Für Menschen die unter dem Krankheitsbild Zöliakie leiden, ist ein glutenfreie Ernährung ein Muss: Gluten ist ein Klebereiweiß des Weizens und verwandter Getreidearten wie Dinkel, Roggen und Gerste. Bei Zöliakie-Patienten verursacht dieser Eiweiß Dünndarmentzündungen wodurch sich die Ausstülpungen des Darms zurückbilden und sich die Darmoberfläche verringert. Dies hat gesundheitliche Folgen: Der Darm ist nicht mehr in der Lage genügend Nährstoffe zu absorbieren und es treten langfristige Mangelerscheinungen auf.
In Deutschland sind Rund 0,3 Prozent der Bevölkerung betroffen, eine relativ kleine Zahl. Wie lässt sich dann der Boom glutenfreier Ernährung erklären? In den Medien tauchen immer häufiger Berichte über den gesundheitsfördernden Effekt einer Diät die auf Gluten verzichtet. Viele prominenten Persönlichkeiten wie Lady Gaga oder Miley Cyprus bekennen sich öffentlich dazu, ohne Gluten zu leben. Die Zahlen aus der Lebensmittelindustrie bestätigen die Existenz dieses Trends: noch nie gab es so viele glutenfreie Produkte auf dem Markt wie heutzutage, Tendenz steigend.
Aus wissenschaftlicher Sicht jedoch, gibt es keine Belege, dass eine glutenfreie Ernährung tatsächlich gesünder ist 1. Einige Untersuchungen zeigen sogar, dass der Verzicht auf Gluten die Aufnahme bestimmter Mikronähstoffen erschweren könnte. Dazu gehören Vitamin B1, B2, B6 und Folsäure, sowie die Mineralstoffe wie Eisen und Magnesium. Glutenfreie Produkte wie Brot, Kekse oder Pasta enthalten oft weniger Eiweiß, Zink und Kalium als die entsprechenden glutenhaltigen Varianten. Derzeit sind die Ernährungswissenschaftler deshalb eher der Meinung, dass eine glutenfreie Diät für gesunde Menschen keinerlei Vorteile bietet.
Gaesser, G. Angadi S.:“Navigating the gluten-free boom” In: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26208009 ↩