Das heilkundliche Wissen der Klöster dieser Welt bietet einen Schatz, der auch der modernen Medizin einen großen Nutzen bringen kann. Diese Erkenntnis führte jetzt zu der Gründung der Forschergruppe Klostermedizin. Das wissenschaftliche Projekt wird gemeinsam vom weltweit renommierten Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg und Abtei, Tochter des pharmazeutischen Unternehmens SmithKline Beecham, getragen. Ziel des Arbeitskreises ist es nicht nur, Vermittler zwischen Erfahrungsmedizin und moderner Wissen-schaft zu sein, sondern dieses Wissen auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Leiter der Forschergruppe ist der Mediziner und Historiker Prof. Dr. Dr. Gundolf Keil. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert befasst sich das Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg mit der - zumeist pflanzlichen - Heilkunde des Mittelalters und hat dabei einen Weltruf erfahren. Bereits seit über 100 Jahren nutzt Abtei, heute Tochter des Pharmaunternehmens SmithKline Beecham, das medizinische Klosterwissen zur Herstellung moderner Arzneimittel. Seit Ende August 1999 arbeitet man in der Forschergruppe Klostermedizin zusammen. Ziel des gemeinsamen Projektes ist es, das heilkundliche Klosterwissen wissenschaftlich zu überprüfen und in moderne Gesundheitskonzepte umzusetzen. Als Vermittler zwischen Erfah-rungsmedizin und heutigen Therapieanforderungen möchte man dabei entschieden der unreflektierten Übernahme des alten Wissens in vermeintlich alternative Heilverfahren entgegenwirken. Leiter der Forschergruppe Klostermedizin ist Prof. Dr. med. Dr. phil. Gundolf Keil. “Ich freue mich darüber, dass wir mit Abtei einen Partner gefunden haben, dessen weltweit forschende Pharma-Muttergesellschaft über ein enormes Know-how verfügt. Dadurch können wir das aus der Geschichte gewonnene Wissen einer strengen Analyse unterziehen und es dann an die Menschen von heute weitergegeben”, so der Mediziner und Historiker. Nach seiner Ansicht könne man einige interessante Wiederentdeckungen erwarten. Der Wissenschaftler koordiniert die interdisziplinäre Forschergruppe, in der sich Mediziner, Botaniker, Chemiker, Pharmazeuten und Historiker engagieren. Im Rahmen dieses Projektes wird ein mehrjähriges Stipendium vergeben. Im Herbst 1999 organisiert die Forschergruppe ein wissenschaftliches Sympo-sium, auf dem auch heilkundliche Ordensbrüder referieren werden. Die Forschergruppe zählt auch die Übermittlung des aufgearbeiteten Wissens an ein breites Publikum zu ihrer zentralen Aufgabe. Andererseits wird man die Klöster unterstützen, ihr historisches Heilwissen zu erhalten und zu dokumentieren. Dabei erstrecken sich die Forschungsaktivitäten des Arbeitskreises keineswegs nur auf europäische Klöster, sondern auch auf andere Kulturkreise, z. B. im arabischen Raum. Bis zur Gründung der ersten Universitäten waren Mönchsärzte und heilkundige Ordensmitglieder die alleinigen Hüter des medizinischen Wissens.