Während einerseits die Bewegung Body Positivity immer mehr Anhänger findet, sind andererseits kosmetische Operationen weiter auf dem Vormarsch. Besonders in den sozialen Medien sind diese zwei Extreme gut zu beobachten.
Die Zahl der durchgeführten Schönheitsoperationen steigt weltweit seit Jahren. Immer mehr Jugendliche können sich mit dem Gedanken an eine kosmetische Operation anfreunden. Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung sind unter anderem die sozialen Netzwerke. Perfekte Körper werden in perfekten Posen an perfekten Orten präsentiert und erwecken dabei den Anschein, spontan oder natürlich zu sein. Dabei sind diese Darstellungen genauso gestellt und nachbearbeitet, wie die Bilder, die man im Fernsehen oder in Hochglanzmagazinen zu sehen bekommt. Den Nutzern auf Instagram oder Facebook werden diese Posts jedoch als alltägliche Realität präsentiert. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Nasenkorrektur, eine Brustvergrößerung mit Eigenfett oder eine Fettabsaugung bei vielen Jugendlichen ganz oben auf der Wunschliste stehen.
Auch bei Erwachsenen sind Schönheitsoperationen weiterhin sehr gefragt. Seit Homeoffice und Videokonferenzen in die heimischen Wohnungen Einzug gehalten haben, ist die Nachfrage sogar gestiegen. Hochauflösende Kameras zeigen in den täglichen Videokonferenzen jede Falte in Großaufnahme. Besonders die Nachfrage nach Behandlungen mit Botox steigt daher rasant.
Einen Gegenpol zu diesen Trends stellen die Body-Positivity- und die Body-Neutrality-Bewegung dar.
Body Positivity steht für eine positive Einstellung zum eigenen Körper und hat zum Ziel, die Idealisierung gängiger Schönheitsideale zu bekämpfen.
Nachdem jahrzehntelang fast ausschließlich sehr schlanke Frauen mit makelloser Haut in Werbung und Medien zu sehen waren, ändert sich diese Situation nun langsam. Der breiten Öffentlichkeit wird allmählich bewusst, dass diese offensichtlichen Vorbilder nicht der Realität entsprechen und lediglich durch eine professionelle Nachbearbeitung der Fotos und Videos möglich sind. Nach und nach tauchen in Fernsehen und Zeitschriften endlich auch einige Models auf, die diesem Idealbild nicht entsprechen. Dehnungsstreifen, Speckröllchen oder Falten zu haben, bedeutet nicht mehr, dass man sich nicht schön fühlen darf. Jeder Körper ist anders, aber jeder Körper ist schön. Doch dieses Motto ist nicht ganz unproblematisch.
Genau hier entspringt der erste Kritikpunkt an der Body-Positivity-Bewegung: Das individuelle Aussehen rückt ein Stück weit in den Hintergrund. Statt objektiv schön zu sein, soll man sich nun schön fühlen. Diese Forderung setzt gerade Jugendliche allerdings genauso stark unter Druck. Plötzlich wird einem nicht mehr vorgeschrieben, wie man aussehen sollte, sondern wie man sich fühlen sollte.
Ein Lösungsansatz für diese Zwickmühle ist Body Neutrality. Die Fixierung auf das Aussehen des eigenen Körpers soll bei diesem Ansatz reduziert werden, das Selbstwertgefühl unabhängig vom Aussehen (und der eigenen Zufriedenheit damit) gesteigert werden.
Ideal wäre es natürlich, einen Mittelweg zu finden, der für jeden funktioniert. Doch jeder Mensch ist unterschiedlich und hat individuelle Bedürfnisse und Lebenseinstellungen. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es aber, nicht jedes Foto im Internet für bare Münze zu nehmen und öfter mal zu hinterfragen, was man da gerade gezeigt bekommt. Wenn jeder etwas auf sein eigenes Verhalten achtet und aufhört, andere Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen, wird das die Welt ein Stück besser machen.
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