Reines Glyzerin glättet zwar, kann aber durch einen wasseranziehenden (hygroskopischen) Effekt zur Austrocknung der Haut führen. Dies hat den Wirkstoff, der rechtlich sogar nur als Hilfsstoff klassifiziert wird, in Verruf gebracht. Neue Untersuchungen der Universität Karlsruhe1 beweisen jedoch, dass auch hochkonzentriertes Glyzerin Feuchthaltewirkung entfaltet und sogar Schäden in der Hornschicht reparieren kann.
Eine der beiden Studien der Arbeitsgruppe von Professor Gloor zeigte die Feuchthaltewirkung von reinem Glyzerin mit und ohne Okklusion. Bei zwölf gesunden Frauen zwischen 24 und 35 Jahren wurde die Hornschicht der Haut an der Innenseite des Unterarms durch Tesafilmabrisse geschädigt. Die beiden Unterarme wurden danach in vier Gebiete eingeteilt, von denen eines unbehandelt blieb, eines mit Glyzerin (99,8 %) allein und eines durch Okklusion (Abdeckung mit Plastikfolie) behandelt wurde. Das vierte Gebiet erhielt eine Kombination aus Glyzerin (99,8%) und Okklusion. Die Behandlung erfolgte über drei Tage. Am Ende der Behandlungsperiode wurde der Wasserverlust über die Oberhaut (transepidermaler Wasserverlust, TEWL) in allen vier Behandlungsgebieten gemessen. Es zeigte sich, dass die Schädigung durch die Tesafilmabrisse unter der Behandlung mit Glyzerin deutlicher zurückging als in der unbehandelten Zone. Die alleinige Abdeckung mit Plastikfolie hatte keine heilungsfördernde Wirkung. In dieser Studie wurde gezeigt, dass auch konzentriertes Glyzerin sehr gute Feuchthalteeigenschaften hat, ein erhöhter Feuchtigkeitsverlust wurde nicht beobachtet.
In einer zweiten Untersuchung wurden vier Testareale am Unterarm über vier Tage lang dreimal täglich mit einer Lösung aus Natriumlaurylsulfat gewaschen. Nach vier Tagen war in allen Testarealen ein Anstieg des transepidermalen Wasserverlustes zu beobachten. Dieser erhöhte Wert zeigt eine Schädigung der Hornschicht an, wie sie auch durch häufiges Waschen und Duschen entstehen kann und bildete die Basis für die nun folgende Behandlung durch drei verschiedene Testlotionen.
Die vier Areale wurden entweder mit Basiscreme, mit Basiscreme plus 25 % Glyzerin oder Basiscreme plus 50 % Glyzerin behandelt. Das Kontrollareal wurde nicht eingecremt. Nach drei Tagen war die Hornschichtschädigung in den behandelten Arealen deutlicher zurückgegangen als im Vergleichsareal, das keine Behandlung erhielt. Sieben Tage nach Beendigung der Behandlung wurde die Hornschichtschädigung erneut überprüft. Die Areale, die mit glyzerinhaltigen Cremes behandelt wurden, zeigten jetzt eine bessere Erholung der Hornschichtbarriere als die anderen Areale.
Die Autoren schließen daraus, dass Glyzerin durch seine Feuchthalteeigenschaften die Reparatur der Hornschichtbarriere beschleunigt.
Glyzerinhaltige Hautcremes sind deshalb gerade für durch Reinigungsmittel besonders belastete Hautpartien, wie zum Beispiel den Händen, sehr sinnvoll. Glyzerin zieht vollständig ein und vermittelt zusätzlich ein angenehmes Hautgefühl.