Hintergrund: Antioxidative Vitamine als Gedächtnisstütze? Eine interessante Idee, denn unser Gehirn hat einen hohen Verbrauch an Sauerstoff, so dass potentiell auch große Mengen freier Radikale generiert werden. Gleichzeitig ist das Gehirn durch den hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren anfällig für oxidative Schäden. Wenn solche Schäden über die Jahrzehnte akkumulieren, steht das vielleicht in Zusammenhang mit der im Alter nachlassenden geistigen Leistungsfähigkeit und der Versorgung mit Antioxidantien? Diese Zusammenhänge wurden jetzt mit Hilfe von Daten aus einer der weltweit wohl größten prospektiven Kohortenstudien - der Nurses Health Study - untersucht.
Design: In die Analyse wurden 14 968 Teilnehmerinnen der Nurses Health Study einbezogen. Sie wurden von 1980 bis Mitte der 90er Jahre alle zwei Jahre unter anderem dazu befragt, inwieweit sie Vitamin E und/oder C-Supplemente (und andere Produkte) verwendeten und wenn ja, wie oft, wie lange, und in welcher Dosis. Ihre kognitiven Fähigkeiten wurden zwischen 1995 und 2000 in Telefoninterviews mittels standardisierter, validierter Tests überprüft. In der Analyse wurden mögliche Störfaktoren berücksichtigt.
Ergebnis: Zum Zeitpunkt des Telefoninterviews waren die Studienteilnehmerinnen im Mittel 74 Jahre alt, 33 Prozent von ihnen verwendeten Vitamin E und C-Präparate, und weitere 20 Prozent Vitamin E, im allgemeinen in Dosierungen zwischen 100 und 600 mg. Etwa ein Drittel von ihnen nahm die Präparate bereits seit mehr als zehn Jahren. Verwenderinnen von Vitamin E und C schnitten bei den Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit signifikant besser ab als die Frauen, die solche Präparate nie verwendet hatten. Dieser Effekt trat umso deutlicher hervor, je länger die Frauen die Präparate verwendet hatten, und war besonders ausgeprägt bei Frauen mit niedriger Vitamin E-Zufuhr über die Nahrung. Die Ergebnisse zu Kombination von Vitamin E und C entsprachen in etwa denen zu Vitamin E allein.
Fazit: Laut den Wissenschaftlern um Prof. Walter Willett, Harvard School of Public Health, Boston, USA, war der Effekt der Vitamine E und C in bezug auf die kognitiven Fähigkeiten damit vergleichbar, ein bis zwei Jahre jünger zu sein. Dieser Zusammenhang solle in dafür konzipierten Studien weiter untersucht und bestätigt werden, denn er könne in unserer alternden Bevölkerung von großer Bedeutung sein.