaus auch noch verbogene, verzerrte Linien, so dass ihm beispielsweise ein Türrahmen verkrümmt erscheint, dann leidet er unter der “feuchten” Form der AMD. Diese ist zwar therapierbar –aber nur soweit es das Sehen verzerrter Linien betrifft. Gegen den dunklen Schatten auf dem Gesichtsfeld ist nichts zu machen, wenn es mal soweit zum Zelluntergang in der Makula gekommen ist. Hier hilft nur Vorbeugung und das bedeutet unter anderem, seinem Körper immer genügend Lutein und Zeaxanthin zur Gesunderhaltung der Makula zuzuführen. Weitere Schutzstoffe für dieses wertvolle Sehzentrum im Auge sind die Vitamine C und E sowie Beta-Carotin (Pro-Vitamin) und Zink (Spurenelement).
Der “Gelbe Fleck” befähigt zum Lesen, Erkennen von feinen Einzelheiten und Unterscheiden von Farben. Lutein und Zeaxanthin haben als Pigmente im Auge die Aufgabe, gefährliche Strahlen, zum Beispiel Sonnenlicht, zu filtern. Außerdem sind sie als Antioxidantien in der Lage, Freie Radikale, die durch UV-Strahlung gebildet werden, unschädlich zu machen.
“Die AMD hat zwei besondere Tücken: Zum einen entsteht sie schleichend und der Verlust der Sehschärfe wird zunächst nicht als alarmierend empfunden. Zum anderen ist zumindest die trockene Form, bei der im Endstadium die Sehkraft durch einen dunklen Schatten in der Mitte des Gesichtsfeldes sehr stark eingeschränkt wird, nicht behandelbar”, erklärte PD Dr. Konrad Kohler von der Universitätsaugenklinik Tübingen. Der Experte für Augenheilkunde verwies darauf, dass insbesondere die Prävention dieser Erkrankung weitaus nachhaltiger betrieben werden müsse als bisher, da therapeutische Bemühungen bisher die Kranken nicht heilen und ihnen nicht wieder zur Freude an einem ungetrübten alltäglichen Sehen verhelfen könnten. Auch wenn die Erkrankung hauptsächlich ab dem 60. Lebensjahr auftritt, bei über 70-Jährigen bereits jeden Zehnten und dann ein Fünftel der über 80-Jährigen bereits ereilt hat: Die Vorbeugung dagegen ist in einer Bevölkerung mit ständig steigender Lebenserwartung von Kindesbeinen an eine Aufgabe mit drei Eckpfeilern: konsequenter Schutz der Augen vor UV-Strahlung (Sonnenbrille), Nichtrauchen und carotinoidreiche Ernährung, mit Betonung auf den Farbstoffen Lutein und Zeaxanthin.
Lutein und Zeaxanthin kann der Körper selbst nicht bilden, die beiden Carotinoide müssen ihm über die Nahrung zugeführt werden. Nennenswerte Mengen sind zum Beispiel in Grünkohl, Spinat, Staudensellerie, Lauch, Broccoli, Kopfsalat, Erbsen oder Kürbis enthalten.
In einer Untersuchung der Universität von Salt Lake City (USA) aus dem Jahr 2002 wurde mit einem neuartigen Laser-Verfahren genau nachgemessen, dass AMD-Patienten sehr niedrige Spiegel an Lutein und Zeaxanthin in der Makula haben und dass die Gabe eines hochdosierten Lutein-Präparates (über 4 Milligramm pro Tag) den Luteinspiegel in der Makula ansteigen ließ.
Für großes Aufsehen sorgte eine aktuelle Studie an der Florida International University in Miami (USA). Dort konnten die Autoren experimentell bestätigen, was durch vorherige Versuche bereits nachgewiesen war: Die Zufuhr von Lutein- und Zeaxanthin-Präparaten erhöhte die Dichte des gelben Augenpigments in der Makula. Diese stellte Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski von der Universität Hohenheim vor. Er erläuterte außerdem einen weiteren Meilenstein in der Makula-Forschung 2001, den AREDS (age-related eye disease study)-Report. Darin zeigte sich, dass die Radikalfänger Vitamin C und E sowie Beta-Carotin in Kombination mit Zink ebenfalls vorbeugend auf AMD wirken.
Um möglichst genau sagen zu können, wie hoch die Menge an antioxidativen Substanzen, wie Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin oder Lutein und Zeaxanthin sein muss, sind weitergehende Studien notwendig. Bei Lutein und Zeaxanthin sind derzeit 3-4 mg pro Tag als optimale Menge zur Vorbeugung gegen AMD in der Diskussion internationaler Experten. Diese Dosis ist über eine gezielte Obst- und Gemüseauswahl im Speiseplan nur schwer erreichbar, wie verschiedene Verzehrsstudien zeigen. Einen Ausweg aus dieser Situation schaffen die ersten Vitamin-Präparate, die zumindest mit Lutein zur Nahrungsergänzung neuerdings erhältlich sind.
Bernstein P et al.: Resonance Raman measurement of macular carotenoids in normal subjects and in age-related macular degeneration patients. Ophthalmology 109, 1770-1787, 2002
Bone RA et al.: Lutein and zeaxanthin dietary supplements raise macular pigment density and serum concentrations of these carotenoids in humans. J Nutr 133, 992-998, 2003
AREDS-Research Group: A randomized, placebo-controlled clinical trial of high-dose supplementation with vitamins C and E, beta-carotene, and zinc for age-related macular degeneration and vision lost. AREDS Report Nr. 8, Arch Ophthalmol 119, 1417-1436, 2001