Eines wollen wir gleich vorneweg klar stellen: Wer die Schweiz bereist, braucht nicht unbedingt ein Auto, denn er kann sich auf Bus und Bahn verlassen, sie funktionieren wie ein Uhrwerk - schließlich ist man ja in der Schweiz! Das gilt sogar wenn man von Deutschland aus anreist, die deutschen Züge trauen sich erst gar nicht, mit Verspätung in der Schweiz anzukommen.
Wir haben uns für Sie mal im Wallis und im romantischen Lötschental umgesehen und einiges ausprobiert und landeten von Brig kommend nach anderthalbstündiger Fahrt durch das wildzerklüftete und romantische Vispertal in Zermatt, dessen berühmtes Wahrzeichen sich jedoch nicht sehen ließ - es hatte wegen Nebel eine Ruhepause vom Bestaunt werden eingelegt. Zermatt ist ein quirliger, teurer aber auch autofreier Touristenort, der sommers wie winters nur von Pferdeschlitten und Kutschen sowie Elektromobilen und Fahrrädern „befahren“ wird.
Das Zermatter Skigebiet erstreckt sich auf drei große Regionen, nämlich vom Rothorn (3103 m) über Gornergrat (3089 m) zu Klein Matterhorn (3820 m) und Schwarzsee (2583 m) und von dort weiter nach Breuil-Cervinia / Valtournenche bis ins Val d’Aosta.
74 Bahnen, Sessel- und Skilifte (inkl. Cervinia) transportieren in der Stunde 75180 Personen. Insgesamt stehen 394 markierte Abfahrtskilometer von der leichtesten bis zur schwersten Piste zur Auswahl. Wer es lieber einsam möchte, die Region bietet praktisch unbegrenzte Skitourenmöglichkeiten (zum Beispiel die bekannte Haute Route). Man kann sich natürlich auch via Helikopter zu den einsamen Gipfeln fliegen lassen, um dann im unberührten Weiß seine Spuren zu ziehen. Alles nur eine Frage der Zeit und natürlich des Geldbeutels. Aber der sollte, wenn man hier her zum Skifahren fährt, ohnedies gut gefüllt sein…
Leider großteils alle ein bisschen angestaubt - teilweise noch aus der Zeit der Jahrhundertwende -als reiselustigen Engländer anfingen die Alpen zu entdecken. Die Preise (fast immer wird Halbpension angeboten) reichen von rund € 100 - € 500.
Und mit dem Schweizer Charme ist das ja so eine Sache - man ist freundlich, wahrt aber zugleich Distanz. Fremde sind eben „nur“ Gäste - nicht mehr, aber auch nicht weniger…
Infos unter: www.zermatt.ch
Kein anderer Ferienort in den Schweizer Alpen ist so rasch und einfach zu erreichen wie Kandersteg, behauptet man beim Tourismusverband! Wir fahren wieder mit der Bahn durch Berg- und Tal von Zermatt hinauf ins Berner Oberland - eine wildzerklüftete Strecke. Dort wartete man bereits im Waldhotel Doldenhorn auf uns. Das 4 Sterne-Haus liegt entzückend am Ortstrand mit vielen tollen Zimmern aller möglichen Kategorien (1 bis 5 Sterne) und einer phantastischen Küche! www.doldenhorn-ruedihus.ch
Das ebenfalls zum Hotel Doldenhorn gehörende Ruedihus ist ein sehr altes Gasthaus direkt nebenan, bei dem man noch die urige Atmosphäre gratis dazu bekommt. Es bietet echte Walliser Traditionskost, während im Doldenhorn auch die moderne, etwas leichtere Küche bereits Einzug gehalten hat.
Die Preise beginnen ab € 76.-für das Einzelzimmer und enden bei rund € 300.-für die Suite inkl. Frühstücksbüffet, im Ruedihus zahlt man für die Halbpension hingegen nur rund € 45.- pro Tag/Person.
Das Doldenhorn hat den Wellness Bereich neu gemacht - hell, freundlich; allerdings relativ unspektakulär: Es bietet zwei Saunen (eine finnische und eine Biosauna); ein Dampfbad, einen Whirlpool und zwei Duschen. Des weiteren findet man im Haus ein Solarium und man kann ein auch ein bisschen kneippen in einer Art „Kneipprundbrunnen“; Massagen (nur Wochentags) müssen möglichst rechtzeitig gebucht werden.
Die gut gepflegte Loipe verläuft vorm Haus, sehr praktisch und ist übrigens auch nachts beleuchtet. Nach eigenen Angaben ist hier die drittgrößte Langlaufgegend der Schweiz und mit 57 km präparierten Langlauf-Loipen in und oberhalb Kandersteg wird dies wohl auch stimmen. Aber natürlich kann man auch Skifahren, Eisklettern, Snowboarden, den Curling-Stein benützen oder ein Schlittenhundetrekking buchen!
…wusste schon 1782 der Arzt Albrecht von Haller; bis dato hatte man nämlich geglaubt, dass die Luft in den Tälern der Berge faulig wäre. Die Fröhlichkeit des hart arbeitenden Bergvolks von Kanderstegs überzeugte Haller vom Gegenteil! Kandersteg war von jeher ein Landstrich für die Fremden, denn dort war der Ausgangspunkt für Pilger, Briefboten, Handlungsreisende über den Lötschenpass (z.B. auch nach Italien). Eine frühe Formen des Tourismus blühte hier also bereits seit dem 12. Jhd., und dies, obwohl der Ort bis 1910 im Grunde nicht zugänglich gewesen ist, denn erst durch den Bau der Lötschbergbahn (1910) wurde Kandersteg für die restliche Welt wirklich erschlossen. Eine Führung durch Kandersteg sollte man nicht verpassen, am besten mit einem Einheimischen, z.B. dem Pfarrer! Rund um Kandersteg findet man auch noch sehr schöne alte Weiler mit religiösen und praktischen - auf jeden Fall sehr kunstvollen - Inschriften.
Im Herzen beherbergt der Ort eine reizende, schlicht gehaltene Dorfkapelle und es ist sicherlich erwähnenswert dass man hier 500 Jahre lang ohne Pfarrer auskam (den gibt es in Kandersteg nämlich erst seit 1948). Die Muttergottes musste zur Zeit der Reformation abgegeben werden und kam nicht mehr zurück. Die Dorfkapelle wurde wurde auch als Art Gemeindezentrum für Versammlungen genutzt; eine Glocke gab es ebenfalls erst nach der Reformation, vorher hätte man einen Tribut an das Kloster Interlaken zahlen müssen - eine gewissen Eigenwilligkeit gepaart mit Einfallsreichtum ist den Kanderstegern nicht abzustreiten.
Pfadfinderlager haben eine große Tradition in Kandersteg , welches vom englischen Tourismus geprägt ist und wo man noch heute an einigen Häusern die Überschrift Tearoom lesen kann. 1863 führte die erste geführte Reise von Engländern auch über Kandersteg - sozusagen ein Vorläufer des Pauschaltourismus.
Die Berge sollte man jedoch schon sehr mögen wenn man nach Kandersteg fährt, egal in welche Himmelsrichtung man schaut, man schaut sicher nicht weit, denn nach allen Seiten gibt es hohe Berg bzw. Felswände - auch ein bisschen unheimlich, ehrlich gesagt.
Infos: www.kandersteg.ch
Tschägätta werden diese holzgeschnitzten Masken (Schweizerisch: Larven) genannt, mit denen die Willer zur Fasnacht unterwegs sind. Der Brauch ist alt und war ursprünglich den ledigen Männern des Orts vorbehalten. Heute ist es jedoch ein Vergnügen für Groß und Klein.
Zwischen dem 3. und 24. Februar treiben die Tschägättä ihr Unwesen: abends nach Feierabend und Samstags (Sonntags ist „täschggättun“ verboten). Zwei Mal im Jahr gibt es in Willer einen Umzug: am schmutzigen Donnerstag und am traditionellen Fasnachtssamstag. Die Kostümierten tragen alte umgestülpte Kleider, darüber Schaf - und Ziegenfälle, oft auch spezielle Handschuhe und haben Säcke um die Schuhe gebunden (damit man nicht anhand der Schuhe identifiziert wird). Es gibt keine allgemein akzeptierte Erklärung dafür, was es mit den Tschägätta auf sich hat. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist es aber auch ein aus uralten Zeiten überlieferter Mythos, mit dem der Winter und die bösen Geister ausgetrieben werden sollen.: Wer nach Willer kommt, sollte unbedingt die Larvenschnitzerin Agnes Rieder besuchen und sich ihren Keller zeigen lassen! Seit 38 Jahren schnitzt sie selbst Larven und hat einige Geschichten zum Brauchtum zu erzählen. Wer ein Souvenir sucht: die kleinen (handtellergroßen) Larven gibt es ab 12 Franken, die Großen um die 150 Franken (nach oben gibt es keine Grenzen).
Skifahren in Willer ist kein besonderes Erlebnis, auch wenn eine tolle neue Gondelbahn einen mittlerweile auf über 3000m bringt (allerdings muss man, um überhaupt dahin zu kommen, erst mal mit zwei anderen Liften fahren…). Das Skigebiet ist, Schweizer Verhältnissen nach, sehr klein. Lustig ist ein Abstecher nach Kippel , der Hauptgemeinde des Lötschentals mit dicht an dicht gedrängten putzigen kleinen Holzbauten. Kulinarisch verwöhnt wird man dort recht gut im Dorfkeller.
Infos: www.loetschberg.ch