Im Jahr 2011 rangierten Lidkorrekturen bei Frauen mit 12 373 Eingriffen an dritter Stelle der beliebtesten Schönheits-OPs, bei Männern mit 2448 Eingriffen auf Position zwei – nur Laserbehandlungen und Fettabsaugungen kommen häufiger vor. Operiert ein Augenchirurg Ober- oder Unterlid, müssen Patienten mit Kosten in Höhe von 500 bis 1000 Euro pro Lid rechnen. Neben Augenchirurgen, die bei den Blepharoplastiken – so der Fachausdruck für Lidkorrekturen – die größten Fallzahlen pro Arzt aufweisen, bieten plastische Chirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Chirurgen, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und Dermatologen Lidkorrekturen an.
Bei den meisten Eingriffen sind Patient und Arzt mit dem Ergebnis zufrieden. „Bei einem Prozent der Operationen ereignen sich jedoch Komplikationen, die einen Zweiteingriff erforderlich machen“, berichtet Professor Dr. med. Joachim Esser, Leitender Arzt der Orthoptik an der Universitäts-Augenklinik Essen. Dazu zählen vor allem Lidfehlstellungen wie ein Nach-außen-Kippen, leichte Asymmetrien, aber auch ein fehlender Lidschluss. „Zu solchen Lidfehlstellungen kommt es, wenn der Operateur die Haut zu sehr strafft, sodass sich das Lid vom Auge abhebt oder nicht mehr schließen lässt“, erklärt Esser.
Die Auswirkungen einer Lidfehlstellung sind häufig gravierend: Liegt die Lidkante des Unterlids nicht mehr am Auge an, kann die Tränenflüssigkeit nicht abfließen. Die Folge ist ein ständiger Tränenfluss. Wenn das Oberlid nicht mehr richtig schließt, droht bei permanent geöffnetem Auge die Hornhaut auszutrocknen. Dann leidet der Patient unter dauernden Schmerzen, muss Augentropfen und Salben nehmen und eventuell sogar über Nacht einen luftabschließenden Verband tragen.
Mit der Wahl der richtigen Operationstechnik könne der Chirurg diese Komplikationen weitgehend vermeiden, so Esser. Besonders wichtig ist es, am Unterlid genügend Haut zu belassen, sodass keine vertikale Spannung entsteht.
„Damit die Augenlider problemlos schließen, sollte der Operateur eine Hautfläche von zehn Millimetern zwischen Deckfurche und Braue stehen lassen“, erklärt der Augenchirurg. „Den Schnitt legt der Operateur am besten in die Deckfalte, sodass keine sichtbaren Narben bleiben“, betont DOG-Experte Esser. Im Zweifel gelte die Regel, wonach eine Unterkorrektur – also weniger Hautstraffung – besser sei als eine Überkorrektur mit zu viel Gewebeentfernung.
Ob der Chirurg einen Laser oder das Skalpell als Schneideinstrument wählt, sei für das Langzeitergebnis nicht erheblich. Der Laser verursache jedoch während des Eingriffs weniger Blutungen. „Wichtig ist, dass der Operateur das jeweilige Schneideinstrument gut beherrscht“, so Esser.
Der Augenchirurg rät den Patienten daher, sich danach zu erkundigen, wie häufig der Operateur solche Eingriffe vornimmt und wie die Nachsorge organisiert ist. Weitere Fragen, die der Patient stellen sollte, sind: Ist der Operateur abends erreichbar, falls Probleme auftreten? Kann der Augenchirurg ein Zertifikat für plastische Chirurgie nachweisen? Abschließender Tipp von Experte Esser: „Holen Sie sich eine zweite Meinung oder eine Empfehlung bei einem Spezialisten ein, der kein ökonomisches Interesse an einer Lidkorrektur hat – beispielsweise bei einem Augen- oder Hautarzt, der selbst nicht operiert.“