“Immunstärkend” zu essen, empfiehlt der Kölner Diplom-Oecotrophologe Christof Meinhold den 40.000 Menschen mit HIV/Aids in Deutschland. Durch die Medikamenten-Einnahme und begleitende Infektionen haben HIV/Aids-Patienten einen erhöhten Nährstoffbedarf. Aber auch Appetitlosigkeit und Erbrechen können einen Nährstoffmangel verursachen. Gleichzeitig ist die Nährstoffaufnahme aus dem Darm (durch Durchfälle, eingeschränkte Funktion der Bauchspeicheldrüse) häufig verringert. Nicht selten sind Menschen mit HIV/Aids mit Mikronährstoffen (Vitamin A, B1, B6, B12, C, D, E, Folsäure, Selen, Zink, Eisen) unterversorgt.
Das HI-Virus verursacht einen erhöhten oxidativen Stress durch freie Radikale, berichtet Meinhold. Eine optimale Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen bewirkt wahrscheinlich einen schützenden Effekt. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) “5 Portionen Gemüse und Obst am Tag” (in der Größe von 5 Händen, eine Portion auch als Gemüse- oder Obstsaft) sollte von HIV-/Aids-Patienten deshalb besonders konsequent umgesetzt werden. Menschen mit HIV/Aids haben einen gesteigerten Eiweißbedarf. Der Ernährungsberater empfiehlt den Betroffenen, vier fettarme Fleischmahlzeiten und zwei Fischmahlzeiten pro Woche zu sich zu nehmen und zusätzlich zwei Portionen Milchprodukte am Tag zu verzehren. Fische, die reichlich Omega-3-Fettsäuren liefern (Hering, Makrele), sind wegen ihrer immunstimulierenden Eigenschaften besonders empfehlenswert. Eine Supplementation mit Mega-Dosen an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen ist wegen der noch unbewiesenen Wirkung und eventueller Nebenwirkungen umstritten, Meinhold rät davon ab.
HIV-Infizierte müssen sich vor Lebensmittel-Infektionen besonders schützen, um auch hier Begleit-Infektionen möglichst aus dem Weg zu gehen. Eier-, Fleisch- und Fischgerichte sollten gut durcherhitzt sein. Sushi und Desserts mit rohen Eiern (Tiramisu) sind tabu. Ein moderates Bewegungsprogramm ergänzt die Ernährungstherapie sinnvoll, weil es das Immunsystem stärkt und den begleitenden Fettstoffwechselstörungen entgegenwirkt. Eine Überbelastung, z. B. ein Muskelkater, ist für Menschen mit HIV schädlicher, weil es im Körper “wie ein kleiner Infekt” wirkt, erklärt der HIV-Experte Meinhold.