Als Schüler legten wir uns vor Prüfungen das Vokabelheft unters Kopfkissen - geholfen hat es leider nicht wirklich. Dabei hätten wir vermutlich die Lernutensilie nur mit etwas Rosenwasser beduften müssen. Der Erfolg wäre vermutlich größer gewesen. Denn, wie Duftstoffe sehr einfach dabei helfen können, neu Gelerntes im Schlaf besser zu speichern, haben nun die Forscher:innen des Universitätsklinikums Freiburg herausgefunden und im Scientific Reports der Nature-Gruppe veröffentlicht.
Seit Urzeiten ist der Wunsch nach mühelosem Lernen im Schlaf ein, leider bislang unerfüllter Traum der Menschen. Was wir hingegen schon länger wissen, ist die Tatsache, dass Gerüche den Lernerfolg erhöhen können, wenn sie während des Lernens und später erneut während des Schlafs präsentiert werden.
Forscher:innen des Universitätsklinikums Freiburg und des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) fanden nun heraus, dass die Erinnerungsleistung an Gelerntes immer dann besonders steigt, wenn ein bestimmter Duft für mindestens drei Tage und Nächte eingesetzt wird.
Aber, kein Erfolg ohne Mißerfolg!Bestimmte Düfte können, so die Forscher, das Lernen zwar vereinfachen, späteres Vergessen aber nicht verhindert.
„Wir konnten Bedingungen ermitteln, unter denen der unterstützende Effekt von Duftstoffen im Alltag besonders zuverlässig funktioniert und gezielt genutzt werden kann“, sagt Studienleiter PD Dr. Jürgen Kornmeier, Direktor des Freiburger IGPP.
Schon Rilke schwärmte vom Rosenduft und seiner Seligmachung. Was er sicher nicht wußte, ist dass der Duft der Rosen beim Lernen, Schlafen und beim finalen Vokabeltest ebenfalls hilfreich sein kann.
Im Online-Experiment der Forscher:innen nahmen 183 erwachsene Versuchspersonen teil. Den Proband:innen wurden verschlossene Briefumschläge geschickt, die entweder Rosenduftgranulat oder nur Papierschnitzel enthielten, zusammen mit detaillierten Anweisungen, wann sie die geschlossenen Umschläge während des Lernens von Japanisch-Vokabeln, des Schlafens und beziehungsweise oder während des finalen Vokabeltests wo platzieren sollten.
Anschließend wurden die Vokabeltest-Ergebnisse der Gruppen mit Duftstoff in allen Phasen (Lernen, Schlaf und Test) mit Testergebnissen verglichen, bei denen während einer oder mehrerer Phasen statt Duftstoffen nur Papierschnitzel in den Umschlägen waren.
“Die Versuchspersonen zeigten einen deutlich größeren Lernerfolg, wenn der Duft sowohl während des Lernens, des Schlafens als auch während des Vokabeltests zum Einsatz kam. Der Unterschied im Duft-gestützten Lernerfolg steigerte sich sogar über die drei Tage. Einschränkend muss man jedoch sagen, dass der Duft zwar beim Lernen hilft, jedoch das anschließende Vergessen nicht verhindern kann“.
„Besonders beeindruckend war, dass der Duft auch wirkt, wenn er die ganze Nacht vorhanden ist“, sagt Kornmeier. „Das macht die Erkenntnisse alltagstauglich.“ Dieser Befund zeigte sich schon in unserer ersten Studie und konnten nun noch einmal bestätigt werden. Bisherige Studien waren stets davon ausgegangen, dass der Duft nur während einer besonders sensiblen Schlafphase vorhanden sein darf. Da diese Schlafphase aber nur durch eine aufwändige Messung der Hirnaktivität mittels Elektroenzephalogramm (EEG) im Schlaflabor ermittelt werden kann, war die Erkenntnis bisher nicht alltagstauglich. „Unsere Studie zeigt, dass wir uns das Lernen im Schlaf erleichtern können. Und es ist bemerkenswert, dass unsere Nase dabei helfen kann“, sagt Kornmeier.
Wer sich also künftig etwas besser merken will, dem sei dringend empfohlen, sich ein Fläschen Rosenwasser neben das Bett zu stellen.
Quelle: Presenting rose odor during learning, sleep and retrieval helps to improve memory consolidation – a real-life study