Wir Reisen wieder - wenn auch noch nicht so rege, wie vor Corona, aber die Tendenz ist steigend. Vor allem Reisziele in jenen Regionen, die dann Sommer haben, wenn bei uns der nasskalte Winter vorherrscht, liegen im Trend.
Doch die vermehrt auftretenden sintflutartigen Regenfälle und Überschwemmungen im Nordwesten des fünften Kontinents bedingen, dass die Wassermassen nur langsam wieder abfließen. Und das bietet ideale Bedingungen zur Vermehrung der Mückenpopulation, die als Überträger für das JE-Virus gilt. Schon seit vergangenem Jahr muss man in einigen Regionen Australiens mit Infektionen des von Mücken übertragenen Virus rechnen, das als Auslöser für die Japanische Enzephalitis (JE-Virus) gilt. Da es derzeit keine spezifische Therapie gegen das JE-Virus gibt, ist der Schutz vor einer Infektion besonders wichtig. Das heißt u. a. ab der Dämmerung lange Kleidung tragen, Insektenrepellents verwenden und unter einem Moskitonetz schlafen.
Anfang Februar wurde im Bundesstaat Victoria eine Infektion bestätigt, der zweiten in diesem australischen Sommer. Im vergangenen Jahr waren im März erstmals Infektionen beim Menschen in den Bundesstaaten New South Wales, Victoria, Queensland und South Australia bekannt geworden und es war zu neun Todesfällen gekommen.
Bis dahin galt das JE-Virus als rein asiatischer Krankheitserreger. Auf australischem Territorium umfasste das Endemiegebiet lediglich einige Inseln der Torres-Straße.
Das australische Gesundheitsministerium hat bei über 800 Menschen im Norden Victorias Blutproben genommen, die durch einen Fragebogen zu früheren Infektionen und Lebensumstände ergänzt wurden. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass etwa drei Prozent der Bevölkerung bereits eine (asymptomatische) Infektion durchgemacht hat und das Virus somit weiter verbreitet ist als bislang angenommen. Die Behörden haben daher ihre Impfempfehlungen gegen das JE-Virus ausgeweitet und die Bevölkerung aufgefordert, sich gegen Mückenstiche wirksam zu schützen.
Das die Japanische Enzephalitis (JE) auslösende Virus findet seine Wirte hauptsächlich Wasservögel und Schweine. Die Übertragung erfolge dabei nicht direkt vom Tier auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch, sondern durch den Stich von dämmerungs- und nachtaktiven Stechmücken (vor allem der Gattung Culex).
Erfreulicherweise blieben bisher die meisten Infektionen mit dem JE-Virus entweder unbemerkt oder verlaufen mild mit lediglich grippeähnlichen Symptomen. Aber: Eine von 250 symptomatischen Infektionen nimmt einen schwereren Verlauf. Er ist gekennzeichnet durch hohes Fieber und eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute, die sich mit Nackensteifigkeit, Krampfanfällen, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma äußere. „Bis zu 30 Prozent dieser schwer betroffenen Patienten versterben, weitere 30 bis 50 Prozent tragen bleibende neurologische Schäden davon“, berichtet der Reisemediziner Professor Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM.
Seit 2009 ist in Europa ein Impfstoff gegen die Japanische Enzephalitis zugelassen, der gut verträglich ist und bereits ab einem Alter von zwei Monaten verabreicht werden kann. Reisende sollten sich daher zur Impfung reisemedizinisch beraten lassen. Vor allem wenn ein mehrwöchiger Aufenthalt in einem Endemiegebiet oder Outdoor-Aktivitäten in ländlichen Regionen geplant sind. Auch bei kürzeren Aufenthalten sei zu einer Impfung zu raten, wenn bestimmte Risikofaktoren vorlägen. Dazu zählten etwa ein Alter über 50 Jahre, chronische Erkrankungen oder eine Schwäche der Immunabwehr.