Gewichtsabnahme über eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sind die wichtigsten nichtmedikamentösen Therapiemaßnahmen bei Bluthochdruck. So gibt die Berliner Ernährungswissenschaftlerin Dr. Ulrike Schorr-Neufing den Stand der Forschung wieder.
Streng salzarme Kost wirke nur bei einem Drittel der Bluthochdruck-Kranken tatsächlich blutdrucksenkend. Sinkt der Blutdruck unter kochsalzarmer Kost, sprechen die Wissenschaftler von einem salzsensitiven Blutdruck, geschieht dies aber nicht, so verhält sich der Blutdruck salzresistent. Dieser Zusammenhang lässt sich nicht nur bei Hochdruckpatienten nachweisen.
Auch unter Menschen mit normalem Butdruck gibt es salzsensitive und salzunempfindliche. Eltern salzsensitiver Personen leiden häufig selbst unter Bluthochdruck. Salzsensitivität scheint also ein ererbtes Merkmal bluthochdruckgefährdeter Patienten zu sein, sagen die Forscher. Welches Gen transportiert nun die Salzempfindlichkeit? Dies untersuchte Schorr-Neufing am Universitätsklinikum Benjamin Franklin im Rahmen des “Berlin Salt Sensitivity Trial”.
Die Arbeitsgruppe wies bei salzempfindlichen Patienten gehäuft einen Defekt (Mutation) im Gen eines bestimmten Enzyms nach (der 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase). Diese Mutation sorgt dafür, dass weniger des Hormons Kortisol in die inaktive Form Kortison umgewandelt wird. Das Kortisol regt einen Rezeptor in der Niere zur Speicherung von Kochsalz an. Es verbleibt mehr Salz im Körper. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, entwickelt sich ein salzempfindlicher Bluthochdruck. Mit Hilfe bestimmter (noch zu entwickelnder) Marker könnte man in Zukunft die Patienten frühzeitig identifizieren, die von einer Salzbeschränkung tatsächlich profitierten.
Derzeit ist Salzsensitivität vor allem ein wichtiges Kriterium bei der Erforschung des Bluthochdrucks. Generell dürfe man sich also von der Kochsalzrestriktion als alleiniger Behandlungsmaßnahme nicht allzu viel versprechen, mahnt Schorr-Neufing. Die Krankheit Bluthochdruck hänge vom Lebensstil insgesamt ab, vor allem durch eine Lebensstiländerung müsse sie bekämpft werden. Betrachte man zudem, dass eine streng kochsalzarme Ernährung auf Dauer von Patienten nur schwer akzeptiert werde, blieben eine Veränderung des Gewichts und der körperlichen Aktivität die bedeutendsten Therapiesäulen.