Neurodermitis, auch bekannt unter dem Namen “Atopische Dermatitis”, ist eine der schwersten Ekzemformen. In Deutschland leiden ca. 3 Millionen Menschen unter dieser Hautkrankheit.
Das Wort Ekzem stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Ich brenne”. Die Haut des Patienten ist in der Regel trocken, rau und schuppig. Immer wieder entwickeln sich Entzündungen, Rötungen, Schwellungen und Juckreiz. Das unangenehmste Symptom des Atopischen Ekzems ist der quälende Juckreiz: Viele Patienten können dem Drang zu kratzen nicht widerstehen, häufig kratzen sie so intensiv, dass die Haut anfängt zu bluten. Kratzer und Risse auf der Haut können zu Infektionen führen, die Haut nässt an diesen Stellen und es kommt zur Krustenbildung.
Eine Neurodermitis beginnt im Regelfall in der frühen Kindheit – etwa 60 % aller Fälle werden im ersten Lebensjahr diagnostiziert. Viele Patienten – etwa 60 % – “entwachsen” der Krankheit bis zu einem Alter von etwa 20 Jahren, andere leiden aber für den Rest ihres Lebens darunter.
Ekzeme zählen zu einer Krankheitsgruppe, die “Atopischer Formenkreis” genannt wird. Mit dieser Bezeichnung werden allergische Krankheiten (einschließlich Asthma und Heuschnupfen) beschrieben, die familiär gehäuft auftreten. Nicht in allen Fällen scheint eine genetische Ursache der Erkrankung zugrunde zu liegen. Bei 30 % aller Ekzem-Patienten sind in der Familie vorher noch keine allergischen Erkrankungen aufgetreten.
Weltweit leiden etwa 3 bis 4 % der Bevölkerung an Atopischer Dermatitis, davon ist jedes 10. Kind betroffen. 90 % entwickeln die typische Symptomatik bevor sie das 5. Lebensjahr erreichen. Bei 2/3 der Patienten entschwindet das Krankheitsbild bis zur Pubertät, 1/3 der Betroffenen leiden auch im Erwachsenenalter unter Neurodermitis.
Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Inzidenz von Neurodermitis in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat. Am höchsten ist die Prävalenz in den urbanen Zonen der westlichen Industriestaaten sowie in privilegierten sozioökonomischen Gruppen und kleineren Familien. Dies lässt vermuten, dass Veränderungen bei Umweltfaktoren und Lebensgewohnheiten für die wachsende Ausbreitung verantwortlich sind.
Eine Neurodermitis kann den ganzen Körper befallen. Am häufigsten betroffen sind jedoch Gesicht, Beugeflächen (Ellbogen und Knie) und Hände. Verbreitete Symptome sind:
Als Standardbehandlung von Neurodermitis gilt zurzeit die Hautpflege mit Emollienzien (feuchtigkeitsspendende Präparate), um die Haut feucht zu halten, an zweiter Stelle folgt die Anwendung von topischen Kortikosteroiden, um die Entzündung zu unterdrücken. Zu den weniger verbreiteten Behandlungen zählen Teerpräparate – obwohl ihre Anwendung wegen der damit verbundenen Verschmutzung eingeschränkt ist – und die Phototherapie. In bestimmten Fällen werden ferner Antihistaminika und Antibiotika verschrieben, um den Juckreiz zu lindern bzw. eine Infektion zu behandeln.
Der Hauptpfeiler der bisherigen Behandlung – das Kortison – wird von vielen Patienten und Ärzten kritisch beurteilt, weil eine Langzeitanwendung mit Nebenwirkungen verbunden ist, wie z.B. Hautverdünnung oder Wachstumsstörungen. Auch ist die mögliche Anwendungsdauer begrenzt (bei vielen Produkten wird eine Behandlungsdauer von maximal zwei oder drei Wochen empfohlen).
Eine neue Klasse kortisonfreier Pharmaka, die schon in vielen Ländern zugelassen sind, bietet für Ärzte und Patienten eine neue attraktive Alternative zur kurzfristigen und auch langfristigen Behandlung der Neurodermitis. So zielt zum Beispiel der Calcineurinhemmer Pimecrolimus spezifisch auf die T-Zellen der Haut. Diese sind verantwortlich für die Entzündung (Schwellung und Rötung) und den Juckreiz bei Atopischer Dermatitis. Als bisher einzigem Präparat wurde für Pimecrolimus-Creme (in Deutschland unter dem Namen Elidel nur auf Rezept erhältlich) eine drastische Reduktion der Häufigkeit der Schübe nachgewiesen. Die Anwendung von Kortison kann somit deutlich gesenkt oder sogar überflüssig werden