Der Schönheitswahn in den Social Medias ebbt ab - Selfies mit aufgedonnerten Selbstverliebten waren gestern. Zumindest wenn man einer von der IKW beauftragten Studie Glauben schenkt, die kürzlich veröffentlicht wurde. In dieser wird deutlich, dass Jugendliche ihr Selbstvertrauen zu stärken und die Kontrolle über ihr eigenes Leben zurückzugewinnen wollen. Hierzu entwickeln sie ihre ganz eigenen Strategien, wie drei tiefen-psychologisch-repräsentative Studien entschlüsselt haben.
Der Fokus der aktuellen Studie liegt auf dem Verhältnis der Generation Z zu Instagram. Was fasziniert die Jugendlichen an dieser Social Media Plattform so sehr, dass sie sich ein Leben ohne Instagram kaum vorstellen können? Welche Rolle spielen bei der Selbstfindung der Jugendlichen die perfekt gestalteten Posts und die Anwendung kosmetischer Produkte?
Das Ergebnis: Instagram ist für viele Jugendliche ein Versuch, eine rundum kontrollierbare Traumwelt zu installieren, in der alles perfekt ist und sie selbst unangreifbar sind. Instagram selbst gilt den Jugendlichen dabei als erster Schritt der Abgrenzung gegenüber den Eltern, die eher auf Facebook sind. Innerhalb von Instagram grenzt man sich ab, indem man besonderen, ausgefallenen Influencern folgt oder mehrere Accounts betreibt, zum Beispiel zusätzliche Fashion- oder Musik-Accounts.
Junge Menschen fühlen einen Kontrollverlust auf mindestens drei Ebenen: auf der physischen, der familiären und der gesellschaftlichen. Kaum ein Kind, das nicht mindestens eine auseinandergebrochene Familie kennt, wenn es nicht sogar selbst in einer lebt. Kaum ein Jugendlicher, der nicht früh mit dem Wort „Krise“ in unserer Gesellschaft konfrontiert wurde, sei es nun die Flüchtlingskrise oder die zunehmenden politischen Krisen in den Ländern rund um Europa. Die Sorgen hat die Elterngeneration den jungen Menschen „eingeimpft“. Und kaum ein Pubertierender, der seine körperlichen Veränderungen nicht als extrem peinlich empfindet und alles versucht, diese Entwicklungserscheinungen zu verstecken. Zudem kommen die unbeeinflussbaren hormonellen Veränderungen stärker als dies früher der Fall war. Aus psychologischer Sicht stehen die unterschiedlichen Ebenen in einem engen Zusammenhang.
Warum sind Selfies den Jugendlichen einerseits peinlich und warum betreiben sie andererseits einen enormen Aufwand, damit das perfekte Bild am Ende entsteht? Über die Behandlung des Äußeren wollen junge Menschen die Kontrolle über ihr Innenleben zurückgewinnen – Pflege, Make-up, Haarschnitt und -Style sind kleine Helfer hierfür. Wenn junge Menschen über Wimpern, Haargel und Friseurbesuche reden, geben sie also viel Tiefgründiges Preis – mehr als es auf den ersten Blick scheint. Sie sprechen darüber, wie sie ihr Inneres ordnen und ihr Leben in den Griff bekommen möchten. Genau dabei entwickeln sie auch Teile ihres Selbstwertgefühls. Brüchige Nägel hingegen verunsichern und verweisen auf Chaos im Inneren.
Ungeschminkt und offen erzählen die jungen Menschen von ihren Geschichten, den häufig schwierigen Familienverhältnissen und Schicksalen. Junge Menschen – auch junge Männer – geben sich versiert, wenn es um die emotionalen Geschichten des Lebens geht. Sofern sie bereits ‚abgeschlossen‘ – eben Geschichte sind. Über das, was sie tatsächlich aktuell bewegt, reden sie nicht so gern. Wenn es um das eigene Erwachsenwerden, das Mann- oder Frauwerden oder auch die unkontrollierbaren (hormonell bedingten) Gefühlsregungen geht, ist das der Fall. Lieber lassen sie ihr Äußeres „sprechen“: 73 Prozent der befragten Jugendlichen finden Körper- und Schönheitspflege in ihrem Leben „sehr wichtig“. Gutes Aussehen gibt den Jugendlichen das Gefühl sozialer Akzeptanz und der Sicherheit und Kontrolle über den Ansturm der Emotionen.
Und inwieweit können Kosmetik- und Schönheitsprodukte die Jugendlichen bei ihrer Selbstfindung unterstützen? Die erste tiefenpsychologisch-repräsentative Studie zum Erwachsenwerden liefert Antworten auf diese spannenden Fragen. Im Rahmen der qualitativen Befragung wurden dazu Gruppendiskussionen und Einzel-Tiefeninterviews mit insgesamt 56 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 21 Jahren durchgeführt. Für die repräsentative quantitative Befragung wurden 1.012 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 21 Jahren interviewt.
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