„I wü ham nach Fürstenfeld“, wir kennen natürlich diesen millionenfach gesungenen Schlager - verstehen aber angesichts des nervenaufreibenden Verkehrschaos bei der Ankunft hier im Herzen des steirischen Fünf-Thermen-Landes überhaupt nicht, wie man sich um Gotteswillen nur dorthin sehnen kann. Aber es kommt wie sooft im Leben alles anders. Und so beginnen wir die Vorstellung einer einwöchigen Thermenreise mit einem zauberhaften Märchen. Wir sind im Rogner-Bad(andere sagen Hundertwasser-Bad) in Blumau.
Wenn sich hier abends der Mond auf die goldene Moschee-Zwiebel des Kampanile neigt und diese zusätzlich von Schweinwerfern angestrahlt wird, denkt man unwillkürlich an die alten orientalischen Erzählungen, laut denen die schönsten Frauen – „den Mondsicheln gleich“ – die gesund- und schönheitserhaltende Kraft des Wassers suchen und erringen. Alte Riten und Sitten verhelfen eben zu Jugend – und der Tugend, eine verehrte und begehrte Partnerin der reichen Kaufherren, Könige und Kalifen zu sein oder zu werden, lesen wir wiederholt in 1001 Nacht.
Als wir das Hundertwasser-Wunder von Blumau und den aufgehenden Mond darüber bestaunen, sagt im warmen Wasser ein Wiener, der sich bald als „kleiner Kaufmann“ ausgibt: „Wenn sich zu dem Zauber hier die Erkenntnis gesellt, das Beste ist immer teuer, dann soll man von einem Philosophen sprechen.“ Da er spürt, nicht recht verstanden zu werden, fügt er in stoischer und wienerischen Gelassenheit zugleich hinzu: „Aber hörn’s, unser höchstes Gut ist die G’sundheit – und die soll nix kost’n?“
Ich erkläre ihm, seine Meinung zu teilen, denn sonst wäre ich nicht hier. „Viele meiner Bekannten sparen am falschen Platz“, fährt er fort und listet dann seine kleinen Wehwehchen und ihre Heilungen auf, um sich endlich wieder dem famosen und grandiosen Natur- und Architekturspektakel vom _Rogner-Bad_in Blumau hinzugeben.
Bevor sich dann meine Frau und ich zu einem Cappuccino anschicken, vertrete ich meinem Nachbarn gegenüber angesichts dieser orientalischen Märchenkulisse meine alte These, wonach die Seele gesund zu sein hat, um den Körper von Leid und Schmerz freizuhalten. Die antiken Gelehrten haben dies oft ausgesprochen. „Doch“, so antwortet mein Partner, „diese Griechen und Römer kennt und liest ja heut eh keiner mehr.“
Aber, so lautet mein Einwand, sie sind gegenwärtig in diesem Südostzipfel der Steiermark, der nicht nur reich an Thermen, sondern auch an Traditionen ist. 20 Kilometer von Bad Blumau entfernt liegt St. Johann bei Herberstein. Von Kirchen- und Pfarrhofmauern schauen dort auf uns römische Götter und keltische Frauen (mit ihren „norischen Hauben“ bedeckt). Das Gefolge des Wein- und Theatergottes Bacchus spielt auf, wir sehen löwenbezwingende Kentauren, Amor und Reben – und immer wieder die hübschen und oft nachdenklich schauenden Norikerinnen, die frei- und unfreiwilligen Ehefrauen der römischen Besatzer.
Fast 2000 Jahre sind diese fast einmalig zu nennenden Kunstwerke in Stein alt. Die Gesichter der abgebildeten Menschen strahlen bisweilen Wohlstand und Zufriedenheit aus. Kein Wunder, die Römer garantierten den Frieden und brachten neue Lebensqualität nach Norden. Zu den Importen gehörten ja nicht nur Öl und Oliven, weißer Wein und südliche Früchte, sondern auch die Techniken des Badbaus. Die Entspannung im Warmwasserbecken haben also schon die bärtigen Männer und ihre schlanken Frauen, deren Antlitze wir in St. Johann bewundern, gekannt und natürlich genossen.
Unsere Gedanken schweifen im Rogner-Bad_aber nicht nur in die Antike, sondern gehören auch dem Meister Friedensreich Hundertwasser (1928-2000), der dies alles schuf. Im Jahr 1989, so erzählt Monika Meissl vom _Kurzentrum Therme Blumau, habe eine Wiener Gräfin den Unternehmer Rogner und den Architekten Hundertwasser zusammengebracht. Damals ging das Bonmot:
Das Ergebnis ist ein farben- und lebensfrohes Thermen-, Heil- und Hotelarrangement und einfach überwältigend. Lob und Auszeichnungen treffen seit der Eröffnung (1997) aus alle Kontinenten ein. Man schmückt sich in Blumau unter anderem mit einer Grünen Haube, dem Erzherzog-Johann-Preis, den Vier Lilien(Relax-Guide 2000) und der Nennung in der Neuseeländer Publikation A place to stay(Auflistung der weltbesten Hotels). Eine Führung durch Bäder und Suiten, Therapie- und Speiseräume versetzt den Besucher in den Garten Eden. Ob man will oder nicht - man kommt auf den Gedanken: So hat das Paradies ausgesehen!
Aber nicht nur der Orient – auch Österreich prägt dieses Eiland der Glückseligen. Wir entdecken an Zimmerwänden Kopien von Klimt-Bildern, Schmuck steirischer Designer auf den Tischen der Restaurants und einheimische Produkte auf den Speise- und Getränkekarten. Eine Blumauer Bauernhofkäserei, bekannt durch ihre preisgekrönte Frischkäsekreation Kürbi(„Weltunikat mit steirischem Kernöl“), verwöhnt die Gaumen der Gäste stets mit neuen Mixturen. Natürlich hat man im _Rogner-Bad_eine „hauseigene Vinothek“ mit den „besten Tropfen steirischer und österreichischer Winzer“, sagt unsere Führerin.
Und so ist der Zustrom ins Bad ein weiteres Kapitel im Blumauer Märchenbuch. Drei Millionen Gäste in sechs Jahren. „Wir begrüßten Menschen aus 150 Ländern“, erklärt unsere Begleiterin. 40 Prozent der Nächtigungen entfallen auf das Ausland. Selbst für einen König im Reich der Gastronomie ist das im modernen, adelsfreien Österreich schon ein besonderer Ritterschlag.
Und was erwartet die Gäste? Wir lesen dazu in der Medienmappe: „Die großzügige Hotel-, Thermal- und Saunalandschaft mit rund 2500 Quadratmetern Wasserfläche beeindruckt neben der architektonischen Gestaltung durch eine Vielzahl verschiedener Saunen, Heilwasser-, Frischwasser- und Thermalwasserbecken, einem Schwimmbiotop, dem Garten der Elemente, großzügigen Liegebereichen mit Galerien und Ruheräumen.“ Eine besondere Attraktion: „Die _Vulkania Quelle_mit 110 Grad Celsius Wassertemperatur, deren Mineralisierung, welche die Heilwasservorschrift um ein Vielfaches übertrifft, ist neben der Heilkraft und Wärme auch mit natürlichem CO2 angereichert.“
Stolz ist man in Blumau schließlich auf das Bleib Jung-Natürlich Programm von Jennifer Wade (Jahrgang 1948), das hilft, „die fünf Hauptursachen des Alterns zu verlangsamen“. Man kann eben hier im Südosteck Österreichs das Leben auf ein anderes Niveau stellen, was weitere Phänomene zeigen, vor denen man ebenfalls staunend steht.
Überall hier produziert man Bio-Kost. Manche Hotels nehmen und bieten gar nichts anderes mehr an. Gesunde Nahrung, so hört man allenthalben, erhöht die Gesundheit – und diese das Lebensvolumen. Das gilt auch für die Natur. Nur wenige Autominuten vom Bad Blumau steht (im Ort Bierbaum) die älteste Eiche Europas (Umfang acht Meter). Tausend Jahresringe zählt sie, doch jetzt ist sie nicht mehr gesund. Ein „Bauerndoktor“, so lesen wir auf einer Tafel, kann ihr Leben mit einer Spezialtherapie „um 100 Jahre verlängern“, die aber etwas kostet. Was für ein Metapher, der Mensch und Baum auf einer Stufe stellt!
Diese Eiche, ein gigantisches Naturdenkmal, ist aber nur ein Teil des weitverzweigten Biotops Steiermark. Was birgt der 20 Hektar umfassende Kurpark des benachbarten Bades Gleichenberg für unglaubliche Raritäten! Helga Peiner von der Kurverwaltung macht es spannend und führt durch die faszinierende Vielfalt einer Flora, die aus der ganze Welt stammt.
„Ein einzigartiges Juwel in Europa“, charakterisiert unsere Führerin das Prunkstück des Ortes. Hier der Papiermaulbeerbaum aus China, dort die Laciniata_aus Kanada und der Katsurabaum aus Japan. Dann zwei Prachtgewächse, die zum Gipfel der Baumkultur schlechthin gehören: Der Mammutbaum ( _Wellingtonia) aus Kalifornien, 130 Jahre alt, 60 Meter hoch, tausendfach geschätzt und einfach geschützt. Mit einem eigenen Blitzableiter! Und zweitens der prächtige und mächtige Ginkgo. Aus Wien ist eine Biologin angereist, um dieses „Wunder der Natur“ zu studieren und Blätter zu sammeln. „Schon Goethe bestaunte diesen Baum“, werden wir aufgeklärt.
Gräfin Emma von Wickenburg, Zeitgenossin des deutschen Dichterfürsten, hat diesen wunderbaren Park in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts angelegt. Ihre Büste hier stellt eine verführerisch hübsche Frau vor, die Freunden ihre „Grüne Lunge“ zeigte und bisweilen wohl auch ein wenig mehr. Im Gästebuch lesen wir die Namen von Kaisern und Erzherzogen, serbischen Monarchen und ungarischen Poeten und Potentaten. Einmal stiegen hier sogar russische Zarentöchter ab.
Im anschließenden Kurzentrum stellt gerade die Hundertwasser-Schülerin Lisa Wolf-Telek (Jahrgang 1964) ihre farben- und formenreichen Bilder aus, Gemälde, die den fernen Osten nach Österreich holen. Die Therme selbst ist relativ klein, dafür aber kuschelig. Man meint wirklich, soeben hat Sissi den Gesundbrunnen verlassen, so sehr spiegelt das Haus mit seinem Holzinterieur und Design die k. und k. Zeiten. Hinter den alten Bäumen erblicken wir die Paläste der Monarchie. Ein junger Mann redet in der Wandelhalle eine ältere Dame mit „Gnädigste“ an, die Holzstiege hinunter zum Ruheraum „knarzt“, wie sich die so Angesprochene ausdrückt, unter der Last der Zeit. Und doch: Trotz der Merkmale einer versunkenen Welt tummeln sich hübsche Backfische im Außenbecken des Bades.
Und wer sucht Gleichenberg hauptsächlich auf? In der _Kurfibel_lesen wir: „Aufbauend auf der Kraft der Heilquellen werden Therapien für die Schwerpunke angeboten: Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Störungen, Einschränkungen im Bewegungs- und Stützapparat, Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte.“ Sieben Heilquellen spenden Gesundheit und Wohlbefinden. Eine Spezialität des Hauses: „Kinderkuren vor allem bei Erkrankungen der Atemwege und neueste Behandlungsformen der Hautkrankheit Psoriasis.“
Im Parkcafe (mit zerschlissenem Wiener Hofplüsch und leisen Walzerklängen) verdauen wir bei einer Tasse Tee die überragenden Eindrücke. Dann fahren wir weiter südwärts – nach Bad Radkersburg, direkt an der slowenischen Grenze gelegen. Ein malerischer Ort: Häuser mit alten Arkaden, Stadtpfarrkirche St. Johann mit bestens erhaltenen und originellen Epitaphien des Mittelalters, ein bunter Bauernmarkt, fröhliche Menschen, Autos aus Wien und Wiesbaden, Frankfurt und Düsseldorf, ein Luxushotel mit verlockenden Spezialangeboten und ein weiter Park, in dem Kinder und Kurgäste Maroni sammeln. 1918 marschierten Serben, Kroaten und Slowenen ein und blieben trotz verzweifelter Aufstände bis 1920. Sieben Jahre später hat man hier nach Erdöl gebohrt.
Dann geschah das Radkersburger Wunder: Kein Öl, sondern Heilwasser, auf das in der Folge viele schwörten und heute noch schwören. Allein 2002 zählte man fast eine halbe Million Nächtigungen. Die Gäste aus nah und fern benutzen zwei Quellen: 1. Magnesium-Calcium-Hydrogencarbonat-Säuerling (Stadtquelle) und 2. die Natrium-Hydrogencarbonat-Therme isotonischer Konzentration (Thermalquelle).
Die Indikationen sind vielfältig. Die publizierte Liste in Stichworten: Harnsteinleiden, chronische Entzündungen der Niere und der ableitenden Harnwege, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und des Herz-Kreislaufsystems, Magen- und Darmerkrankungen, Herzneurosen, Bandscheibenschaden, Stoffwechselstörungen. Und vieles mehr!
„Bei uns steckt immer mehr drin“, heißt es im offiziellen Stadtprospekt. Angler und Radfahrer fühlen sich hier wohl, der _KulturSommer_hat überregionalen Ruf – der Wein internationalen. Ein Radkersburger Spruch lautet denn auch: „Wer etwas vom Wein versteht, der kommt hierher. Und wer nichts von ihm versteht, der lernt ihn hier kennen.“
Steirischer Wein hat das Land berühmt gemacht wie Chianti die Toskana. Beim Juniorchef des Loipersdorfer Thermen-Hotels Kowald, Wolfgang Kowald, sind wir zu einer Weinprobe geladen. Der junge Mann hat nach seiner Ausbildung den Meisterbrief erworben und betreibt zusammen mit den Eltern den Weinbau in Eigenregie.
Wir beginnen die „Verkostung“ mit dem „Hauswein“ Welschriesling. Trocken und frisch, schmeckt zu den Speisen des Restaurants. Der Muskateller („Spezialität der Südsteiermark“) werde gerne als Aperitif genommen, der stärkere Traminer sei „international bekannt“, man nenne ihn den „Wein mit dem Duft der Rose“, uns schmeckt dazu der landeseigene Blauschimmelkäse.
Favorit der Einheimischen, so Wolfgang Kowald, sei der Uhudler. Ihn habe „eigentlich jeder Bauer hinter der Hecke“, das Getränk schmecke ein wenig nach Walderdbeere. Und woher diese Name? „Wer ihn zu ausgiebig genießt, schaut am nächsten Tag wie ein Uhu.“ Dennoch sei er „eine Rose wie der Schilcher“, womit wir bei der kulinarischen Visitenkarte des Landes schlechthin sind. Schilcher ist nämlich ein treffendes Synonym und treffliches Symbol für das Land vor dem beginnenden Balkan. Im Weingut Thaller (Maierhofen) lesen wir folgendes Etikett über diese Spezialität: „Vom Fuße der Koralm – wildweststeirisch – entstammen meine Eltern. Als Seihmost bin ich dem Rotwein entronnen, so bin ich ein rotblondes, rassiges Mädl – mit Charme. Hallo Jungs!“
Doch bleiben wir zunächst nüchtern und hören Kowald jun. weiter zu: „Gekeltert wird der Schilcher aus den Blauen Wildbacher Trauben“, berichtet er. Der Wein schmecke „sehr resch“ und etwas nach der Himbeere. Auf den ersten Schluck und einem fragenden Blick unsererseits antwortet der Gastgeber spontan: „Man gewöhnt sich erst nach dem drittel Achtel daran.“
Damit hat unser Wirt etwas gesagt, was typisch für dieses Thermenland ist: Liebe auf den zweiten Blick. Es ist ja nicht nur das Fürstenfelder Verkehrschaos, das uns zunächst so argwöhnisch stimmte. Einige weitere Beispiele: Wir kauften Käse aus Blumau, kosten ihn zu Hause, schauen uns skeptisch an und stellen dann mehr und mehr fest, zu wenig erworben zu haben. Ähnlich ergeht es mir bei der ersten Probe des Kürbiskernöls. Dann: Welches Aroma erreichen die Bauernäpfel von Riegersburg daheim? So könnte man fortfahren: Steirische Quitten, Nüsse, Gelees, welche Köstlichkeiten!
Edel nicht nur all diese Delikatessen, sondern auch der Most, den ein Jungbauer vor der Therme von Loipersdorf anbietet. Wie mundet er nach dem Besuch der gigantischen Thermenlandschaft! Über 3000 Quadratmeter zählt allein hier die Wasserfläche. „Österreichs Kindertraum“, hat man das Bad genannt, weiter „Familiendorado“. Wellen, Grotten, Rutschen sorgen für Leben, das „Schaffelbad“ und seine Landschaft für Ruhe. Die Indikationen entnehmen wir der hauseigenen Publikation: Rheumatismus, Gicht, Arthrosen, Neuralgien, Vegetative Erschöpfung, periphere Durchblutungsstörungen. Einziger Nachteil: Spaziergänger haben (vor allem am Abend) ihre Schwierigkeiten. Man sehnt sich diesbezüglich nach den attraktiven Gärten und Gehwegen in Gleichenberg und Radkersburg.
Und nach Bad Waltersdorf! Die dortige Therme setzt einen Satz von Sebastian Kneipp in den Mittelpunkt ihrer Werbung: „Wasser ist das allererste, vorzüglichste und allgemeinste Heilmittel für den menschlichen Körper.“ Speziell die Waltersdorfer Natrium-Hydrogencarbonat-Chlorid-Therme hypotonischer Konzentration „erzielt die deutlichsten Erfolge bei rheumatischen Erkrankungen beziehungsweise Abnützungserscheinungen“, wie Barbara Thaler vom Regionalverband _Steirisches Thermenland_erklärt. Daneben helfe das Bad in Waltersdorf gegen Erschöpfungszustände, bei Erkrankungen der Atemorgane, Streß und allgemeiner Schwäche des Immunsystems. In den sieben Becken und im „Saunadorf der Superlative“ finde der Gast eine „Quelle der Gesundheit“.
Dazu ein breites Freizeitprogramm: Angeln, Golf, Tennis, Wandern. Und Frau Thaler plaudert vor unserer Visite noch ein besonderes Geheimnis aus: „Der Thermenfußpacours zur Kräftigung der Fußmuskulatur ist wohl einzigartig in Europa.“
Das Bad liegt mitten „in freier-steirer Natur“. Den Kurpark (im Schatten der Ortskirche) erreicht man über einen abwechslungsreichen Spazierweg. Auch hier – wie in Bad Gleichenberg – seltene Bäume: Amerikanische Roteiche, die strauchartige Himalaya-Birke (perlweiß von oben bis unten), der Urwelt-Mammutbaum, Ginkgo und der Dirndlstrauch (Kornelkirsche), deren schwarzrote Früchte zu einem phantastischen Gelee verarbeitet werden können.
Dann ein kleiner Schritt von der Natur zur Kultur oder: Vom Dirndlstrauch zu einer feschen Norikerin. Den Park schließt nämlich ein kleines Römermuseum (Eintritt frei) ab. Wir bewundern darin zunächst ein in Stein gemeißeltes Bacchanal (mit nackter Mänade), eine große sitzende Frau (ohne Kopf), wohl eine Lokalgöttin, einen Löwen (mit Beute) und römische Zeitgenossen (gut gekleidet) auf einem prächtigem Relief.
Am besten ge- und erhalten hat sich ein erwachsenes Mädchen (mit gekräuseltem Haar und Pferdeschwanz), wohl eine norische Dienerin oder Gesellschafterin, mit Gebrauchsgegenständen in Händen. Doch sicher darf man sich bei dieser Zuweisung nicht sein. Das elegante Kleid enthüllt sie doch mehr als eine junge Frau, die nicht aus der Unterschicht zu stammen scheint.
Ihre Schutzgöttin (wie aller ihrer Geschlechtsgenossinnen gleich welchen Standes) war im Römerreich die Diana. Sie half den Gebärenden und war oft mit ihrem Zeichen Krebs abgebildet. Zu ihrer Nachfolgerin im Christentum ernannte man die heilige Margarethe, die ebenfalls den Gebärenden beistehen sollte und nie gelebt hat. Ihr Fest (20. Juli) setzte man dann auch folgerichtig in den Tierkreis Krebs.
Damit sind wir bei der Ortskirche St. Margarethe. Die Patronin ziert das schöne Hochaltarbild von Johann Cyriak Hackhofer. Wenn man genau hinschaut, gleicht sie unserer Frau vom Römermuseum. Auch die Heilige ist elegant gewandet, ihre Hände sind nicht frei (halten Kreuz und Palme), ihre Haare gekräuselt, ihre Augen melancholisch.
Welch leuchtender Regenbogen zwischen Himmel und Erde, und so verlassen wir denn auch gut gelaunt Bad Waltersdorf. An der Ortsausfahrt lesen wir groß: „Schönster Blumenmarkt der Steiermark.“ Wir schauen nochmals auf diesen idyllischen Kurort und sehen dann noch den Hinweis „Schönster Markt“. Verliehen wurde dem Kurort dieses Prädikat, so lesen wir weiter, am Ende des Blumenschmuckwettbewerbes des Landes Steiermark.
Wir fahren nun über fruchtbares Land. Überall auf den Äckern liegen entkernte Kürbisse, an den Straßen Buschenschenken, in denen man gut und preiswert speist und trinkt (Brettljause mit Wurst und Wein, Käse und Kipferl). Die Wegweiser erinnern an eine bewegte und bewegende Landesgeschichte. Wir erfahren von feudalen Tücken und feindlichen Türken, von einem ausgedehnten Eisen- und Honighandel im Mittelalter, von Dorfschönheiten, die in der Kaiserzeit ihr Glück in Wien suchten und fanden.
Unübersehbar sind hier die Verkehrsschilder, die in die Austria-Metropole weisen – und zu den umliegenden, mit lust- und leidvoller Historie beladenen Burgen. Dorthin geht es nach der Festung Riegersburg (die den Osmanen trotzte), wir sehen die Burg Herberstein (deren Tier- und Grünpark Groß und Klein anlockt) und nochmals das wunderbar gelegene Gottes- und Pfarrhaus von St. Johann, von deren Antikenschmuck wir eingangs gesprochen hatten. In Fürstenfeld die Hinweistafel: Bad Blumau. Wir denken natürlich an die orientalischen Impressionen Hundertwassers und an die Badegespräche mit dem Wiener Kaufherrn: „Aber hörn’s, unser höchstes Gut ist die G’sundheit – und die soll nix kost’n?“
Der Abschied naht, noch eine Nacht. Am anderen Tag bleibt der befürchtete Stau vor Fürstenfeld aus. Wir kommen überein, da müssen wir nochmals her, und ich summe spontan im Auto, das uns in vier Stunden nach München bringt, den Schlager, den ich sooft auf dem Oktoberfest mitgesungen habe: „I wü wieda ham, ham nach Fürstenfeld.“
Steirisches Thermenland (Barbara Thaler). A-8350 Fehring, Grazer Straße 1 (Rathaus). E-mail: info@thermenland.at, Internet: www.thermenland.at, Tel.: 03155 42040, Fax: -42045
Kurzentrum Bad Radkersburg. A-8490 Bad Radkersburg. E-mail: kurzentrum@parktherme.at, Internet: www.parktherme.at, Tel.: 03476 2265, Fax: -2266
Bad Waltersdorf Tourismusbüro. A-8271 Bad Waltersdorf. E-mail: office@heiltherme.at, Internet: www.heiltherme.at, Tel.: 03333 5001, Fax: -500940
Thermalquelle Loipersdorf. A-8282 Loipersdorf 152, E-mail: info@therme.at, Internet: www.therme.at, Tel.: 03382 82040, Fax : - 820487
Kurtherme Bad Gleichenberg : A-8344 Bad Gleichenberg, Brunnenstraße 31-34. E-mail: gleichenberger-ag@ccf.net, Internet: www.kurtherme.at, Tel.: 03159 22940, Fax: - 229422
Rogner-Bad Blumau. A-8283 Bad Blumau 100. E-mail: spa.blumau@rogner.com, Internet: www.blumau.com, Tel.: 03383 5100 9449, Fax: - 5100 804.