Egal, ob man ein auf den Social Media Kanälen (im weiteren Text abgekürzt als SMK) neu gepostetes Workout oder den leckeren Smoothie entdeckt, wer kann von sich behaupten, dass ihn die ein oder andere Meldung nicht veranlasst hat, darüber eine gesundheitliche Entscheidung für sich zu treffen? Tatsache ist, dass wir (nicht nur, aber bestimmt auch wegen Corona und seinen Einschränkungen) in der Regel gut zwei Stunden pro Tag auf den SM-Plattformen verbringen. Und dort gibt es nicht nur die Freunde, sondern auch viele Influencer, denen man online folgt und die damit bewusst oder unbewusst Entscheidungen über unser Wohlbefinden beeinflussen.
Die Frage, wie sehr das, was wir über SMK aufnehmen, etwas was wir im wirklichen Leben tun verändert, und ob diese Auswirkungen letztendlich vorteilhaft für uns sind oder unbeabsichtigte negative Konsequenzen haben, stellt sich gleich mehrfach. Und natürlich sprechen, obwohl die Forschung beginnt, diese Fragen zu entschlüsseln, auch unsere eigenen Erfahrungen eine deutliche Sprache.
Pro: Soziale Medien können durchaus gute Anregungen für die Gesundheit liefern. Ob es der gesunde Smoothie oder ein Workouttraining ist, viele gepostete News veranlassen uns zum nötigen Schwung, es auch zu tun. Warum also nicht beim Abendessen sich für Gemüse statt für Fastfood entscheiden? Wo man doch geradezu darauf hingestossen wird und sich zusätzlich dann auch noch großartig fühlen kann!
Keine Frage also, viele der Posts, die wir auf den SMK sehen, können auch unsere Motivation steigern und uns so Hoffnung auf eine gesündere Zukunft geben.
Contra: Viele Post auf den SMK verleiten uns geradezu unrealistische Erwartungen an die Gesundheit zu schüren. Denn leckere Müsli-Schalen und begehrliche SixPack-Körper können auch eine dunkle Seite haben. Ob perfekt präsentierte Mahlzeiten oder Körper, sie wecken die Begehrlichkeit dies auch haben zu wollen, obwohl man eigentlich weiß, dass diese Wünsche entweder nur für einige wenige oder aber gänzlich unerreichbar sind.
Stellt man dann fest, dass die präsentierten Ziele für einen selbst unerreichbar sind, entsteht gesundheitsschädigender Frust und auch das Gefühl, es nicht richtig zu machen. Resultat: Man gibt komplett auf.
Unter Druck setzen einen dabei auch die zahlreichen, ständig das Schlank- oder Fitsein verherrlichenden Accounts, und die dabei permenent geposteten Urteile, den man natürlich folgen soll.
Pro: durchaus können SMK eine gute Plattform darstellen, um für sich selbst gesundheitliche Unterstützung zu bekommen. Die oft kritisierte Anonymität hat hierbei durchaus Vorteile für Betroffene! So kann man in Online-Foren über Dinge reden, die einen in einem vis-a-vis-Gespräch (auch beim Arzt!) mitunter peinlich erscheinen. Vielen Magersüchtigen sind beispielsweise die SMK zu einem Rettungsanker und dem oft lebensnotwendigen Kontakt zur Außenwelt geworden. Auch bei chronischen Erkrankungen können die SMK dabei helfen weitere Betroffene mit eben dieser Krankheit zu finden und sich über diese auszutauschen. Zudem helfen SMK dabei sich nicht völlig isoliert zu fühlen. Und längst bewiesen ist, dass emotionale Unterstützungen auch starke körperliche Auswirkungen haben.
Contra: SMK können durch emotionale Ansteckung zu einer Verstärkung der Minuspunkte führen. Denn wenn jemand, dem Sie folgen, sich ausschließlich auf die negativen Aspekte eines Gesundheitszustands konzentriert oder wenn eine Gruppe nur die Schwierigkeiten beim Abnehmen beklagt, ist es möglich, dass die eigene geistige und körperliche Gesundheit beeinträchtigt oder zum Schlechteren beeinflusst wird.
Pro: Soziale Medien bieten einen schnellen Zugang zu zahlreichen Gesundheitsinformationen und Produkten. Und sie haben zwischenzeitlich weitgehend den Platz von Kochbüchern für Rezepte, Videos für Home-Training und verstaubten alten medizinischen Enzyklopädien eingenommen. Keine Frage, heute erreichen uns weltweite Informationen dazu schneller als je zuvor. Und sie lassen sich natürlich auch schneller umsetzen.
Contra: Falsche Experten! Influencer leben von ihren Fangemeinden, je mehr, desto besser läuft Ihr Geschäft. Demzufolge sind Gesundheitsratschläge von Influencern leider nicht immer harmlos, sondern mitunter auch lebensgefährlich. Je mehr man dazu neigt, den unzähligen Fitness-/Gesundheits-Influencern zu folgen und auch noch alles zu glaublen, was sie den lieben langen Tag so von sich posten, desto größer ist die Gefahr, tatsächlich ein ungesundes Leben zu führen. Denn ein gesundheitsschädigendes Übertraining und/oder falsches Essverhalten können fatale Folgen nach sich ziehen.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 fand herausfand, dass Kinder, die YouTube-Influencern beim Verzehr ungesunder Snacks zusahen, anschließend im Durchschnitt über 300 zusätzliche Kalorien zu sich nahmen.
Man weiß zwischenzeitlich auch, dass bei Menschen mit einer Essstörung durch das Betrachten von Kalorienzählungen, Lebensmitteltausch und Posts, die sich auf das Essen beziehen, schwere Schuld- oder Schamgefühle ausgelöst werden können.
Zum Ende dieser Pro & Contra-Diskussion wollen wir den positiven Aspekt der SMK betrachten. Letztlich wollen wir alle, wenn es um unsere gesundheitlichen Entscheidungen geht, die Kontrolle behalten - und die sozialen Medien bieten durchaus eine Möglichkeit, diese auch zu können.
Ein Anfang könnte die zeitliche Begrenzung sein. Je mehr Zeit man täglich in den SMK verbringt, desto weniger spricht man dabei letztlich über sein geistiges und körperliches Wohlbefinden. Löschen Sie Influencer und Freunde, aber auch ganze Gruppen, die sie nicht zu einem besseren Leben inspirieren, oder gar durch unrealistischen Perfektionismus belasten. Nutzen sie die sozialen Medien für Inspiration und kreative Ideen, aber bleiben Sie beim Betrachten von Bildern oder Videos auch realistisch. Denn die allerwenigsten (und schon gar nicht Influencer) von uns sind imstande, Gerichte so zuzubereiten, wie sie in den SMK präsentiert werden.
Wer nach Gesundheitsinformationen sucht, muss immer daran denken, dass die Anzahl der Follower nicht unbedingt ein Indikator für Sachkenntnis ist.
Fazit: Trotz der Social-Media-Kanäle1, noch immer gilt: Fragen an Experten in der realen Welt bringen bessere Antworten als Influencer im Internet!