Auch in der Medizin machen sich die Auswirkungen zirkadianer Rhythmen bemerkbar. Die Wirkung von Arzneimitteln kann beispielsweise unter anderem von der Tageszeit abhängen. Ein Beispiel: Ein bestimmtes Lokalanästhetikum, wie es z.B. der Zahnarzt einspritzt, um das Bohren erträglicher zu machen, wirkt in der gleichen Dosierung am frühen Nachmittag etwa dreimal länger als am frühen Morgen. Untersuchungen konnten zeigen, daß die Empfindlichkeit gegenüber z.B. Zahnschmerzen beim Menschen gegen 15 Uhr am geringsten ist. Doch nicht nur die Wirkung von Schmerzmitteln, auch die von Wirkstoffen zur Behandlung von Asthma oder Allergien unterliegt gewissen tagesrhythmischen Schwankungen. Mit diesen Schwankungen und ihren Auswirkungen auf die medikamentöse Behandlung befaßt sich ein ganz spezieller Zweig der Medizin, nämlich die Chronopharmakologie. Selbst Beginn und Ende des menschlichen Lebens “bevorzugen” bestimmte Tageszeiten: Wehen beginnen spontan meist zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens, die Geburten folgen am frühen Morgen oder Vormittag. Todesfälle sind statistisch gesehen am häufigsten gegen 6 Uhr morgens.