Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel leicht, ohne dass ein Mangel entsteht. Vielmehr handelt es sich um eine natürliche Anpassung. Davon zu unterscheiden ist ein krankhafter Mangel an dem Sexual- und Stoffwechselhormon. Hier helfen Testosteronspritzen oder -gele gegen den Verlust der Manneskraft. Liegt dagegen kein eindeutiger Testosteronmangel vor, konnte in Studien kein gesundheitlicher Nutzen einer Therapie nachgewiesen werden. Vielmehr stehen hier Risiken wie die Aktivierung ruhender Prostatatumore und eine übermäßige Bildung roter Blutkörperchen mit Thrombosegefahr im Vordergrund. Männer sollten Testosteron daher nur unter entsprechender ärztlicher Kontrolle anwenden
Testosteron wird, wie der lateinische Name „Testis“ für Hoden schon sagt, vor allem in den männlichen Keimdrüsen gebildet. Ein niedriger Testosteronspiegel kann zu einem Verlust der Libido, zu Osteoporose, zu Blutarmut und zu einer Verweiblichung des Mannes führen. Der Mann entwickelt dann weibliche Züge, zum Beispiel ein vergrößertes Brustgewebe (Gynäkomastie).
Die Gründe für zu wenig Testosteron sind vielfältig: „Normalerweise sinkt der Spiegel mit zunehmendem Alter langsam ab (ab dem 40. Lebensjahr um 1 bis 2 Prozent pro Jahr). Ein darüber hinausgehender Abfall kann jedoch zu erheblichen Beschwerden führen. Hier spielen Erkrankungen wie Hodenentzündungen, ein Funktionsverlust des Hypophysenvorderlappens sowie erhöhte Prolaktinwerte eine Rolle. Aber auch bei anderen internistischen Erkrankungen wie Schlafapnoe-Syndrom, Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz kann ein erniedrigter Testosteronspiegel beobachtet werden.
Die unteren Grenzwerte des mit Abstand wichtigsten männlichen Geschlechtshormons liegen zwischen 7 und 12 nmol/l. Diese Angaben gelten für eine Blutentnahme zwischen acht und zehn Uhr morgens im nüchternen Zustand. Ab Mittag sinkt der Testosteronspiegel um etwa 20 Prozent. Erschwerend kommt hinzu, dass Testosteron von Tag zu Tag erhebliche Schwankungen aufweist. Einzelmessungen seien daher kritisch zu bewerten. Denn auch nach schwerer körperlicher Arbeit kann der Testosteronspiegel niedriger sein als sonst. Ebenso wirken sich Stress, Übergewicht, eine Narkose, Alkohol, Drogen oder Medikamente wie Glukokortikoide negativ auf den Testosteronspiegel aus.
Eine Lebensstiländerungen und die Behandlung anderer Grunderkrankungen kann gegebenenfalls wichtiger sein können als der undifferenzierte Testosteronersatz. Ohne weitere Ursachenabklärung ist die Testosteronanwendung in jedem Fall verfehlt. Denn es besteht auch die Gefahr, dem Mangel zugrundeliegende Erkrankungen, etwa der Hirnanhangsdrüse, zu spät zu erkennen. Der Testosteronersatz berge zudem gesundheitliche Risiken, insbesondere bei Vorerkrankungen wie Prostatakrebs. Vor Beginn einer Testosteron-Substitution ist eine urologische Untersuchung mit Ultraschall der Prostata sowie die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) sinnvoll.
Risiken bestehen insbesondere, wenn Männer Testosteron zur Leistungssteigerung und als Anti-Aging-Maßnahme anwenden. Eine Lifestyleanwendung ist allein schon aufgrund der damit verbundenen Risiken abzulehnen. Zudem seien positive Effekte durch hochwertige Studien nicht hinreichend belegt.
Soweit die Experten auf der 8. Deutschen Hormonwoche der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE).
Testosteronmangel bei älteren Männern, auch bekannt als “Hypogonadismus des älteren Mannes” oder “spät einsetzender Hypogonadismus”, ist eine Erkrankung, bei der ältere Männer weniger Testosteron im Blut haben, als es für die Altersgruppe typisch ist. Dieser Zustand tritt in der Regel ab einem Alter von etwa 40 Jahren auf und nimmt im Laufe der Jahre immer mehr an Häufigkeit zu.
Symptome: Ein Testosteronmangel kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter Müdigkeit, verminderte Libido, erektile Dysfunktion, depressive Verstimmung, verminderte Muskelmasse und -kraft, Zunahme des Körperfetts, verminderte Knochendichte, Gedächtnisprobleme und Schlafstörungen.
Diagnose: Die Diagnose eines Testosteronmangels erfordert in der Regel eine Blutuntersuchung, bei der der Testosteronspiegel im Blut gemessen wird. Ein einziger Test ist möglicherweise nicht ausreichend, da der Testosteronspiegel im Laufe des Tages schwanken kann. Daher wird häufig empfohlen, die Tests zu verschiedenen Tageszeiten durchzuführen.
Ursachen: Es gibt verschiedene Ursachen für einen Testosteronmangel bei älteren Männern. Eine der wichtigsten Ursachen ist der normale Alterungsprozess des Körpers. Weitere Faktoren können Übergewicht, chronische Krankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen, bestimmte Medikamente und Hormonstörungen sein.
Behandlung: Die Behandlung des Testosteronmangels hängt von der Schwere der Symptome ab. Mögliche Optionen sind Testosteronersatztherapien in Form von Injektionen, Gels, Pflastern oder Gelen. Welche Behandlung für Sie am besten geeignet ist, entscheidet Ihr Arzt.
Risiken und Nutzen: Die Testosteronersatztherapie kann bei einigen Männern die Symptome verbessern, ist aber nicht ohne Risiken. Es gibt Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen wie Prostatakrebs, Prostatavergrößerung, Schlafapnoe und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher ist eine gründliche ärztliche Untersuchung und Überwachung wichtig.
Änderung des Lebensstils: Neben der medikamentösen Behandlung kann eine Änderung des Lebensstils dazu beitragen, den Testosteronspiegel zu erhöhen. Dies kann durch regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Stressbewältigung erreicht werden.
Gut zu wissen: Nicht alle älteren Männer mit niedrigem Testosteronspiegel brauchen eine Behandlung. Die Entscheidung über eine Behandlung sollte in Absprache mit einem qualifizierten Arzt getroffen werden, der die individuellen Umstände und Gesundheitsrisiken berücksichtigt. Es ist auch wichtig, die möglichen Risiken und Vorteile der Behandlung sorgfältig abzuwägen.