Mit einem „Rote-Hand-Brief“ haben die Zulassungsinhaber von Arzneimitteln, die den Wirkstoff Hydrochlorothiazid (HCT) enthalten auf ein mögliches Langzeitrisiko hingewiesen: Auswertungen dänischer Gesundheitsdaten in pharmakoepidemiologische Studien zeigen, dass steigende kumulative Dosen von HCT anscheinend das Risiko erhöhen, an weißem Hautkrebs zu erkranken. Das sollte aber nicht zu Kurzschlussreaktionen führen. Ob mit oder ohne HCT: Der Bluthochdruck muss in jedem Fall behandelt werden.
Nun haben alle pharmazeutischen Hersteller des Diuretikums Hydrochlorothiazid (HCT) in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen „Rote Hand-Brief“ herausgegeben [1], denn aktuelle Studiendaten weisen darauf hin, dass die Substanz, mutmaßlich auf Grund ihrer photosensibilisierenden Wirkung, anscheinend das Risiko für weißen Hautkrebs erhöht. Auslöser für die Warnung sind zwei aktuelle skandinavische Langzeitstudien. Ausgewertet wurden Gesundheitsdaten aus Dänemark über einen längeren Zeitraum [2]. Die Studien legen dringend einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von HCT und der Entstehung von weißem Hautkrebs nahe, ohne dass letztlich ursächlich nachgewiesen wurde, ob der weiße Hautkrebs auch wirklich auf die Einnahme von HCT zurückzuführen ist. In diesen Studien fehlen beispielsweise wichtige Informationen zum Ausmaß der Sonnenexposition und dem Hauttyp der Betroffenen.
Der „Rote-Hand-Brief“ empfiehlt Ärzten, Patienten, denen sie die Substanz verschrieben haben, auf dieses Risiko aufmerksam zu machen. Bei Einnahme von HCT als Mono- oder Kombinationspräparat empfiehlt es sich, die Haut regelmäßig auf neue Hautveränderungen hin zu beobachten bzw. auf mögliche Veränderungen vorbestehender Hautveränderungen zu achten. Verdächtige Veränderungen sollten mit dem Arzt besprochen werden. Es ist wichtig, dass Patienten ihre Blutdruckmedikation nicht eigenmächtig absetzen. Ein Absetzen kann zu Folgen führen, die gefährlicher sind und schwerer zu behandeln sind als weißer Hautkrebs (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt). Verunsicherte Patienten sollten gemeinsam mit ihrem Hausarzt den individuellen Nutzen gegen das individuelle Risiko abwägen und entscheiden, ob eine Therapieumstellung erfolgen soll. Patienten, die HCT weiterhin als Blutdrucksenker einnehmen, sollten auf einen ausreichenden Hautschutz vor Sonnen- und UV Einstrahlung achten.