Autor: Selma Gienger
Verlag: Grönbeck
Seiten: 484
ISBN-10: 398084207X
ISBN-13: 9783980842075
Preis: EUR 29.95
Patrick Süßkinds verfilmter Roman “Das Parfüm” fasziniert nicht ohne Grund Millionen Menschen: Die Geschichte eines Außenseiters, der sich mit dem Geruch gesellschaftlich angenehmer Menschen parfümierte, damit man ihn “besser riechen” konnte und ebenso akzeptierte. Humbug?
Neun Jahre lang erforschte die Selma Gienger den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte und begab sich damit auf eine Reise in die eigene Vergangenheit.
Gienger, die als Heilpraktikerin mit eigener Praxis tätig ist und einen Fachbuchverlag betreibt, ist erblich vorbelastet: Ihr Ur-Ur-Großvater Gustav Jaeger (1832-1917) gilt als Begründer der modernen Duftlehre. Demnach verströmt jeder Mensch einen charakteristischen Geruch über Haut und Haare, den andere unbewusst wahrnehmen und bei persönlicher Disposition als angenehm empfinden. “Die beiden können sich gut riechen” ist also mehr als ein salopper Ausspruch, wenn offenbar “die Chemie” zwischen zwei Menschen stimmt. Mütter kennen den Effekt, wenn sie intuitiv ihren Pullover ins Bett des Kindes legen, um es zu beruhigen. Anthropine nennen Wissenschaftler den menschlichen Duftstoff, der aus Eiweiß entsteht. Gienger reiste durch Europa und spürte in Basel pharmazeutisch hergestellte Präparate aus dem Jahr 1879 auf - und testete eines im Selbstversuch. Sie gelangt zur Erkenntnis, dass Süßkind keinesfalls phantasiert, sondern elementare Wirkmechanismen beschreibt. Giengers gründliche Nachforschungen belegten nicht nur, dass Süßkind und Jaeger verwandt sind, sie führten sogar zu einer Verbindung Jaegers zum britischen Evolutionsforscher Charles Robert Darwin.
Selma Gienger, die unter ihrem früheren Namen Grönbeck bereits mehrere Werke zum Thema vorgelegt hat, beschreibt in ihrem neuen Buch sowohl die geschichtlichen Hintergründe als auch neuzeitlichen Anwendungen menschlicher Duftstoffe zur Behandlung von Körper und Seele. Das Werk passt in keine gängige Kategorie: Es ist sowohl eine Autobiografie, ein therapeutisches Sachbuch als auch ein Wirtschaftskrimi, denn Süßkinds Anleihen an Jaegers Werke sind nicht ohne investigative Brisanz. Was zunächst als knapp 500 Seiten starker Wälzer undefinierbarer Art erscheint, fesselt den Leser mit jeder gelesenen Seite. Eine geschichtlich interessante Entdeckungsreise mit reichlich Erkenntnispotenzial für alle, die sich (und anderen) etwas Gutes tun möchten.