Nichts fürchten gestandene Golfenthusiasten so sehr wie den Einbruch des Winters über die geliebten Fairways und Puttinggreens. Wenn Minusgrade die heimatlichen Golfplätze weitgehend unbespielbar machen, blieb lange Zeit nur ein Ausweg: Ab in den Süden. Regionen wie Südspanien, Portugals Algarve, die Kanareninseln, Florida und Südafrika leben nicht schlecht von verfrorenen Golftouristen, die neben saftigen Flugraten und horrenden Hotelpreisen Greenfees hinblättern, die selbst hartgesottenen heimischen Platzmanagern die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Eigentlich kein Wunder, dass sich findige Golfer eine heimatnahe Alternative ausgedacht haben, die den winterlichen Störfaktor Nummer Eins zum Programm macht: Schneegolf. Immer häufiger sieht man vermummte Gestalten mit leichtem Golfgepäck und der unvermeidlichen Scorekarte durch den Schnee stapfen. Immer häufiger zischen ahnungslosen Skifahrern in alpinen Sportorten knallbunte Bälle um die Ohren.
Begonnen hat das ganze natürlich im mondänen schweizerischen Wintersportdorado St. Moritz. Hier trafen sich schon 1979 gutbetuchte Snobs zum Golfturnier auf dem zugefrorenen St. Moritzer See. Neben Skijöring, Pferderennen und dem alljährlichen Polowettberwerb ein neuer elitärer Zeitvertreib. Inzwischen haben Arosa, Disentis, Vulpera, Ftan und Scuol nachgezogen und bieten eigene Plätze und Turniere. Vor allem der romantische Wintergolf-Platz vor der imposanten Kulisse des Lischana-Gebirges bei Scuol in Graubünden hat eine eingeschworene Fangemeinde. Jedes Jahr, sobald der erste Schnee liegt, legen der Schweizer Hotelier und Golfenthusiast Eduard Hitzberger und seine golfbegeisterten Kollegen los. Auf den Wiesen am Fuße von Schloss Tarasp walzen sie breite Fairways in den Hang, planieren gutgepflegte Greens - Verzeihung: „Whites” und fräsen mit alten Gurkenbüchsen die alles entscheidenden 9 Löcher ins Eis - etwas größer als die normalen Holes auf sommerlich “grünen” Golfplätzen.
Überhaupt gibt es beim Schneegolf Unterschiede zum Sommersport. „Kleine aber feine Unterschiede”, meint Vanessa Motte, deutsche Profigolfdame, die sich mit Begeisterung dem weißen Vergnügen widmet. „Bei Kälte fliegt der Ball nicht so weit wie im Sommer”, erklärt die Golferin, „deshalb sind zum Beispiel die Bahnen im Winter rund ein Drittel kürzer.” Und das ist auch gut so: weil Elektrocarts bei der Eiseskälte nicht funktionieren, müssen Schneegolfer jedem Ball zu Fuß hinterher wandern. Leichtes Gepäck ist deshalb angesagt. Es soll sogar Golfer geben, die nur mit einem Sechser-Eisen bewaffnet auf den Schneeplatz gehen - und das mit Erfolg. „Viel wichtiger sind gute Handschuhe, warme Stiefel und viele, viele Bälle!” sagt Vanessa Motte. Apropos Ball: Der ist natürlich nicht weiß sondern in knalligen Farben wie Orange, Neongrün oder Lila gehalten, damit man überhaupt eine Chance hat, das verflixt kleine Ding auf dem grellweißen Untergrund wiederzufinden. Wer seinen Drive zu weit nach rechts oder links verzieht, dem nützt diese Farbgebung allerdings auch nichts. Von dem Ball bleibt im besten Fall ein kleines Loch abseits des Fairways im Tiefschnee, das meist nur wenig Rückschlüsse auf die tatsächliche Lage des verschwundenen Spielgeräts gibt. Die Suche nach den bunten Kugeln gleicht deshalb meist einer Lawinenübung der schweizerischen Bergrettung. Weil die Bälle so leicht verloren gehen, darf man das Spiel in diesem Fall auch mit einem neuen Ball und einem Drop, ohne Punktverlust, fortsetzen.
Das besondere am Schneegolfplatz in Scuol ist, dass das Gelände - solange die weiße Pracht liegt - täglich geöffnet ist. Für ein Green…., Verzeihung: „Whitefee” von 20 Schweizer Franken darf sich jeder Golfverrückte mit einem Handicap von 36 oder darunter im Schnee austoben. Und einmal im Winter, lädt Gourmetkoch Hitzberger zum Paradies-Golf-Turnier auf den Neun-Loch-Course am Schloss Tarasp. Paradies, das ist das Hotel auf der anderen Talseite, in dem Hitzberger seine Gäste mit leichter Kochkunst verwöhnt. Sein mit 18 Punkten im Gault&Millau und zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnete Restaurant zählt zu den besten der Schweiz. Der Chef, ein Meister seines Fachs, kocht kompromisslos frisch und kalorienarm. Besonders raffiniert ist seine “Cuisine Minceur”, seine “schlanke Küche”: Vom Süppchen über den Hauptgang bis zum fruchtig-süßen Abschluss - keiner der Gänge der “Lifestyle”-Menüs hat mehr als 300 Kalorien zu bieten. Monatelang hat Eduard Hitzberger im Selbstversuch an einem Konzept gearbeitet, das Abnehmen auf sanfte, genussvolle Art erlaubt. Auch Hotelbesitzer und begeisterter Schneegolfer Horst Rahe hat die Lifestyle-Gerichte getestet und dabei einige Kilo verloren.
Wer es ganz besonders ernst meint, der lässt sich zu jedem Gang einen geschmacklich abgestimmten Null-Kalorien-Kräutertee servieren. Moderate Kalorienzähler nehmen allerdings jeweils ein Achtel aus dem gutsortierten Weinkeller, was dem Seelenheil ähnlich wohl tut wie die leckere Diätkost dem Leibesumfang.
Ohnehin ist körperliche Fitness beim Golfen im Schnee besonders wichtig. „Auf fast 2000 Meter Höhe kommt man viel schneller aus der Puste, sagt Vanessa Motte. „Und bei Minusgraden ist es noch viel wichtiger, dass man die Muskulatur vor dem Spiel aufwärmt.” Wer mit eingefrorenen Knochen gleich den ersten Abschlag mit voller Kraft durchzieht, der landet schneller beim Orthopäden als am „10. Loch”, der umlagerten Eisbar, die Spieler und Zuschauer mit heißem Tee und Glühwein versorgt. Am besten schneiden die Spieler ab, die statt verbissener Höchstleistung einen sportlichen Spaziergang im Auge haben und den Ball mit eher gemäßigten, weichen Schlägen in Richtung „White” treiben.
Aber bekanntlich gehören Golfer ja zu den ehrgeizigsten Freizeitsportlern, die eher auf Familienleben und Karriere verzichten können, als auf eine Verbesserung des Handicaps. Kein Wunder also, dass es inzwischen auch eine Weltmeisterschaft der Schneegolfer gibt. Anfang Februar treffen sich die hartnäckigsten der wetterfesten Golfer zur „Snowgolf WM” in Abtenau im Salzburger Land. Professionelle Platzgestalter haben am Fuße des Gebirgsmassivs einen trickreichen 9-Loch-Parcours in den Schnee gebaut, der die Ausmaße eines normalen Par-36-Platzes aufweist. Einziger Unterschied zu einem normalen Sommerturnier: Weil der Platz nur eine einzige Saison besteht, behält der Turniersieger den Platzrekord für die Ewigkeit.
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