Nennen wir sie Vera, denn die 45-Jährige will anonym bleiben. Vera also suchte in Manhattan die Dermatologin Dr. Fran Cook-Bolden auf und beschwerte sich: „Da nehme ich nun 20 verschiedene Kosmetika regelmäßig: Augen- wie auch Vitamin-C-Creme, eine weitere der Pigmentation wegen, ein Antifältchenserum, eine Maske, eine Reinigungsmilch, ein Peelingmittel, dazu eine ganz spezielle Entgiftungscreme auf Sauerstoffbasis - aber zufrieden bin ich mit meiner Haut absolut nicht”. Die Ärztin schüttelte ungläubig den Kopf und empfahl: „Werfen Sie alles weg. Für die tägliche Hautpflege werden, neben der Seife, lediglich drei Produkte benötigt: ein behutsamer Reiniger, eine gute Sonnencreme und ein Spezialmittel dann, wenn man Pickel hat oder Pigmentflecke. Für alternde Haut ist vielleicht noch eine vitaminhaltige Feuchtigkeitskosmetik zu empfehlen. Sonnencreme sollte täglich aufgetragen werden, ob die Sonne nun scheint oder nicht”.
All das, so rechnete die New Yorker Ärztin ihrer Patientin vor, gibt es im Drugstore für kaum mehr als 30 Dollar. Und sie fügte generalisierend hinzu: „So spart man Hunderte von Dollar”. Sie gehört zu einer neuen Generation von Dermatologen, die ein „Zurück zur Natur” regelrecht predigen. Dazu gehört auch die Dermatologieprofessorin Dr. Sarah Boyce Sawyer von der University of Alabama in Birmingham: „Das Teure ist keineswegs das Beste, zumindest stimmt es nicht, dass preiswertere Produkte schlechter sind. Es gibt nicht einen einzigen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass teure oder gar superteure Erzeugnisse der Haut besser helfen”.
Zeitgleich zu diesen New Yorker Erkenntnissen läuft in Deutschland eine Kampagne, die mit großen Plakaten begann, auf denen gefragt wird: „Was sind die wichtigsten Quadratmeter des Lebens?”. Auf anderen, etwas später geklebten Plakaten gab es dann die Antwort: „Deine Haut”. An dieser Kampagne beteiligen sich u.a. Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Schulen und Mediziner, darunter die Ärztin und TV-Moderatorin Susanne Holst. Grund genug gibt es für derartigen Einsatz: Von etwa 25 000 bestätigten Berufskrankheiten im Jahr 2005 waren 9 500 Hauterkrankungen, womit diese die Liste der Berufskrankheiten anführen. Je 100 Versicherte gibt es pro Jahr 21 Tage Krankschreibungen. Hauterkrankungen verursachen in Deutschland jährlich Kosten in Höhe von vier Milliarden Euro. Für die kommenden zwei Jahre werden mehr als 100 Organisationen und Einrichtungen diese Kampagne für einen besseren Umgang mit dem größten Organ des Menschen werben - mit dem Ziel: Gesunde Haut bedeutet weniger Hauterkrankungen.
Unsere Haut besteht aus der Ober-, Leder- und Unterhaut und sie ist etwa vier Millimeter dick. Sie atmet und fühlt und hat ein Gedächtnis - sie kann sogar übelnehmen, wir wohl jeder von uns schon erfahren hat. Sonne und Chlor können bittere Feinde der Haut sein. Nach jedem Schwimmer also sollte die Haut eingefettet werden, sagen Experten, und sie stimmen im Grunde mit dem überein, was da aus Manhattan zu hören war: Preiswerte Kosmetika können großartig sein, auf die teuren Duft- und Konservierungsstoffe kann die Haut verzichten.
Zurück in die USA. Die dortige Verbraucherschutzorganisation testete das preiswerte Antifaltenmittel Olay Regenerist (35 Dollar) und das teure (135 Dollar) StriVectin SD sowie die Lotion La Prairie Cellular (Zweierkombination für 335 Dollar). Das preiswerteste Produkt war am effektivsten. Dazu die Dermatologieprofessorin Dr. Mary Ellen Bradmas: „Da geben Leute 450 Dollar für ein Döschen Creme aus, nur weil sie etwas Exotisches enthält wie vielleicht Lachseier - viel Preiswerteres tut es auch”.
Einig sind sich die Experten darin: Sonnencreme sollte täglich verwendet werden, bei jeder Witterung