Ihr Spürsinn ist unglaublich - bei Lawinenunglücken unersetzbar
Puma will nicht aufhören zu graben. Mit seinen Vorderpfoten wirft der weiße Schäferhund immer mehr Schnee hinter sich. Das Loch wird tiefer und tiefer. Die Männer der Bergrettung von St. Anton am Arlberg wundern sich. Der Lawinenverschüttete ist längst geborgen. Er lebt. Doch Puma gibt nicht auf. Endlich werden seine Bewegungen langsamer. Er steckt seinen Kopf tief ins Schneeloch, bellt laut. Reinhard Veider, sein Besitzer, kniet nieder und staunt: Tief unten im Schnee ist der Griff eines Skistocks erkennbar. Der Skistock gehört dem Mann, den sie gerade gerettet hatten. „Wir haben damals sehr gestaunt,“ erzählt Veider. „Ganz wichtig ist es dann, den Hund zu loben. Puma liebt Wiener. Er wartet auf diese Belohnung. Sonst könnte er die Lust verlieren.“
Das wäre schlecht. Lawinenhunde sind wegen ihres unglaublichen Spürsinns die wichtigsten Helfer, wenn es darum geht, einen Verschütteten so rasch wie möglich aus einer Lawine zu bergen. Dies macht die Rettung eines Einheimischen deutlich, der vor einigen Jahren im Winter abseits gesicherter Pisten oberhalb von St. Anton im Hinteren Rendl, einem beliebten Variantengebiet, von einer Lawine verschüttet worden war. Sein Begleiter hatte per Handy sofort die Bergrettung gerufen. Und der Rettungshubschrauber war rasch zur Stelle. Aber erst, als er Hundegebell hörte, berichtetet der Verschüttete später, wußte er: Jetzt bin ich gerettet. Und so war es. Puma hatte den tief im Schnee Vergrabenen in wenigen Minuten ausgemacht. Nach Auskunft des Arztes Dr. Manfred Dreer hätte der nur mehr zwei bis drei Minuten Luft zum Atmen gehabt. „Beim Abtransport“, erzählt Reinhard Veider stolz, “streichelte er meinen Hund und sagte leise: Danke, Puma. Ich war der glücklichste und stolzeste Mensch, den es zu diesem Zeitpunkt gab, da doch mein bester Freund einem Menschen das Leben gerettet hatte.“ Aus Dankbarkeit wanderte der Gerettete mit seinen Rettern im darauf folgenden Sommer zur Unglücksstelle, trank dort mit Reinhard Veider ein Glas Champagner und überraschte Puma mit einigen leckeren Würstchen.
Damit die Hunde so schnell wie möglich am Unfallort sind, werden sie mit ihrem Besitzer per Hubschrauber transportiert. Meistens in der Maschine. Doch das geht nicht immer. „Wenn der Unglücksort im steilen Gelände liegt, wo der Hubschrauber nicht landen kann, müssen wir ans Seil“ erklärt Veider, der in einer Bäckerei in Pettneu, einem Nachbarort von St. Anton, arbeitet. Dafür haben wir eine eigene Tragevorrichtung, in der wir etwa acht Meter unter dem Hubschrauber hängen.“
Puma liebt solche Flüge. Das gilt auch für die beiden anderen Lawinenhunde von St. Anton am Arlberg, den dreijährigen Schäferhund Wilko, der mit seinem Besitzer Tillo Lorenz im Rendl-Skigebiet stationiert ist, und für den vierjährigen Aiko, einen schwarzen Labrador, der mit Peter Schuler auf der gegenüber liegenden Talseite am Galzig sein Einsatzgebiet hat. „Mit meinen Kollegen, die beide bei den Arlberger Bergbahnen arbeiten, klappt die Zusammenarbeit optimal, “ erklärt Veider. „Ich arbeite im Tal. Wenn bei mir in der Bäckerei der Notruf eingeht, lasse ich alles stehen und liegen. Puma und ich sind dann in fünf Minuten einsatzbereit.“
Gut ausgebildete Hunde finden jeden Verschütteten. Allerdings muss der Ausgangspunkt stimmen. Daher studiert Veider beim Anflug das Gelände sehr genau. Ganz entscheidend ist die Windrichtung. Damit der Hund Witterung aufnehmen kann, muss der Wind ihm entgegenwehen. Mit dem Befehl „Such voran“ wird er dann losgelassen. „Man glaubt es kaum,“ erklärt Veider. „Ein guter Lawinenhund wittert den Verschütteten schon von weitem. Meist dauert es nur wenige Minuten, bis er die Stelle gefunden hat. Dann fängt er mit lautem Gebell sofort zu graben an, bis wir mit Sonden und Schaufeln da sind.“
Haben alle Hunde diesen unglaublichen Spürsinn? „Von der Nase her könnte das jeder Hund,“ erklärt Veider. „Aber am geeignetsten für diese Arbeit sind Hunde mit einem ausgeprägten Jagdinstinkt wie Labrador und Schäferhund. Um ein guter Lawinenhund zu werden, werden sie vom ersten Lebensjahr an trainiert. „Neben den körperlichen Voraussetzungen müssen Lawinenhunde einen stabilen Charakter haben, klug und zuverlässig sein,“ erklärt Veider. Bereits im ersten Kurs, dem Grundkurs, lernen sie das Wichtigste – den menschlichen Geruch wahrzunehmen, das Graben und natürlich auch das Fliegen mit dem Hubschrauber.“
Um das Antrainierte nicht zu verlernen, müssen die Hunde jede Woche an einem Tag einige Stunden üben – möglichst realistisch an einer Lawine. Mit Freiwilligen, die sich dann tief in den Schnee eingraben lassen. „Es ist wichtig, die Situation so realistisch wie möglich zu üben,“ erklärt Veider. „Mit künstlichen Schneehaufen funktioniert das nicht. Die Hunde sind ja nicht blöd. Die merken bald, dass da was nicht stimmt, verlieren die Lust und nehmen die Lawine, wenn es um Menschenleben geht, nicht mehr ernst.“
Ebenso wichtig wie ständiges Training ist die Beziehung zwischen Herr und Hund. „Ich muss mich jeden Tag um Puma kümmern,“ erzählt Veider, „Ständig muss ich ihm das Gefühl geben, für ihn da zu sein. Für meine Familie ist das oft nicht einfach.“ Veider hat aber auch in dieser Hinsicht Glück. Seine Frau und die Kinder lieben Puma und zeigen ihm immer, dass er zur Familie gehört. „Alle Lawinenhunde brauchen diese Bindung,“ erläutert Veider. „Nur dann sind sie bereit, sich im Ernstfall auch wirklich optimal einzusetzen.“
Tourismusverband?A-6580 St. Anton am Arlberg , Telefon: +43 5446 22690,?Fax: +43 5446 2532, email: info@stantonamarlberg.com
Anreise mit dem Auto (ab München): Vom Autobahnring Ost (A 99) beim AB-Kreuz München Süd auf die A 8 bis zum Inntal-dreick, dann weiter auf der A 93, der Inntal-Autobahn, bis zur Ausfahrt St. Anton am Arlberg
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Hotel-Garni Mössmer, Im Gries 11, A-6580 St. Anton am Arlberg, sieben Nächte (Samstag auf Samstag) ab 533 € pro Person inkl. Frühstück, Tel.: +43 5446 2727, Fax.: +43 5446 272750, email: info@moessmer.com, www.hotel-moessmer.at
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„Museum“, edles Restaurant im Skimuseum, Rudi-Matt-Weg 19, 6580 St. Anton am Arlberg, Tel.: +43 5446 2475, info@museum-restaunrant.at
Pauschalangebot: „Hotel Mooserkreuz“ (3 Sterne), rund 1,5 km zum Ortszentrum, sieben Übernachtungen/DZ/Halbpension, ab 616 EUR pro Person (bei Dertour)
Sehenswürdigkeiten: Das vom ehemaligen Tourismusdirektor Heinrich Wagner liebevoll betreute Ski- und Heimatmuseum stellt in anschaulichen Dokumenten die Geschichte des alpinen Skisports und die Entwicklung von St. Anton am Arlberg zum Wintersportzentrum dar
Lektüre: Empfehlenswert ist das Buch „Arlberg“ von Hanna Molden, das – angereichert durch viele einmalige Fotos – die Geschichte der Region von den historischen Anfängen bis zur Gegenwart schildert (erschienen im Christian Brandstätter-Verlag, Wien)