Statistiken lügen nie, wie man sie auslegt ist natürlich ein anderer Fall. Im schönen Innsbruck unterhielten sich Kardiologen, was man an Präventivmaßnahmen bei KHK-Patienten unternehmen könnte. Und welche von diesen oft mit Mythen beladenen Vorsorgen auch wirklich dem Patienten etwas bringen. Denn die meisten der seit Jahrzehnten von Studien über Kongresse bis hin zu Arztpraxen, Apotheken-Zeitschriften und Ratgeber-Büchern geisternden Mythen sind schlicht und einfach nutzlos. Sinnvoll sind sie nur für die Hersteller all der Pillen und Wässerchen.
Nicht “an apple a day”, sondern ein Aspirin am Tag und schon verhindert man Herzinfarkt, Schlaganfall und sogar Krebs! Millionen Amerikaner glauben bedingungslos daran und nehmen deshalb präventiv täglich ihr Aspirin. Bei uns steigt die Zahl der Anhänger vor allem unter Diabetikern und Patienten mit Bluthochdruck oder metabolischem Syndrom.
Die Wahrheit ist, wie so vieles in der Medizin, nicht ganz so einfach: Sogenannte Plättchenhemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder ähnlichen Wirkstoffe sind tatsächlich ein wichtiger Baustein für die Prävention von “atherothrombotischen vaskulären Ereignissen”, denn sie können die Gerinnselbildung und damit das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall vermindern. ABER: Plättchenhemmer erhöhen gleichzeitig das Blutungsrisiko bei Patienten. Somit überwiegt der Nutzen hier nicht das Risiko, wie Prof. Dr. Dietmar Trenk vom Universitäts-Herzzentrum Freiburg in Innsbruck betonte. “Die tägliche Tablette Aspirin bringt nichts für gesunde Menschen, auch dann nicht, wenn sie erhöhtes Herzinfarkt-Risiko haben”. Und gegen Krebs wirkt sie leider auch nicht! Eine Tatsache hingegen ist unumstritten: Wer schon einmal einen Herzinfarkt erlitten hat, MUSS lebenslang täglich ein Aspirin (ASS) nehmen!
Als unbestritten gilt, dass die Vitamine C, E und D entzündungshemmend wirken. Doch Herzinfarkt und koronare Herzerkrankungen lassen sich damit nicht verhindern, sagt Univ. Prof. Dr. Christoph Säly aus Feldkirch. “Die Vitamine C, E und D bringen diesbezüglich nichts. Hohe Vitamin E-Gaben steigern möglicherweise sogar die Sterblichkeit.”
Ähnlich enttäuschend auch das Ergebnis mehrerer Studien, die die kardiologische Wirkung von Omega-3-Fettsäuren untersuchten. In Hinblick auf Herzinfarkt-Prophylaxe zeigte ein Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag keine Wirkung. Allerdings konnte man mit einer speziellen, hochkonzentrierten Omega-3-Fettsäure-Arznei nach einem Herzinfarkt das neuerliche Risiko um 25 % senken. Diese getestete Omega-3-Fettsäure-Arznei hat allerdings mit den frei erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln nicht mehr zu tun. Es bedarf derer auch nicht, um gesund zu bleiben. Denn wer sich gesund ernährt, nimmt die allermeisten Vitamine und Mineralstoffe mit der Nahrung in ausreichender Menge auf.
Was sich hingegen in der Prävention gegen koronare Herzerkrankungen als echtes Super-Medikament erwiesenen hat, ist eine regelmäßige körperliche Betätigung. Doch auch dabei gilt vor allem die richtige Dosierung. Ärzte warnen daher vor übertriebenem sportlichen Ehrgeiz. Eine neue Studie gibt Hinweise darauf, dass beispielsweise Marathonläufer, die nicht austrainiert sind, ihr Herz mit dieser Höchstleistung schädigen können. In jedem Fall schädlich ist sportliche Leistung, wenn der Körper durch eine Infektion geschwächt ist.
Natürlich weiß jeder, dass richtige Vorsorge alles andere als einfach ist und in den meisten Fällen einer deutlichen Veränderung des Lebensstils bedarf. Wer es schafft, seine Cholesterinwerte1 und seinen Blutdruck2 “im Griff” zu haben, Übergewicht dank gesunder Ernährung zu vermeiden, nicht raucht, sich mindestens 150 Minuten pro Woche bewegt und Stress so gut wie möglich ausschalten kann, ja der hat gute Chancen, keinen Herzinfarkt zu bekommen! Denn mit all diesen präventiven Maßnahmen reduziert man das Herzinfarkt-Risiko um bis zu 65 %.
TOLL! Jetzt sollte man all diese Maßnahmen nur noch um setzen! Dann steht einem langen, gesunden Leben wahrlich nichts mehr im Wege!
Quelle: 21. Innsbrucker Kardiologiekongress (2019)