Gerade als Teil einer Prophylaxe zur Vorbeugung weiterer Migräneattacken spielen auch Ansätze zur Massage- und Entspannungstherapie eine wichtige Rolle. Ihre Wirksamkeit wird bisher aber nur selten rigoros überprüft. Neurologin Dr. Villani untersuchte mit Kollegen der Sapienza Universität Rom in Italien, in Zusammenarbeit mit der italienischen Shiatsu-Verbindung, ob die sogenannte Körpertherapie Shiatsu in Kombination mit einer Amitriptylin-Behandlung die Häufigkeit von Migräneattacken senken kann.
Shiatsu entstammt der traditionellen chinesischen Medizin und wurde in Japan in seiner heutige Form weiterentwickelt. Die Behandlung kombiniert Massageelemente, bei denen der behandelnde Praktiker nicht nur Hände, sondern auch Ellbogen oder Knie einsetzt.
Die Wirksamkeit und Sicherheit der Shiatsu-Anwendung zur Behandlung primärer Kopfschmerzen wie Migräne oder Spannungskopfschmerz wurde in dieser Pilotstudie ‚verblindet‘ getestet. Lediglich die Patienten wussten also nicht, welche Behandlungskombination sie erhielten. Den Patienten, die mit mindestens zwei Prophylaxemedikamenten keinen Behandlungserfolg gezeigt hatten, wurde zufällig entweder eine Behandlung mit nur Shiatsu, nur Amitryptilin, oder eine Kombination von beidem zugewiesen. Sämtliche Behandlungen wurden für 3 Monate durchgeführt. Behandlungsziel war dabei vor allem mindestens eine Halbierung der Kopfschmerztage pro Monat. Als weitere Wirkziele wurden die Kopfschmerztage pro Monat, die Kopfschmerzintensität mit der visuellen Analogskala (einer Art Schmerzlineal, auf dem man die Stärke des Schmerzes anzeigen kann) und die Zahl der monatlich eingenommenen Schmerzmittel ermittelt.
Insgesamt wurden 37 Studienteilnehmer behandelt und untersucht. 11 der Patienten erhielten Shiatsu plus Amitriptylin, 13 Patienten wurden nur mit Shiatsu behandelt und weitere 13 erhielten nur Amitriptylin. Die Gruppen unterschieden sich nicht weiter (Alter, klinische Faktoren). Bei allen drei Gruppen zeigten sich Verbesserungen der Kopfschmerzen mit der Behandlung. So verringerte sich bei allen die Kopfschmerzhäufigkeit und die durchschnittliche Intensität der Schmerzen. Ebenso mussten die Patienten infolge der Behandlung weniger Schmerzmittel zu sich nehmen. Zumindest bei der Kopfschmerzhäufigkeit unterschieden sich die drei Gruppen nicht voneinander. Bei den weiteren Wirkzielen fanden die Forscher allerdings Hinweise auf unterschiedliche Effekte. Shiatsu sowohl als Einzelbehandlung als auch in Kombination führte bei den Patienten zu geringeren Schmerzmitteleinnahmen pro Monat als Amitriptylin. 7 der Teilnehmer (jeder 5.) berichtete von Nebenwirkungen, die alle auf das Medikament zurückgingen. Die Shiatsu-Behandlung wurde von allen ohne Nebenwirkungen vertragen.
Eine komplementäre Behandlung von Migräne mit Shiatsu erscheint also nach dieser Pilotstudie als sicher und möglicherweise nützlich. Allerdings zeigten sich keine Vorteile der Kombination von Amitriptylin und Shiatsu. Die Ergebnisse sollten also mit Vorsicht betrachtet werden, auch weil nur wenige Patienten an der Studie teilnahmen und kein Vergleich mit einer reinen Placebobehandlung erfolgte. Aber als Variante der Massage- und Entspannungsbehandlungen in Ergänzung zu einer bestehenden Prophylaxe könnte Shiatsu durchaus einen Versuch wert sein.