Weil mangelnde Aufmerksamkeit und Konzentration in manchen Fällen konterproduktiv sein können oder gar gefährlich- denken wir zum Beispiel am Straßenverkehr- gilt Tagträumen als unerwünscht, ja sogar als eine Art Schwäche.
Nun haben Wissenschaftler des Leipziger Max-Plank-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften zusammen mit Kollegen der Universität York in England herausgefunden, dass Tagträumen kein Aussetzer bedeutet, sondern sogar ein wünschenswerter Zustand sein kann: wenn man den Gedanken freien Lauf lässt und ihnen assoziativ nachgeht arbeiten bestimmte Neuronengruppen, die für kognitive Kontrolle zuständig sind, sogar besser als im „Normalzustand“.
Dabei unterscheiden die Wissenschaftler zwischen zwei Arten von Tagträumen. Die eine Form kann als „spontanes Abschweifen“ beschrieben werden. Dann gibt es das spontane „Brainstorming“, wenn also verschiedene mögliche Lösungen oder zukünftige Ereignisse als Probelauf durchgespielt werden. Letztere Form soll sogar dazu führen, dass sich bestimmte präfrontale Regionen des Cortexes stärker ausbilden und ausgewählte Hirnnetzwerke stärker überlappen. Diese Vernetzung regt das neuronale Kontrollsystem an, das wiederum die Gedanken eine stabilere Richtung lenkt . In anderen Worten, Tagträumen ist kein Aussetzen im Sinne von Willkürlichen Gedankenabfolgen, sondern ist neuronal gesteuert und produktiv.
„Tagträumen sollte also nicht als etwas Störendes betrachtet werden“ so das Fazit der Wissenschaftler. „Kann man sie gut kontrollieren, sie also unterdrücken, wenn es wichtig ist, und ihnen freien Lauf lassen, wenn es möglich ist, kann man den größtmöglichen Nutzen aus ihnen ziehen.“