Gibt es einen Zusammenhang von Geländeform und menschlicher Persönlichkeit? Diese Frage stellte man sich an der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems & University of Cambridge und wertete 3 Millionen Datensätze einer internationalen Studie aus, die jetzt in Nature Human Behaviour veröffentlicht wurde.
Dass in den Bergen, vor allem in hochalpiner Landschaft beheimatete Menschen eher introvertiert und weniger weltoffen sind, lässt sich zumindest seit Beginn des Tourismus in den Alpen beobachten. Bergbauern, egal wo, reden nicht gerne und schon gar nicht viel. Ob sie deswegen allerdings emotional stabiler sind als andere? Laut der Studie sind Bewohner aus alpinen Regionen auch weniger gewissenhaft und eher nicht verträglich! Dafür aber offener für neue Erfahrungen. Die Studie, mit hauptsächlich aus den USA gespeisten Daten, zeigt auf, wie Persönlichkeitsmerkmale in den Zusammenhang zur Geländeform am Lebensmittelpunkt der beteiligten Personen stehen.
Als wesentlicher Einflussfaktor wurde das soziokulturelle Umfeld der Bergregionen identifiziert. Die Studie mit österreichischer, britischer, amerikanischer und australischer Beteiligung, analysierte dazu 3.387.014 Datensätze aus den USA und ging u.a. der Frage nach, in wie weit Menschen, die in alpinen Regionen leben besondere Persönlichkeiten sind. Denn schon bei der ersten Besiedlungen mussten sie ja extremen Hindernissen entgegen treten und diese auch meistern. “In unserer Studie fragten wir nun, ob es auch heute Spuren dieser Pionierpersönlichkeiten in den dort lebenden Menschen gibt – und wenn ja, warum?“, erläutert Prof. Stieger den Hintergrund der Studie. „Sind es die Berge selbst oder die speziellen soziokulturellen Gegebenheiten, die dort das Individuum prägen?“
Die Antwort auf beide Fragen fiel erstaunlich eindeutig aus. Menschen in den Bergregionen der USA (aber es dürfte generell für alle alpinen Regionen der Erde gelten) sind im Vergleich zu Personen aus flacheren Regionen weniger verträglich, tendieren dazu, eher introvertiert zu sein und sind weniger gewissenhaft; gleichzeitig sind sie aber emotional stabiler und offener für neue Erfahrungen. Dabei sind die Unterschiede zwar nur sehr gering, jedoch stabil. „Wir konnten sogar eine kontinuierliche Verschiebung der Persönlichkeitsmerkmale mit zunehmend bergigen Gelände erkennen“, erläutert Prof. Stieger. Die weitere Analyse zeigte dann auch, dass der Gesellschaftseinfluss bzw. der des soziokulturellen Umfelds auf fast all diese Merkmale stärker ist als der Einfluss durch die physische Präsenz der Berge. Die höhere emotionale Stabilität und die Offenheit für neue Erfahrungen scheint zum größten Teil soziokulturell beeinflusst zu sein d.h. lokale Traditionen und soziale Normen spielen hier eine größere Rolle als der direkte Einfluss der Topographie.