Die Reise auf die Azoren ist eine wunderbare Entdeckungsfahrt in die Vergangenheit und in traumhafte Natur. Der Sage nach handelt es sich bei dem Archipel, das mitten im Atlantik liegt, um das untergegangene Atlantis. Die neun Vulkaninseln sind aber in Wirklichkeit „nur“ die aus dem Ozean herausragenden Spitzen eines Gebirges – aus 8.000 Metern Tiefe. Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Azoren von Seefahrern, die auf der Suche nach „dem Ende der Welt“ waren, entdeckt. Sie gaben den Inseln den Namen „acores“ – portugiesisch für Habichte, für die sie die dort heimischen Bussarde fälschlicherweise hielten… Seit dieser Zeit siedelten auf den Eiländern vor allem Portugiesen, Mauren, Juden und Franzosen, die Azoren gehören politisch zu Portugal und sind seit 1976 autonom. Weder spielten die Azoren weltpolitisch eine Rolle, noch wurden sie vom Massentourismus entdeckt. Dabei locken die Inseln vor allem durch ihr ganzjähriges mildes Klima, herrliche Kraterseen, Vulkankegel und Geysire. Auf dem Meer kann man Wale und Delfine bewundern, an Land fangfrischen Fisch genießen. Und Tee, Tabak und Ananas, die dank des Mikroklimas dort gedeihen. Die Azoren sind ein Paradies für Aktivurlauber: Wandern, Tauchen, Bergsteigen, Mountainbiken, Golfen, Surfen und vieles mehr sind sehr gut möglich.
Was man in einer Woche auf den Azoren erleben kann – ein Reisebericht.
SATA International – die azorianische Fluglinie – fliegt in den Sommermonaten von Frankfurt und München nonstop nach Ponta Delgada, der Hauptstadt von Sao Miguel. Der Urlaub beginnt im Flieger: Alles geht nein bisschen langsamer. Verpflegung und Service entsprechen dagegen dem internationalen Standard. Die Insel Sao Miguel erkundet man am besten per Mietwagen. Die sportlichen erobern das bergige Eiland mit dem Fahrrad.
Egal, ob aus dem 3.000 Kilometer entfernten Amerika oder dem 1.500 Kilometer entfernten Portugal: An den Ufern der Azoren treffen sich die Wellen, bauen sich meterhoch auf und schlagen zur Freude der Badenden an kleinen Sandstränden an. Das Treiben auf den Sandstränden kann man aus sicherer Entfernung bei auf der Insel gebrautem Bier beobachten. Weniger heimelig dagegen: die hiesigen Vulkanstrände. Atemberaubend, die Abfahrt zum Ponta da Ferraria: Von den steilen Serpentinen aus sieht man das Meer türkisfarben branden. Zeitzeuge ist das ehemalige Thermalbad. Einst gebaut für Rheumakranke. Schnell merkte man, dass das Klima im Winter der Genesung eher abträglich ist. Heute wird die Öffnung des Thermalbades wieder diskutiert. Die heutigen technischen Möglichkeiten bieten einer Neueröffnung eine gute Chance. Dieses kleine Paradies hätte das wahrlich verdient.
Das gute Wetter kommt von den Azoren (Hoch). Zumindest ist das der einzige Punkt, den man im Atlantik dafür lokalisieren kann. Die Daten, die aus den Wettervorhersagen für Europa bekannt sind, kommen von dem in der Nähe der Azoren entstehendem Lufthochdruck. Auf den Azoren selbst kann niemand das Wetter vorhersagen. Sonne und Regen wechseln sich in kürzester Zeit ab, dabei wird es nie richtig heiß, aber auch nie richtig kalt. Einen warmen Pullover sollte man immer im Gepäck haben, luftige Sandalen aber auch. Immer dabei sollte eine Regenjacke sein. Dafür entschädigt eine üppige Vegetation und das angenehme, salzige Seeklima. Ein wahrer Genuss für das Auge sind saftige Täler und grüne Wiesen. Botanik-Fans finden hier Pflanzen aus der ganzen Welt. Dazu kommen die außergewöhnlichen Wasserfälle und wohlig warm brodelnde Thermalquellen – die Azoren sind Vulkaninseln.
Die Inselbewohner sind ausgesprochen höflich, hilfsbereit und freundlich. Touristen haben gute Karten auf den Azoren: Die Inseln sind (bisher) vom Massentourismus verschont. Die Mentalität der Inselbewohner ist ursprünglich und doch weltoffen. Viele Azorianer sprechen recht gut englisch, was die Verständigung mit den Touristen sehr leicht macht. Das liegt zum einen daran, dass sehr viele Azoreaner Verwandte in den Staaten haben, da die USA das bevorzugte Auswanderungsziel ist und auch nur dreieinhalb Flugstunden entfernt ist, also auch für Urlauber interessant. Die 250.000 Einwohner der Azoren gehören politisch zu Portugal – Mentalität und Kultur sind allerdings sehr eigenständig. Einzige Ausnahme: Der Fußball und die Siesta. Den Azorianer trifft man im Kaffee gerne bei einem Bica (Espresso) oder Galao (eine Art Latte Machiatto).
Ein absoluter Höhepunkt auf dem Besuchsprogramm von Sao Miguel ist eine Fahrt zu den Kraterseen nach Sete Ciadades. Keineswegs zu empfehlen allerdings ist die Tour zu den Lavaseen Lagoa Verde und Lagoa Azul – bei schlechtem Wetter (Nebel!). Man sieht die Hand vor Augen nicht, gerade mal die wunderschönen Hortensien, die die meist sehr gut ausgebauten Straßen säumen. Dabei sind die Seen sehenswert und die Geschichte, die sich um die rankt, so romantisch: Eine Prinzessin traf einen Hirtenjungen – sie verliebten sich. Als der König von der nicht standesgemäßen Romanze erfuhr, befahl er seiner Tochter, einen Prinzen zu heiraten. Bei der Verabschiedung weinten die Prinzessin und der Hirtenjunge bittere Tränen. Aus ihren Augen flossen blaue Tränen und aus seinen grüne – und füllten so die beiden Seen. Die Liebenden sahen sich nie wieder – die beiden Seen jedoch sind an dieser Stelle seither vereint.
Die azorianische Kost ist herzhaft: scharfe Würste „Chourico“ (Spezialität gegrillte Blutwurst), Eintöpfe, Piri-piri als Gewürz, Steaks, gefüllte Kartoffeln und viel fangfrischer Fisch (nie montags essen, da die Fischer sonntags nicht rausfahren). Dazu schmeckt am besten ein frisches, auf der Insel gebrautes Especial-Bier. Für die Süßmäuler sind die Azoren ein wahres Paradies, als „Sobremesas“ locken Torten, Puddings, Kuchen – alles, was das Herz begehrt. In Kombination nimmt man eine der Kaffeespezialitäten der Insel. Oder Tee, der direkt auf Sao Miguel angebaut wird. Abgerundet wird das ganze mit einem leckeren Likör, zum Beispiel Maracuja oder Ananas. Aus der eigenen Destillerie. Oder einem kräftigen Brandy, ebenfalls von den Azoren. Wer mag, raucht dazu eine Além Mar, die Azoren haben auch eine eigene Tabakfabrik, in der diese Zigaretten hergestellt werden. In den Snackbars oder in einem Casa de pasto gibt es aller Leckereien zu moderaten Preisen.
Der Name ist Programm: Im Bom Apetite in der Rua Tavares Resende 48 in Ponta Delgada wurde eine Waschküche zu einem sehr guten kleinen Restaurant umgebaut. So sieht es jedenfalls aus. Bei frischem Fisch, einem leichten Weißwein der kleinen Azoreninsel Pico und dem köstlichen „Käsecreme-Pudding“ kann man hervorragend einen azoreanischen Urlaubstag genießen. Der Service ist außerordentlich freundlich und um den Gast bemüht. Ein azoereanisches Mahl ist nur perfekt mit einer Suppe – sämig ist sie und Gemüsestreifen gehören rein. Abgerundet wird das Essen natürlich mit einem kleinen Kaffee – Bica.
Ideal für jedes Wetter ist ein Ausflug nach Furnas. Auch wenn sich Nebel und Nieselregen über die Insel legen, gehören Badesachen dringend ins Gepäck. Vor den Toren von Furnas breitet sich riesengroß der See Lagoa das Furnas aus. Baden kann man darin nicht, wie auch in den anderen, leider überdüngten Stehgewässern der Insel, nicht. Dafür entschädigen brodelnde Schwefelquellen. Sie stimmen auf die Thermaloasen im Ort ein.
Ein Besuch bei Thomas Hickling ist ein Muss. 1780 hat der aus Boston stammende Kaufmann ein Sommerhaus gebaut und verschiedene Bäume angepflanzt – und wilde Partys gefeiert. Hickling ist längst tot, aber sein Erbe wird heute weitergeführt: als herrlicher Park mit rund 3.000 Bäumen und vielen Pflanzen aus aller Welt. Das wichtigste in dem Park (3 Euro Eintritt) ist der Pool. Bei 38 Grad badet man in einer warmen Quelle, was Herz, Kreislauf und Haut gut tut und Rheumaerkrankungen vorbeugt.
In Furnas betreibt der deutsche Dr. Dirk Petersen seine Praxis. Nach seinen Angaben behandelt er dort Manager mit „Burnout-Syndrom“, sowie Patienten mit Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Problemen. Er nutzt die heilende Kraft der 46 Quellen in und um Furnas. Der Grossteil seiner Patienten – etwa 80 Prozent – kommt aus Deutschland. Weitere Informationen zur ganzheitlichen Therapie von Dr. Petersen finden sich auf www.slevoyre.de.
Furnas hat aber noch ein weiteres, etwas verstecktes Gesundheits-Kleinod: Den Paradies-Pool. Dieses grottenartige Becken befindet sich mitten im Ort an einem kleinen Fußweg hinter der zweiten Kirche. Angeblich treffen sich dort die Liebespaare. Dieses kleine Paradies ist für frischverliebte Paare ebenso Quell großer Herzensangelegenheiten, als auch als Auffrischung für erfahrene Partner ein Muss auf dem Besuchsprogramm der Azoren.
In Europa gibt es nur noch zwei Teeplantagen. Wir finden sie auf den Azoren. Den herzhaften Cha-Tee kann man auf der Teeplantage in Sao Bras bei Cha Gorreana verkosten. Vorher schaut man den einheimischen Arbeitern bei der Herstellung über die Schulter. In alten britischen Trockenmaschinen werden die frisch gepflückten Teepflanzen getrocknet und kommen dann auf die einfachen Holztische, wo sie von Frauen per Hand abgewogen und mühselig zum Export verpackt werden. Der Hauptteil wird auf den Azoren getrunken. In Deutschland kommt er als pestizidfreier Biotee in den Handel.
Unscheinbar liegt eine weitere Teefabrik, die Cha Porto Formosa, auf dem Weg von Sao Bras nach Porto Formosa. Nur ein Teekessel an der Hauswand deutet auf die Teefabrik hin. Sobald man aber in das Innere dieser ersten azoreanischen Teeplantage kommt, ist man in einer anderen Welt. Ein bezaubernder Blick über die Teefelder und das schier endlos wirkende Meer – dazu wird auf der eigens angelegten Terrasse der hier angebaute Tee gereicht. Diesen genießt man in himmlischer Ruhe mit Blick auf den farbigen Blumengarten. Das besondere an dieser Plantage ist, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Chinesen die Kunst der Teezucht den Einheimischen beigebracht haben. Vorher wurden die wohlschmeckenden Teepflanzen lediglich zur Zierde gezüchtet. Darüber – und über die Herstellung allgemein – informiert auch in deutscher Sprache ein Videofilm, der im kleinen Museum gezeigt wird. Wie gut EU-Geld angelegt werden kann, haben die neuen Besitzer der Teefabrik unter Beweis gestellt: In einer liebevoll eingerichteten Teestube kann man den guten Tropfen bei freundlichem Service genießen und den Daheimgeblieben auch einen Tee mitbringen.
Von Ribeira Grande kommt man zur Caldera Velha. Ein kleiner Fußpfad führt durch üppige Vegetation zur Quelle. Ein Wasserfall speist ein kleines Warmwasserbecken, in dem man sich wundervoll entspannen und erholen kann. Bei schönem Wetter lohnt die Weiterfahrt zum Lagoa da Fogo, ein weiterer malerischer Kratersee der Azoren.
Eine kleine Küstenstrasse führt in das romantische, in den Fels geschlagene Caloura. Den Weg säumen traumhafte Anwesen mit herrschaftlichen und stilvollen Herrenhäusern. Der kleine Hafen wartet mit einem eigenen kleinen Schwimmbecken auf.
Von dort kann man den Fischern beim Rausfahren hinterher schauen oder sie begrüßen, wenn sie ihren Fisch an Land bringen und begutachten, wie reich der Fang war.
Von Porto Formoso aus geht es an der Küste entlang in den Strandort Praia dos Moinhos. In der 400 Jahre alten Wassermühle des Ortes serviert ein kauziger Franzose auf einer herrlichen Terrasse der Snackbar O Moinho direkt am Meer die berühmten Lapas – Entenmuscheln. Direkt neben der Mühle lädt ein Sandstrand zum Verweilen und Sonnen ein. Wenn die Wolken dicht über Sao Miguel hängen, lohnt ein Abstecher an diesen Strand: Denn dort trifft man mit etwas Glück auf Sonne. Grund dafür ist das günstige Mikroklima der Gegend. Das gilt übrigens auch für den Ort Mosteiros im Nordwesten. Der heiße Lavastrand ist zwar nicht so weich wie der herkömmliche Strand, lädt aber genauso zum Sonnenbaden ein. Wichtigster Unterschied: Weht ein kräftiger Wind, schmirgelt der schwarze Sand fast unangenehm auf der Haut. Die vielen großen Lavafelsbrocken am Strand bieten davor einen guten Schutz. Wem das zu ungemütlich werden sollte, der kann sich auf die Terrasse der Snackbar zurückziehen.
Das schnellste Taxi von Insel zu Insel ist das Flugzeug. Nur eine halbe Stunde braucht die kleine Propeller-Maschine der SATA Gruppe von Sao Miguel auf die drittgrößte Insel des Archipels, Terceira. Und wenn sich der azoreanische Passagier gegenüber bekreuzigt hat das mehr mit dem stark ausgeprägten Katholizismus auf den Inseln zu tun als mit dem Flug. Die Abwicklung am Flughafen ist professionell und unkompliziert, die Piloten sind regen-, nebel- und winderprobt.
Im Vergleich zu Sao Miguel, ist Terceira recht klein. An nur einem Tag kann man die Insel mit dem Auto umrunden. Ein Muss ist dabei die Renaissance Stadt Angra do Heroismo, Weltkulturerbe der UNESCO mit großer Geschichte. Terceira war einstmals die bedeutendste aller Azoreninseln: Die Insel lag auf der Handelsroute zwischen der alten und neuen Welt, diente Königen als Schutz vor Piraten, den sie mit Gold und Geschmeide gerne bezahlten. Der mächtige Hafen mit seinen Trutzburgen steht dafür heute noch. Die Insel wird auch nach wie vor vom Militär – vorwiegenden von Amerikaner – als Überwachungsstützpunkt genutzt.
Besonders berühmt ist Terceira heute für die Stierkämpfe. Die Zucht der Tiere findet ebenfalls auf der Insel statt. Sowohl in der Arena als auch auf den Straßen treten die schwarzen Tiere zum Kampf an. Wichtigster Unterscheid ist hierbei, dass die stolzen schwarzen Tier nicht (wie in Spanien) getötet werden.
Einen weiteren landschaftlichen Höhepunkt bilden die biskuitähnlichen Lavazungen der gleichnamigen Stadt Biscoitos. Dort kann man auch einen Abstecher in das winzige Weinmuseum der Familie Brum machen. Für Höhlenbegeisterte lohnt ein Abstecher in die Grotte von Algar do Carvao.
Besonders pfiffig waren die Planer des 4-Sterne Hotels Terceira Mar. Alle 165 Zimmer haben Meerblick. Zwischen Hotel und Meer liegt die schmucke Pool-Anlage. Die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet, in dunklen Edelhölzern gehalten und entsprechen gehobenem internationalem Standard. Das sehr gut geführte Haus hält sowohl einen Innen-Pool (Aquafitness!), Sauna und Dampfbad, einen Kosmetiksalon und Friseur vor. Im professionellen Fitnessstudio erklärt ein versierter Trainer die Handhabung der Geräte. Erholen kann man sich bestens bei einem Drink an der Bar in gemütlichen Sesseln- natürlich mit Meerblick. Ein Spielzimmer lädt zu Billard – und Backgammonpartien ein. Gemütlich lesen und entspannen lässt es sich im geschmackvoll eingerichteten Leseraum. Das Hotel liegt in ruhiger Lage am Ortsrand von Angra, und doch nur fünf Gehminuten vom Zentrum entfernt. Weitere Informationen auf www.portugal.com/azoreshotels/terceira.
Zum Erlebnis wird der Besuch in der typisch azoreanischen Gaststube Adega Lusitania in de Rua Sao Pedro. Kuhglocken hängen von den Decken herunter, man sitzt an langen dunklen Holztischen und die Suppe kommt als Vorspeise – direkt im Topf – auf den Tisch. Genauso köstlich wie die Gemüsesuppe, ist der zu empfehlende frische Fisch. Die Karte ist übersichtlich, das herzliche Personal hilft beim Übersetzen und gibt punktgenaue Empfehlungen. Dazu einheimischen Wein und zum Abschied leckere, süße Desserts. Mit ein bisschen Glück spielt eine lokale Musikgruppe und singt ansteckend fröhliche Lieder.
(in beliebiger Reihenfolge ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür auch nicht ganz ernst gemeint)
Fazit: Die Azoren sind das richtige Urlaubsziel für alle, die des Massentourismus der gängigen Reisendestinationen überdrüssig sind. Die Inseln sind gemacht für Aktivurlauber, die die reizvolle Umgebung mit Ihren freundlichen Menschen für sich entdecken wollen.
Infos: www.azoren-info.com