Rund 80 Prozent der Diabetiker lagern zumindest zeitweise ihre Insulinvorräte entweder zu warm oder zu kalt. Zwei bis acht Grad galt bislang als Standard. Doch nun zeigt eine Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dass Insulin gar nicht so empfindlich ist, wie man bislang immer annahm. Demzufolge kann Insulin kann bei Raumtemperatur mehrere Monate lang aufbewahrt werden, ohne dass es seine Wirkung verliert, weiß der Studienleiter Bernd Richter. Diese neuen Erkenntnisse bringen Hoffnung vor allem für all jene Patienten, “… die in Regionen mit eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung oder einer nicht stabil mit Energie versorgten Kühlung leben.” Allerdings wird, um die Wirksamkeit des lebenswichtigen Stoffs zu erhalten, noch immer die gekühlte Lagerung von Insulin empfohlen.
Betroffen sind in aller Regel davon Menschen, die in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen, in ländlichen Regionen oder von Konflikten oder Naturkatastrophen in Mitleidenschaft gezogen Teilen der Welt leben.
Die Düsseldorfer Forschen kamen durch eine aktuelle Erhebung, welche die Ergebnisse verschiedener Studien zusammenfasst, zu den neuen Erkenntnissen. Dabei wurde untersucht, was mit Insulin passiert, wenn es außerhalb eines Kühlschranks gelagert wird. Dafür wurden auch bisher nicht veröffentlichte Daten des Herstellers ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass ungeöffnete Ampullen und Cartridges von spezifischen Arten von menschlichem Insulin maximal sechs Monate bei bis zu 25 Grad Celsius gelagert werden können.
Allerdings, und das sollte man beachten, verringert sich dieser Zeitraum bei einer Temperatur von bis zu 37 Grad Celsius auf zwei Monate. “Die Daten einer Studie belegen, dass es bei spezifischen Insulintypen zum Verlust der Aktivität kommt, wenn sie bei Umwelttemperaturen gelagert, werden, die zwischen 25 und 37 Grad Celsius pendeln. Hier ist die Lagerung für bis zu drei Monate möglich. Diese Fluktuation der Temperatur entspricht den Temperaturzyklen tropischer Länder zwischen Tag und Nacht.”
Bei der Analyse zogen die Forscher insgesamt 17 Studien mit umfangreichen Tests im Labor heran. “Dabei konnte bei Temperaturen zwischen vier und 37 Grad Celsius eine gleichbleibende Wirkstärke des Insulins festgestellt werden, ohne dass es dabei zu einem klinisch relevanten Verlust der Insulinaktivität gekommen ist.”
Laut Richter sind diese Ergebnisse vor allem für Patienten mit Typ-1-Diabetes von großer Bedeutung. Denn das Leben von Typ-1-Diabetikern hängt von der Verfügbarkeit von ausreichend Insulin ab. Daher ist es für den Experten entscheidend, dass Betroffene in kritischen Situationen über die entsprechenden Orientierungshilfen verfügen. Zusätzlich lässt sich die Raumtemperatur mittels einfacher Mittel wie Tontöpfen zur Lagerung des Insulins senken.
Diabetes Mellitus Typ 1
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