Autor: Johannes Huber
Verlag: edition a
Seiten: 336
ISBN-10: 3990014250
ISBN-13: 9783990014257
Preis: EUR 24.00
Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit senken den Spiegel der Stresshormone im Blut, was gegen entzündliche Reaktionen im Körper und so auch gegen Zivilisationskrankheiten wie Krebs vorbeugt. Außerdem wirkt „gutes“ Verhalten ausgleichend auf das Hormon- und stärkend auf das Immunsystem, womit es auch das Risiko für eine COVID 19- Erkrankung senkt. Der renommierte Arzt und Wissenschaftler Prof. DDr. Johannes Huber weist das anhand zahlreicher Studien in seinem neuen Buch „Das Gesetz des Ausgleichs – Warum wir besser gute Menschen sind“ nach, zu dem der Philosoph Peter Sloterdijk ein Nachwort geschrieben hat. Fazit: Gute Menschen profitieren von ihrem Verhalten nicht erst im nächsten, sondern aufgrund medizinischer und biologischer Zusammenhänge bereits in diesem Leben. Und umgekehrt: „Böses“, also egoistisches Verhalten gefährdet, verkürzt gesagt, die Gesundheit.
An einen Ausgleich nach dem Tod glaubten bereits vor Jahrtausenden ägyptische Denker. Die Seele, meinten sie, werde abgewogen und der Mensch nach seinen Taten beurteilt. Die Angst vor so einem Jüngsten Gericht ist geschwunden, doch nun stellt sich aufgrund von medizinischen und biologischen Forschungsergebnissen eine neue Frage: Gibt es für ein rücksichtsloses, unbeherrschtes, unmäßiges, egoistisches oder hochmütiges Leben eine ausgleichende Gerechtigkeit schon im Diesseits? Kann es sein, dass böse Taten den Tätern physisch oder psychisch selbst schaden? Und dass für gute Taten das Umgekehrte gilt?
Der Arzt und Theologe Prof. DDr. Johannes Huber, ehemaliger Leiter der Abteilung für klinische Endokrinologie am Allgemeinen Krankenhaus in Wien sowie der österreichischen Bioethikkommission und in seiner Jugend Assistent des Wiener Kardinals König, beantwortet diese Fragen in seinem neuen Buch „Das Gesetz des Ausgleichs – Warum wir besser gute Menschen sind“ mit nüchternem Blick. Anhand zahlreicher Studien sowie Erkenntnissen junger wissenschaftlicher Fächer wie der Psychoneuroendokrinologie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Erleben und Verhalten und dem Hormonhaushalt befasst, zeigt er, dass gute Menschen gesünder sind, länger leben und vor Zuständen wie Antriebslosigkeit, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit besser geschützt sind als Menschen, die sich von ihrem Egoismus leiten lassen. So etwa haben Forscher schon während der SARS- sowie der MERS-Epidemie festgestellt, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Infektionsanfälligkeit und dem Immunsystem gibt. Psychisch instabile Menschen sterben viel eher an diesen Infektionskrankheiten als psychisch stabile. Gleichzeitig ist vielfach nachgewiesen, dass auf die Gemeinschaft bezogenes, integratives Verhalten die Psyche stärkt. Weshalb Huber in seinem Buch auch ein auf Bescheidenheit und Mitmenschlichkeit bezogenen Lebensstil gerade in Corona-Zeiten als Gesundheitsvorsorge empfiehlt.
Huber bezieht sich unter anderem auf Laurie Santos, Psychologieprofessorin an der Yale University, der aufgefallen war, dass Studenten immer häufiger Angstzustände und Depressionen mit in den Hörsaal brachten. Viele konnten sich kaum konzentrieren, waren nicht motiviert und schnell überfordert. Deshalb stellte Santos vor zwei Jahren das Seminar Die Wissenschaft des Wohlbefindens ins Vorlesungsverzeichnis, in dessen Mittelpunkt sie eine einfache These stellte: Wer etwas Gutes für andere tut, fühlt sich auch selbst besser. Huber baut bei der Absicherung dieser These etwa auf der Arbeit des britischen Psychiaters Neel Burton auf, der erkannte, dass Gier und Geiz krank machen. Erschöpfung und Verzweiflung gehen mit diesen Charakterzügen einher. Ebenso zeigt Huber anhand wissenschaftlicher Arbeiten, wie Lügen das Gehirn verändert. Beharrliche Lügner verlieren den Kontakt zur Realität und zu sich selbst. Huber geht dabei immer wieder auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen ein, etwa wenn er die Sozialen Medien als Gegenwelt der ungebremsten Impulse und das Lügen als eine Art neue ganz normale Kulturtechnik entlarvt.
Gute Menschen sind nach Hubers Definition, kurz gesagt, kompromissbereit, erforschen das eigene Ich, verzichten auf Vergeltung und vertrauen auf eine höhere ausgleichende Gerechtigkeit. Schlechte Menschen stellen die Bedürfnisse ihres Egos über die Stimme ihres Gewissens und benützen ihr Einfühlungsvermögen höchstens dafür, andere für ihre Zwecke zu manipulieren. Doch wie wird man ein guter Mensch im tieferen Sinn?
Huber skizziert das Leben als Aufenthalt auf einem Trainingsplaneten, bei dem es darum geht, nicht nur den Körper und den Geist, sondern auch den Charakter weiterzuentwickeln und sich somit im Gutsein zu üben. Dafür legt er ein neurobiologisch und endokrinologisch legitimiertes „Charakter- Trainingsprogramm“ vor, bei dem es im Wesentlichen um Impulskontrolle geht.
So etwa zeigt er anhand des 2013 entdeckten Glymphatischen Systems, das zelluläre Abfallstoffe aus dem Zentralnervensystem entsorgt, warum es biologisch Sinn macht, wichtige Entscheidungen zu überschlafen. In Hubers „Trainingsprogramm“ geht es aber etwa auch um die Entgiftung des Gehirns durch Aussprechen unangenehmer Dinge, oder um den Aufenthalt in der Natur, der helfen kann, den inneren Menschen zu domestizieren.
Im abschließenden dritten Teil des Buches zeigt Huber, was Ethik im biologischen Sinn eigentlich ist, wie sie durch die Evolution des tierischen zum menschlichen Gehirn entstand und sich weiterentwickelte und kommt auf den verbreiteten Glauben an ein ewiges höheres Gericht zurück. Ein Glaube, der bisher alle menschheitsgeschichtlichen Entwicklungsschritte überlebt hat.
Der Philosoph Peter Sloterdijk, der ein Nachwort zu dem Buch schrieb, sagt darüber: „Die stille Weltmacht der gelehrten Freundlichkeit hat in Johannes Huber einen überzeugenden Botschafter gefunden.“
Prof. Dr. Johannes Huber studierte Theologie und Medizin. Von 1992 bis 2011 war er Leiter der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Er ist in Wien und München als Arzt tätig. Seine Vorträge machten ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt.