Vor 4000 Jahren
Schon die alten Ägypter wissen sich zu helfen. Sie zerstoßen Granatapfelkerne und formen mit Hilfe von Wachs kleine Zäpfchen, die in die Vagina eingeführt wurden. Die Frucht enthält ein natürliches Östrogen. Wie die moderne Pille könnte die ägyptische Mixtur den Eisprung verhindert haben.
1550 v. Chr.
Die vermutlich erste Verschreibung für ein Kontrazeptivum wird auf Papyrus ausgestellt. Historiker vermuten, dass es sich um Krokodilmist handelte, der vor dem Geschlechtsverkehr von der Frau eingeführt wurde.
Mittelalter
Die Menschen benutzen Kondome aus Tierdärmen und Fischhaut, manchmal sogar aus Leinen. Es gab keine sicheren Verhütungsmethoden, und es kam immer wieder zu ungewollten Schwangerschaften
1901
Die ersten ernsthaften Forschungen laufen. Der Innsbrucker Physiologe Ludwig Haberland (1885 - 1932) weist nach, dass die Menstruation von Hormonen abhängt, die zentral im Gehirn und in den Eierstöcken der Frau gebildet werden.
1919
Haberland entdeckt im Tierversuch das Prinzip der Pille. Er kann nachweisen, dass die Verpflanzung von Eierstöcken trächtiger Kaninchen auf nicht-trächtige Tiere den Eisprung hemmt.
1923
Haberland injiziert Mutterkuchen-Extrakte in empfängnisfähige Tiere und macht sie damit vorübergehend steril.
1928
Schering bringt mit Progynon das erste Hormonpräparat auf den Markt.
1929
Dem Biochemiker und späteren Nobelpreisträger Adolf Butenandt (1903 - 1995) gelingt mit Östron, die erste Isolierung eines weiblichen Sexualhormons.
1933
Mit Proluton bringt Schering das erste biologische Gestagenpräparat auf den Markt.
1934
In dem Hauptlabor der Schering AG entwickelten die Chemiker Schwenk und Hildebrand die Synthese von Estradiol. Dies ist die Grundlage für moderne Hormone-Therapie-Produkte. Butenandt und andere Forscher isolieren das Sexualhormon Progesteron (Gelbkörperhormon) aus den Eierstöcken von Schweinen. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Pille.
1936
Amerikanische Forscher können die eisprunghemmende Wirkung von Progesteron nachweisen.
1938
Die Schering-Mitarbeiter Hans Inhoffen und Walter Hohlweg schreiben Geschichte.
Sie entwickeln im Hauptlabor Ethinylestradiol, das erste orale wirksame Östrogen weltweit.
Bis heute ist der Wirkstoff fester Bestandteil fast aller Pillen. Den Wissenschaftlern gelingt auch die Herstellung des ersten synthetischen Gestagenpräparats.
1942
Der amerikanische Chemiker Russel Marker sammelt in Mexico Jamswurzelgewächse (Dioscorea) und produziert daraus reines Progesteron.
1944
Die Göttinger Forscher Bickenbach und Paulikovics untersuchen bei Frauen die eisprunghemmende Wirkung von Progesteron.
1950
Margaret Sanger, Gründerin der amerikanischen Organisation „Planned Parenthood”, lernt den Biochemiker Gregory Pincus kennen. Die bereits 71jährige Frau überzeugt den Wissenschaftler von der Notwendigkeit eines hormonalen Verhütungsmittels, sammelt mit der Stifterin Katherine McCormick 50 000 Dollar und finanziert seine Forschungen.
1951
Der Chemiker Carl Djerassi synthetisiert in Mexiko Norethisteron, das erste synthetische oral wirksame Gestagen.
1956
Prof. Dr. Gregory Pincus, sein Kollege Dr. Min Chuh Chang und Dr. John Rock, Gynäkologe aus Harvard, führen erste Studien mit 60 freiwilligen Frauen durch. Gregory Pincus leitet noch im gleichen Jahr die erste großangelegte Studie mit 6000 Frauen in Puerto Rico und Haiti. Mit Erfolg.
1960
Enovid vom US-Unternehmen Searle wird in den USA als Pille zugelassen und auf den Markt gebracht.
1961
Die Mauer teilt Deutschland in Ost und West. Konrad Adenauer wird zum vierten Mal Bundeskanzler. Der Twist erobert die Tanzsäle. In der Industrie ist die 45-Stunden-Woche praktisch durchgesetzt. Doch das rückblickend wichtigste Ereignis findet am 1. Juni 1961 statt. Eine Medizin-Revolution. Bayer Schering Pharma (damals Schering AG) führt mit Anovlar, das erste orale Verhütungsmittel in Europa, in der Bundesrepublik Deutschland und im selben Jahr auch in. Australien ein. Sie ist verschreibungs- und apothekenpflichtig. Weder Einsteins Relativitätstheorie noch die Atombombe, ja nicht einmal die Macht von Computer und Internet hat die Menschheit des 20. Jahrhunderts stärker geprägt als die Pille, so das Fazit von 200 führenden Historikern.
1965
Mit dem Präparat Ovosiston des VEB Jenapharm kommt auch in der DDR das erste hormonale Kontrazeptivum auf den Markt.
1965 - 1968
Schwerer Start. In den Anfangsjahren ist die Pille in Europa sehr umstritten. Sie soll nur als Mittel zur Behebung von Menstruationsstörungen und ausschließlich an verheiratete Frauen abgegeben werden.
1968
Die Wende kommt mit der Studentenbewegung und der sexuellen Revolution. Die Pille wird zu einem Symbol für den gesellschaftlichen Wandel in der westlichen Welt. Erstmals wird offen über Sexualität und Verhütung gesprochen. Die Pille dient als Sinnbild für befreite Sexualität. Vor allem die Frauen kämpfen für Gleichberechtigung und demonstrieren dafür auf der Straße. Noch heute profitiert unsere Gesellschaft davon.
„Freiheit für die Pille” lautet im Juli 1968 die Titelschlagzeile der Zeitschrift „Konkret”. Sie fordert ihre Leser dazu auf, die Adressen von Ärzten zu nennen, die die Pille auch an Unverheiratete verschreiben. Das Echo ist überwältigend. Die Redakteure versinken in Briefen. Die „Konkret-Redaktion” wird ungewollt zur gefragten Kontaktstelle.
Anfang der 70er Jahre
Die sexuelle Revolution zeigt Wirkung. Die Pille ist nicht mehr Stein des Anstoßes. Millionen von Frauen nehmen sie ganz selbstverständlich, was wiederum zu einem ganz anderen Problem führt. Am 11.6.1971 meldet die „Zeit”: „Panik durch die Pille”. Die sinkenden Geburtszahlen in Ost und West verunsichern, das Verhütungsmittel wird für das „Aussterben der Deutschen” verantwortlich gemacht. Ein Mythos, wie sich in der wissenschaftlichen und bevölkerungspolitischen Diskussion später herausstellt.
70er und 80er Jahre
Bayer Schering Pharma (damals Schering AG) baut seine Vorreiterrolle immer weiter aus und bringt viele innovative Produkte auf den Markt:
1987
Bayer Schering Pharma (damals Schering AG) bringt mit Femovan die erste Pille mit dem neuen Gestagen Gestoden auf den Markt.
90er Jahre
Mit Mirena kommt das erste hormonelle Langzeit-Verhütungsmittel auf den Markt. Es ist ein levonorgestrel-haltiges intrauterin System, welches sehr kleine Mengen des Gestagens (0,02 Milligramm täglich) direkt in die Gebärmutter über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren abgibt.
2000 - heute
Die Pille und andere Verhütungsmittel gehören wie selbstverständlich zum Alltag. Aktuelle Produktentwicklungen zielen darauf ab, neue Präparate mit Zusatznutzen zu entwickeln. Bedingt durch das einzigartige Profil von Drosperinon, einem von Bayer Schering Pharma (damals Schering AG) entwickelten Gestagen, bieten die modernen oralen Kontrazeptiva der YAZ-Familie neben der Verhütung zusätzlichen Nutzen an. Drosperinon wirkt z.B. der Östrogen-induzierten Wasseinlagerungen entgegen, wie sie oft bei anderen oralen Verhütungsmitteln vorkommen.
2009 hat Bayer Schering Pharma mit Qlaira einen weiteren Meilenstein in der oralen Verhütung gesetzt. Mit einer Estradiolvalerat / Dienogest- Kombination in einem neuartigen Dosierungsschema ist Qlaira das erste in einer neuen Klasse oraler Verhütungsmittel, dessen Östrogenbestandetil auf Estradiol basiert - dem gleichen Östrogen, das der weibliche Körper produziert.