Seit Generationen wurden Tausende und Abertausende von Kleinkindern mehr oder weniger intensiv gezwungen Spinat zu essen, „weil er soviel Eisen enthält”. Lag es an einem Kommafehler der Sekretärin oder am Doktoranden, der Frisch- und Trockengewicht verwechselte? Tatsache ist, dass Spinat bei weitem nicht soviel Eisen enthält, wie man jahrzehntelang annahm. “Nur” 3,1 mg enthält er nämlich vom Mineral, und nicht 35 mg , wie irrtümlich behauptet. Die natürlich vorkommende Höchstmenge an Eisen liegt im übrigen bei 18 mg in 100 g. Einen derart hohen Eisengehalt findet man u.a. in Schweineleber und Bierhefe - doch auch die darin enthaltenen Konzentrationen liegen weit entfernt von den für Spinat postulierten Mengen. Zudem ist Spinat aufgrund des relativ hohen Nitratgehalts sogar ungeeignet für Babys und Kleinkinder - der Irrtum war also nicht nur geschmacklich für die Kinder ein Problem, sondern auch noch gesundheitlich.
Neben dem Spinat gibt es noch eine Reihe anderer aufsehenserregenden Ernährungsirrtümer. Sehen wir uns einige cavon an, um festzustellen, welche eine reale Basis haben und welche nicht.
Oft gehört und damit geglaubt. Doch auch diese Behauptung ist längst widerlegt. Eine grosse amerikanische Studie zeigte, dass Menschen, die sich salzarm (< 5,8 g täglich) ernähren, nicht nur eine höhere Herz-Kreislauf-Sterblichkeitsrate , sondern auch eine höhere Gesamtsterblichkeitsrate (um ca. 30 % ) aufweisen, als diejenigen, die täglich mehr davon essen. Nun, es gibt tatsächlich natriumsensible (Salz besteht aus Natrium und Chlorid, chemisch NaCl) Personen , deren Blutdruck auf Salz reagiert. Aber eben nur diese reagieren auf Salz, der Rest der Bevölkerung nicht.
Ob Kaffee ungesund ist, das wissen im Grunde nur die Götter. Einmal heißt es, er ist ungesund und enthält krebserregende Substanzen. Dann hört man wieder, dass er sogar krebsvorbeugende Wirkstoffe enthält und mitnichten die Gesundheit schädigt. Diese Diskussion wird wohl noch eine Weile anhalten, aber eines ist inzwischen bewiesen: Kaffee in üblichen Mengen (2-5 Tassen) entzieht dem Körper definitiv kein Wasser. Es ist zwar sehr freundlich, dass man in vielen Ländern ein Glas Wasser zum Tässchen Kaffee bekommt, aber lebensnotwendig ist es nicht. In der Tat ist Kaffee ein harntreibendes Getränk. Jedoch tritt zum einen ein Gewöhnungseffekt bei regelmäßigen Kaffeetrinkern ein und zum anderen mobilisiert das Koffein das in den Körper eingelagerte Salz und sein zugehöriges Wasser, das dem Körper sowieso nicht zur Verfügung steht. Bei 3 - 5 Tassen Kaffee täglich ist das jedenfalls kein Problem und das Getränk zählt auch zur Flüssigkeitszufuhr dazu. Dennoch schadet das zusätzlich getrunkene Wasser nicht, da zumeist sowieso zu wenig getrunken wird. Laut der D eutschen G esellschaft für E rnährung beruht die Empfehlung, zu jeder Tasse Kaffee ein Glas Wasser zu trinken auf der Fehlinterpretation der Ergebnisse einer Studie, in der die Gesamtwassermenge als alleiniges Maß für die Beurteilung der Flüssigkeitsversorgung herangezogen wurde.
Nein, es ist nicht das Bier, das den Bauch macht, sondern die Anzahl der Biergläser und die Beilagen! Gerne wird Schweinshaxe oder ähnliches zu dem Getränk gegessen und das macht den Bauch. Zum anderen wirkt Bier appetitanregend und es bleibt nicht bei einem Glas! Die Menge ist hier wiederum entscheidend.
Ein beliebtes Kinderspiel und es ist Wahrheit daran! Auf der Schale von Kirschen befinden sich in der Regel Hefepilze. Diese kann man durch Waschen reduzieren. Isst man die Früchte, werden die Pilze im Magen durch die Säure abgetötet. Trinkt man jedoch nach ihrem Genuss viel Wasser, verdünnt man den sauren Magensaft und die Mikroorganismen werden nicht mehr im gewünschten Ausmaß abgetötet. Die Folge: Bauchschmerzen. Jedoch sterben muss man deswegen nicht.
Immer wieder liest man: Unsere Ackerböden sind ausgelaugt, daher enthalten unsere Lebensmittel zu wenig Vitamine und Mineralstoffe! Deshalb sollten wir Vitamin- und Mineralstofftabletten einnehmen, um gesund zu bleiben! Diese Behauptung kann man schon als Unverschämtheit betrachten. An dieser Aussage ist nichts, aber auch gar nichts wahr! Verbraucherzentralen und die DGE tun alles, um dieses Gerücht aus der Welt zu schaffen. Auch das Buch, „ Die Vitaminlüge” beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema. Nicht einmal ein Mineralstoffmangel ist mit den heutigen Lebensmitteln zu erwarten, dafür sorgen schon die vielen verschiedenen Düngemittel, die dem Ackerboden zugeführt wird. Man kann von der gängigen Landwirtschaft halten was man will - und die Pestizid- und Kunstdüngermenge, die aufgebracht wird, sind sicher nicht vorteilhaft für die Gesundheit der KäuferInnen - aber einen Vitamin- und Mineralstoffmangel bekommt man dadurch nicht.
Es gibt noch viele weitere Gerüchte, Irrtümer und auch Lügen rund um die Ernährung. So wird fälschlicherweise immer wieder behauptet, dass Biolebensmittel nicht wirklich „Bio” sind. Auch dass Vitamin C vorsorgend eingenommen vor Erkältungen schützt , gehört dazu.
Ob die Irrtümer nun entstanden, weil ein Wissenschaftler sich geirrt hat und eine Überprüfung seiner Ergebnisse den Irrtum ans Licht brachte oder ob ein reines Verkaufsinteresse hinter den Behauptungen steht - kritisch sollte man immer sein. Testurteile und die Verbraucherzentralen können bei der Bewertung einer unfassbaren Behauptung oft helfen.