Funktionierende Sinne erlauben es uns unseren Alltag mit all seinen Herausforderungen zu meistern. Wir hören Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitskollegen zu und betreiben Small Talk oder erarbeiten Lösungsstrategien für individuelle Problemstellungen. Beteiligen uns an Diskussionen, sei es um das Ziel eines Familienausflugs auszusuchen oder um mit den Arbeitskollegen neue Vertriebsstrategien zu entwickeln. Menschen mit steigendem Hörverlust können zunehmend weniger an all diesen Situationen teilnehmen. Gerade in Situationen, in denen viele Menschen gleichzeitig sprechen oder die Umgebungsgeräusche besonders laut sind, haben Menschen mit Hörverlust je nach Grad der Erkrankung kaum noch Möglichkeiten, dem Gespräch zu folgen.
Hörgeräte können dabei helfen, wieder aktiv an diesen Situationen teilzunehmen. Sie bieten eine wertvolle Unterstützung für Menschen aller Altersgruppen. Auch wenn vorrangig Menschen im fortgeschrittenen Alter zu Hörverlust neigen, sind auch viele jüngere Menschen betroffen. Die Ansprüche der einzelnen Gruppen können höchst unterschiedlich ausfallen. Daher gibt es verschiedene Modelle von Hörgeräten, die den individuellen Anforderungen gerecht werden sollen. Dieser Artikel stellt einige Arten von Hörgeräten mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen einmal genauer vor.
Grundsätzlich kann man Hörgeräte in zwei Kategorien einteilen: die analogen und digitalen Hörgeräte. Allerdings werden heute kaum noch analoge, sondern fast ausschließlich digitale Hörgeräte verwendet. Warum das so ist und was sie unterscheidet, ist hier aufgeführt:
Analog: Diese Hörgeräte nehmen die Signale der direkten Umgebung auf und verstärken sie über einen integrierten Lautsprecher, sodass die Töne besser wahrgenommen werden. Alle Geräusche werden schlussendlich einfach laut an den Träger des Hörgerätes weitergegeben. Eine Filterung von Geräuschen ist nicht möglich, was nicht selten zu Beeinträchtigungen führt. Denn laute Umgebungsgeräusche, die es schwierig machen Dinge rauszuhören, sind weiterhin laut. Wie bereits gesagt, kommt diese Form der Hörgeräte heute kaum noch vor.
Digital: Bei einem digitalen Hörgerät wird der Schall in eine elektronische Information gewandelt. Verstärkt werden nur die Signale, die wesentlich sind. Auch werden nur diese weitergeleitet. Die lauten Geräusche werden in den Hintergrund gerückt und machen es für die Träger einfacher, an lauten Plätzen relevante Töne zu hören. Diese Geräte lassen sich perfekt an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Man unterscheidet weiterhin unter der offenen oder geschlossenen Versorgung. Je nach Gerät können Schallwellen auch auf natürlichem Weg zum Trommelfell gelangen oder eben nicht:
Geschlossen: Bei dieser Variante wird der Gehörgang durch das In-Ear-Gerät und ggf. einem zusätzlichen Verschlussstück größtenteils verschlossen. Auf natürlichem Wege gelangen so nur noch kaum oder gar keine Schallwellen mehr bis zum Trommelfell. Da diese Hörgeräte individuell angepasst werden können, bleibt das Ohr weiterhin gut belüftet. Allgemein gilt die geschlossene Versorgung als sehr flexibel und eignet sich für verschiedene Hörschwierigkeiten.
Offen: Diese Geräte führen über einen sogenannten Schallschlauch, der mit dem Ohrstück im äußeren Gehörgang befestigt ist, relevante Schallwellen in den Gehörgang. Sie sind somit eine Ergänzung zum natürlichen Hören und bieten damit auch weiterhin das Gefühl eines natürlichen Hörerlebnisses.
Heute bieten führende Fachhändler verschiedene Hörgeräte beider Typen an und bieten dabei eine sehr hohe Verarbeitungsqualität. Der angebotene Testzeitraum von rund 14 Tagen sollte genutzt werden. Denn mittlerweile bieten Hörgeräte sogar deutlich mehr, als das reine Hören von Umgebungsgeräuschen. Mit der Bluetooth-Verbindung werden sie zu regelrechten Allroundern im Alltag. Mit entsprechenden Geräten lassen sich Handy, Telefon und Fernseher verbinden. Man kann mit ihnen telefonieren, Musik hören oder den Ton des Fernsehers übertragen.
Zum Schluss lassen sich noch Im-Ohr-Hörgeräte (IdO) von Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO) unterscheiden:
Im Ohr: In dieser Variante gibt es verschiedene Modelle. Einige sitzen in der Ohrmuschel, andere sitzen tiefer im Gehörgang Sie sind kaum bis gar nicht sichtbar und sind daher bei jüngeren Menschen und sportliche Personen sehr beliebt. Auch stören sie nicht beim Tragen einer Brille. Leider eignen sie sich nur beileichten bis mittelschweren Hörschaden.
Hinter dem Ohr: In diesem Fall befindet sich das eigentliche Hörgerät hinter dem Ohr. In diese Hörgeräte passen größere Batterien, sodass die Haltbarkeit länger gegeben ist. Häufig können diese Geräte via Bluetooth eine Verbindung zum TV-Gerät oder dem Smartphone herstellen und als Kopfhörerersatz dienen. Auch diese Hörgeräte, obwohl sie zum Teil äußerlich sichtbar hinter dem Ohr sitzen, sind heutzutage klein und kaum auffällig.
Die Ansprüche an ein Hörgerät sind so individuell wie wir Menschen selbst. Während der eine seinen Alltag überwiegend allein in völliger Ruhe verbringt, muss der andere sich in einer lauten Umgebung voller Menschen und Gesprächsfetzen zurechtfinden. Es ist daher immens wichtig, sich für die Wahl des passenden Hörgerätes viel Zeit zu nehmen und sich kompetent beraten zu lassen. Die vom Hörgeräteakustiker in der Regel angebotene Testphase sollte also genutzt werden. Erst in der Praxis und den eigenen Alltagssituationen wird sich zeigen, ob das ausgewählte Gerät auch wirklich passt.
Hörvermögen
Hörgerät
Tinnitus
Hörminderung