Die sich in schwindelerregende Höhen schraubende kleine Fahrstraße führt sozusagen direkt zurück in die Vergangenheit, als man diesen Weg vom Tal herauf, sicher nicht mit geländegängigen Autos, dafür aber mit rumpligen Pferdfuhrwerken befuhr. Kurz vor dem Ende der Straße zum Falkert-See, und seiner vor allem bei Familien beliebten Wanderregion, weist ein leicht übersehbares Schild fast bescheiden auf das Luxus-Resort Almdorf Seinerzeit hin. Und bescheiden ist hier wirklich nur das Schild - denn das Chalet Resort aus 51 frei stehenden Almhütten, Kaiserlichen Jagdhäusern und Chalets der Premiumklasse, sind auf der Fellacher Alm zu einem kleinen Dorf angeordnet und bieten romantischen Almurlaub auf hohem Niveau.
1400 m hoch, dort, wo man dem Himmel schon ein ganzes Stück näher, am Rand des Kärntner Nationalpark Nockberge gelegen, nur sechs Kilometer von dem Kur- und Skiort Bad Kleinkirchheim, drei Kilometer vom Wandergebiet rund um den Falkert-See, und nur knapp 30 km vom Ossiacher See entfernt, erwartet den Gast ein kleines Elysium, in welchem die Zeit tatsächlich stehen geblieben zu sein scheint - oder zumindest dieser Eindruck vermittelt wird. Denn, auch wenn das Dorf auf den ersten Blick wie „seinerzeit” aussieht, so ist es doch mit modernstem Komfort ausgestattet, bietet seinen Gästen einen Hotelservice von bestem österreichischen Standard, und auch die Segnungen der modernen Technik, wie WLAN etc., stehen zur Verfügung (allerdings geht das nicht überall gleich gut und schnell und mitunter geht es auch gar nicht).
Eine Reise ins Almdorf Seinerzeit heißt, den Bergen entgegen zu fahren, mit Freuden erwartet zu werden und mit Leib und Seele letztlich anzukommen. Mag der Winter mit seiner weißen Pracht bei vielen Besuchern beliebt sein, so bringt er den Gast doch um die Augenweide der in überschwänglicher Farbenpracht blühenden kleinen Bauerngärtlein, den jede der Hütten im Almdorf sein Eigen nennt. Minze, Rittersporn, Geranien, Vogelbeere, Holunder und Sonnenhut wetteifern untereinander und selbst gartenresistente Gäste werden hier zu begeisternden „Kräuterjüngern”, jäten, gießen, pflücken, dass es eine wahre Freude ist. Männer, die sonst ganze Konzerne dirigieren, schwingen begeistert die Axt und hacken Holz, schlichten die Scheite zu exakt ausgerichteten Stapeln und scheinen sich direkt nach kraftstrotzender Arbeit zu sehnen. Kachelofen und Kamin heizen gehört zu den begehrten männlichen Handarbeiten im Almdorf, aber auch so manche Powerfrau hat am holzbefeuerten Küchenherd ihre Liebe zum Kochen und Backen entdeckt - erzählt man sich jedenfalls.
Jede Hütte hat (meist) auch einen festen Dauergast - nämlich eine Hüttenkatze, die es durchaus versteht, „ihren Platz” zu behaupten. Gäste, die eine Katzenhaar-Allergie haben, sollten dies vorher wissen. Natürlich kann man den Stubentiger der Hütte verweisen, verstehen wird er oder sie es nicht und offene Fenster oder Balkontüre laden zur ungesehenen Widerkehr.
Im Haus der Sinne wird man sachkundig von einem Physiotherapeuten-Ehepaar mit Heubad, Wärmetherapie, Kräuterstempelmassagen und wohltuenden Kräutertees von den diversen Wehwehchen und Verspannungen befreit, kann so ganz relaxt dem Alltag wieder entgegen sehen. Das verwendete Heu, sowie alle Kräuter kommen vom Gruber Franz, der auch beim Bau der Almhütten sachkundig half und seine Alm noch immer per Hand mäht. Im Badehaus inkl. äußerst erfrischendem See und Hotspot, gibt es eine Sauna und Ruheräume mit Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge. Allerdings - wer es nutzen möchte, muss in der Rezeption Bescheid geben, sonst bleiben Hotspot und Sauna kalt.
Die Anreise von Deutschland aus geht schnell und reibungslos über die Tauernautobahn, landschaftlich lohnender, aber auch um einiges langsamer und kurvenreicher, ist die Anreise über den Radstädter Tauern und die Turracher Höhe. Das Finden ist nicht ganz leicht, weil die Hinweisschilder ganz fehlen oder gut getarnt hinter Büschen versteckt wurden. Aber einmal die Spitzkehre zum (teilweise allerdings kostenpflichtigen) Parkplatz genommen und man kann sich fallen lassen - zurück in eine durchaus sehr komfortable Vergangenheit. Der Empfang ist herzlich, die Koffer werden vom guten Geist des Hauses gebracht, und auch die schmale Treppe in der Hütte in die oben liegenden Schlafkammern hinaufgetragen.
Zwischenzeitlich bekommt man an der Rezeption eine „Einweisung” in seine Hütte, die Zusage, dass am nächsten Morgen zur gewünschten Zeit der Frühstückstisch reichlich gedeckt und der Kachelofen angeheizt sein wird - was durchaus auch im Sommer kuschlig ist, denn auf 1400 m Seehöhe ist es abends und morgens erfrischend kühl. Wer möchte, kann sich auch den originellen Holzzuber im ebenerdig gelegenen Bad (inklusive Pseudoplumpsklo) mit warmem Wasser befüllen lassen und ein Schaumbad genießen. Im ersten Stock gibt es übrigens “nur” eine Dusche inkl. Waschbecken und WC.
Die Wege zwischen den Hütten sind gepflegt, aber bestimmt nicht für High-Heels-Trägerinnen angelegt, passendes Schuhwerk ist also einzupacken, und das gilt auch für die Garderobe, die weniger modisch, dafür aber bequem und warm sein darf. In der kleinen Boutique hinter der Rezeption gibt es übrigens schicke österreichische Trachtenmode der Marke Pleaml® Design.
Wie schon erwähnt, wer will darf auch selber kochen - macht aber fast niemand, behauptet zumindest das befragte Personal. Frühstück wird vom guten Küchengeist morgens per Korb gebracht, und es kommt alles auf den Tisch was auf einem Almtisch gehört. Frische Bauernbutter, selbstgemachte Marmelade, Honig vom Waldrand, frische Obstsäfte, Kaffee, Tee und Bauernmilch vom Biohof, Käse, Wurst, Müsli, Joghurt oder frisches Obst und natürlich frische Brötchen, Bauernbrot und süße Hörnchen…mal ehrlich, wer hat das auf dem täglichen Frühstückstisch? Nachmittags, zur Jause oder Vesper, gibt es Kaffee und frisch gebackenen Kuchen, mittags sind fast alle Gäste unterwegs, weshalb das Gasthaus auch erst abends öffnet. Man kann sich das Abendmahl à la carte aber auch gemütlich in die Hütte servieren lassen, allerdings muss man den Tisch dann selber abräumen - oder bis zum Morgen stehen lassen. Natürlich dürfte man auch selber abwaschen… Die Küche ist ja komplett… Die übersichtliche Speisekarte bietet bäuerliche Hausmannskost, wie Gulasch oder Bauernbratl, reichlich frische Salate kann man immer bestellen. Vegetarier tun sich allerdings schwer, vor allem, wenn sie keine der köstlichen Mehlspeisen mögen. Überhaupt wird es für Gäste die länger bleiben ein bisschen schwierig mit der Auswahl. Aber wie schon erwähnt, man könnte ja auch selber ran… an den Herd.
Die Auswahl an alkoholischen Getränken ist klein, aber fein, die Preise sind es allerdings auch. Ob das „kleinste Restaurant” der Welt oder das Dinner im Weinkeller wirklich probiert werden muss, kann jeder entscheiden wie er möchte. Allerdings, darin sind die Meinungen aller Befragten einhellig: Überteuert! Kritik hört man auch immer wieder an den im Gasthof erhobenen Gedeckpreis. Muss der wirklich sein, Herr Landschützer? Ihre „back to the roots-Gäste” lassen doch ohnehin viel Geld bei Ihnen - manchmal ist auch eine kleine Geste Ausdruck von Größe.
Wer sich mal ernsthaft mit dem Leben vor hundert Jahren auf den Almen beschäftigt hat, wird sehr schnell wissen, es hatte mit Hüttenromantik wenig zu tun. Das Leben war hart und karg, die Arbeit schwer und schlecht bezahlt, die Einsamkeit über Monate hinweg, konnte vor allem bei schlechter Wetterlage bedrückende Ausmaße annehmen und der „fesche Jager” kam auch nur in Ganghofer-Romanen zur „jodelnden Sennerin”. Mit dem Almdorf Seinerzeit hat dieses Leben nur eines gemeinsam - die Seehöhe der einstigen Fellacher Alm. Hier wurde, gut durchdacht und bei Beachtung alles bekannten Marketingwissens, ein Konzept umgesetzt, welches den Gästen genau das bieten will, was man in dieser eher poesielosen Zeit unter Almromantik verstehen möchte. Gemütliche Hütten, deren Holzduft schon die Sinne berauscht, knisternde Kachelöfen mit offenen Feuerstellen, Lichtquellen, die dem warmen Kerzenlicht ähneln, auf alt getrimmte Herde in kuscheligen Wohnküchen, Holzzuber als Badewannen und moderne Toiletten getarnt als Pseudo-Plumpsklos. Sternenklare Sommer- oder Winternächte, Luft, die sich wie Balsam augdie Lunge legt, und vor allem die Stille, die fast greifbar scheint, das alles sind die gut abgestimmten Zutaten für das Almdorf Seinerzeit.
Soweit so stimmig. Warum man dem allem versuchte in Form von verkitschten „kaiserlichen Jagdhäusern” und sogenannten Premium-Chalets die Krone aufzusetzen, weiß der Himmel oder der Erbauer. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten und man kann sicher sein, auch dieses Angebot hat seine Liebhaber. Und die genießen dann Himmelbetten mit verstecktem Weinkellern, Heugalerien unterm Giebel, Champagnersafes im Bad mit Sauna und WCs ohne Fenster, dafür aber mit Herzerl-Gucklock in die Stube. Und natürlich gibt es für frisch gekürte Ehepaare eine Hochzeitshütte mit Schlafzimmer im Baumhaus. Na, wenn es hilft, die Liebe tief zu verwurzeln, dann bitte schön!
Dass all diese Romantik ihren Preis hat, versteht sich von selbst. Ob er immer gerechtfertigt ist, muss der Gast letztlich selbst entscheiden. Tatsache ist aber, das Almdorf Seinerzeit hat viele Wiederkehrer, nicht wenige davon immer in „ihre” Hütte. Schließlich wissen wir doch alle: Auf der Alm, da gibt´s koa Sünd…, schließlich ist man ja fast im Paradies!
Alle wichtigen Informationen unter: www.almdorf.com
Info: Für alle die glauben, es wäre ein Schreibfehler: Die österreichische Kaiserin Elisabeth schrieb sich tatsächlich nur mit einem “s” - Sisi eben!
*Muss man nicht wissen, aber: Die Besonderheit dieses, bereits 1995 als erstes und heute unzähliger Almdörfer, gegründeten Ortes entdeckte vor einige Jahren auch SD Prinz Alfred von Liechtenstein, u.a. Chairman des Advisory Boards der International Peace Foundation (IPF), bei seinem Aufenthalt als eine Art Quelle für Ruhe und Zufriedenheit, in der Ehrlichkeit, Gastfreundschaft und vor allem Nachhaltigkeit groß geschrieben werden. Seine Durchlaucht entschloss sich daher als Hauptaktionär beizutreten und initiierte als Ideengeber und Entwicklungsträger die Erweiterung der Anlage Ende 2015.