Glückliche Kühe auf grünen Weiden, so stellt sich der Verbraucher zumeist die deutsche Milchviehhaltung vor und genau so wird es ihm auch durch die Werbung suggeriert.
Die Realität ist allerdings eine andere: Unsere Milchkühe stehen immer weniger auf sonnigen Wiesen, sondern werden in hochtechnisierten, riesigen Hallen - sogenannten Laufställen - gehalten. Spaltenböden aus Beton vereinfachen die Entsorgung von Kot und Urin. Ausgeklügelte Belüftungs- und Lichtprogramme ersetzen Wind und Sonne. Rotierende Kuhbürsten und Reinigungsroboter sorgen für Wellness. Liegeboxen sind mit Gummimatten ausgelegt - Stroh sucht man bei diesen Hightech-Milcherzeugern meist vergebens.
Gerade in größeren Betrieben kommt nur noch jede dritte Kuh auf die Weide. Kühe, die statt Kraftfutter Gras und Heu fressen, geben weniger Milch. Der Übeltäter ist nicht der Landwirt. Dieser muss seinen Betrieb wirtschaftlich führen, um bei den niedrigen Milchpreisen zu überleben. Weidehaltung ist aufwändig - etwa hinsichtlich des Melkens oder der Zaunpflege. Große Probleme machen auch fehlende Grünflächen für die immer größer werdenden Tierbestände, v. a. solche Weiden, die direkt an die Stallungen grenzen.
Das neue Label “Pro Weideland – Deutsche Weidecharta”, welches vom Land Niedersachsen auf den Weg gebracht wurde, soll diesen Problemen Abhilfe schaffen und dem Wohl der Tiere dienen. Aber auch unsere Umwelt wird davon profitieren: Das für viele Gegenden in Deutschland charakteristische, durch fortschreitende Bebauung bedrohte Weideland bleibt erhalten und gibt zudem Wildtieren und -pflanzen einen Lebensraum.
Folgende Kriterien muss der Landwirt für den Erhalt des Labels erfüllen:
Überwacht werden diese Kriterien durch Fachleute aus Landwirtschafts-, Umwelt- und Tierschutzverbänden. Teilnehmende Molkereien sind verpflichtet, die Milch getrennt von konventionellen Betrieben zu verarbeiten
Seit diesem Jahr kann der Verbraucher Milch mit dem Pro Weideland-Label bei Lidl und REWE kaufen. Erfahrungen aus den Niederlanden und Dänemark, die bereits seit einigen Jahren zertifizierte Weidemilch anbieten, haben gezeigt, dass der Kunde durchaus bereit ist, einen Preisaufschlag für Milch „von glücklichen Kühen“ zu zahlen. Dadurch soll es möglich sein, die Mehrkosten für die Landwirte, die Weidemilch produzieren, aufzufangen.
Weidemilch mit dem Pro Weideland - Deutsche Weidecharta-Label erhält man in verschiedenen Fettstufen.