Autor: Chris Kraus
Verlag: Diogenes
Seiten: 1200
ISBN-10: 3257069731
ISBN-13: 9783257069730
Preis: EUR 32.00
Das kalte Blut erzählt die Geschichte zweier deutschbaltischer Brüder im Strudel des 20. Jahrhunderts, ein Drama von Verrat und Selbstbetrug, das von Riga über Moskau, Berlin und München bis nach Tel Aviv führt.
Wer die Geschichte der Bundesrepublik verstehen möchte, sollte sich die über 1000 Seiten dieses zeitgeschichtlichen Romans gönnen. Vermutlich schon vom Umfang her nicht geeignet für ein Ranking in den Bestseller-Listen (deren gehypte Titel mir so manches Rätsel aufgeben), ist der doch für die Jungen fast ein Muss. Und die, welche einen Teil der Historie bereits oder noch erlebt haben, finden Erklärungen für Vorgänge, die bislang im nebulösen Licht vor sich hin wogten. Sicher ist es letztlich ein Roman, der Fiktion und Wirklichkeit miteinander verbindet, aber ich glaube, um nicht zu sagen, ich fürchte, weit mehr als 50 % davon entsprechen (leider) den schändlichen Tatsachen. Tatsachen oder auch Wahrheiten (wie immer man es sehen mag), die dazu maßgeblich beitrugen, dass Deutschland heute das ist, was es ist - aber die Anfänge sind hart zu verdauen, mitunter kaum zu glauben. Wer zweifelt, kann jedoch nachlesen - da genügt oft schon Wikipedia zur Aufklärung. Hätte ich einen Einfluss auf das Ranking der Bestseller-Listen, das Buche würde ganz oben stehen und ich würde es, zumindest in Passagen, als Pflichtlektüre vor dem Abi auf den Lehrplan setzen.
Chris Kraus, geboren 1963 in Göttingen, ist Filmregisseur, Drehbuchautor und Romancier. Seine Filme (darunter ›Scherbentanz‹, ›Poll‹) wurden vielfach ausgezeichnet, ›Vier Minuten‹ mit Monica Bleibtreu und Hannah Herzsprung gewann 2007 den Deutschen Filmpreis als bester Spielfilm. Sein neuer Film, die Tragikomödie ›Die Blumen von gestern‹, mit Lars Eidinger in der Hauptrolle, kommt im Januar 2017 ins Kino. ›Das kalte Blut‹ ist Chris Kraus’ zweiter Roman. Der Autor lebt in Berlin.