Türme gibt es in Prag so viele wie in anderen Städten Wolkenkratzer. Aber auch an historischen Plätzen mangelt es nicht in der Metropole Tschechiens. Doch nur einer wirkt so anziehend wie der Markusplatz in Venedig oder der Marienplatz in München. Auf dem Altstädter Ring tummeln sich besonders, wenn die Uhr am Rathausturm 12 schlägt, wahre Menschenmassen. Die Kleinsten sitzen auf den Schultern ihrer Eltern und beobachten mit großen Augen, wie sich über der Uhr zwei weißblaue Fensterchen öffnen und die Figuren der zwölf Apostel vorbeiziehen. Rechts und links schaut ein Eitler in den Spiegel, ein Geiziger schwenkt seinen Geldbeutel, ein Türke macht Musik und der Tod läutet das Sterbeglöckchen. Schönheit, Reichtum und Freude stellt das Figurenspiel dar, das zu jeder vollen Stunde tanzt (in den Wintermonaten bis 19 Uhr). Aber auch der Tod soll dabei nicht vergessen werden, was der Hahnenschrei zum Abschluss nach mittelalterlichem Brauch bekräftigt.
Die so genannte Sphärenscheibe unter der Stundenuhr gilt als astronomisches Wunderwerk. Den genialen Konstrukteur Hanus, der das Meisterstück im 15. Jahrhundert erschaffen hatte, ließen die Stadtväter einer Legende nach anschließend blenden. Nirgendwo sonst auf der Welt sollte es eine Kopie geben.
Rund um das Denkmal des tschechischen Reformators Jan Hus mitten auf dem Altstädter Ring verbreiten weihnachtlich geschmückte Buden den Duft nach Glühwein, gebrannten Mandeln und Bratwurst. Vor den Baumkuchenhäuschen herrscht Andrang, denn das traditionelle Weihnachtsgebäck ist bei den Tschechen ebenso beliebt wie der Stollen bei den Dresdnern.
In Sichtweite der Bronzestatue des Märtyrers Hus ragen die 70 Meter hohen Türme der Teynkirche über das historische Zentrum Prags. Das Nordportal des Gotteshauses aus der Werkstatt des deutschen Baumeisters Peter Parler gilt als Hauptwerk der böhmischen Gotik.
Vorbei an reich verzierten Stadtpalästen, Kleinodien der Gotik und des Rokoko, erhebt sich unweit die barocke St.-Niklas-Kirche mit ihrer mächtigen Kuppel. Die eindrucksvollen Fresken des bayerischen Malers Peter Adam im Innern erzählen Szenen aus dem Alten Testament und aus dem Leben des Heiligen Nikolaus und Benedikt. Während der Adventszeit verbreiten hier wie auch in vielen anderen Kirchen Prags Orgel- und Chorkonzerte eine unvergleichlich festliche Stimmung.
Vom Altstädter Ring führt die Karlsgasse zur Karlsbrücke. „Die zweitälteste Brücke Europas ist als Sehenswürdigkeit in Prag vergleichbar mit dem Montmartre in Paris”, sagt Reiseleiter Karel Jirat. An manchen Tagen sei die älteste der 14 Brücken über die Moldau derart überfüllt, dass es kaum ein Vorwärtskommen gibt. Kaiser Karl IV. gab im 14. Jahrhundert den Auftrag für den Bau der mächtigen Brücke, doch weder er noch der Architekt Peter Parler erlebten die Fertigstellung.
Wo einst Markt und Gericht gehalten wurde und Reiterturniere für Unterhaltung sorgten, bestimmen heute Kleinhändler, Karikaturisten und Musiker das Bild auf der 520 Meter langen Brücke. Die böhmischen Könige überquerten hier einst die Moldau auf dem Weg zu ihrer Krönung im Veitsdom oben auf dem Hradschin, wo in der Prager Burg noch heute das politische Zentrum der Stadt und des Landes liegt. Die Türme des St.-Veits-Doms überragen die pompöse Burganlage mit ihren vielen Plätzen zwischen den einzelnen Gebäuden. Im Innern des Krönungsdoms, dem siebtgrößten Kirchenbau der Welt, prunkt der Tonnen schwere silberne Sarkophag des Heiligen Nepomuk, der als Brückenheiliger zu den bedeutendsten der insgesamt 30 barocken Statuen auf der Karlsbrücke gehört. Vom großen Platz vor der Burg und dem Dom eröffnet sich ein phantastischer Blick über das Panorama von Prag, der Stadt der hundert Türme.
Prager Adventszauber heißt die 3-tägige Pauschalreise des Münchner Busreise-Veranstalters Geldhauser, Tel.: 089 / 220861, www.geldhauser.de
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