Frau Minister Schmidt ist glücklich, denn die Gesundheitsreform zeigt infinanzieller Hinsicht bereits positive Auswirkungen,dochfür das Verhältnis zwischen Arzt und Patient hat sie fatale Folgen, wie eine Studie aus Köln zeigt. Aber diese Tatsache dürfte Frau Minister nur am Rande interessieren – wenn überhaupt!
Und so ist es keineswegs überraschend, dass die psychologischen Folgen der Maßnahmen bisher fast unbeachtet blieben. Eine jetzt veröffentlichte Studie des Marktforschungsinstitut ifm zeigt jedoch die psychologischen Abgründe der Maßnahmen auf und so bietet das Ergebnis einer ausführlichen Befragung von mehr als 60 Ärzten und Patienten mit so genannten Tiefeninterviews allerdings wenig Anlass zu Optimismus. “Die Rolle der Ärzte gerät ins Zwielicht”, sagt Dr. Christoph Melchers, ifm-Geschäftsführer und Leiter der Studie.
Eine unmittelbare Folge der Reform ist, dass die Patienten ihrem Arzt mit großem Misstrauen begegnen und sich bei jedem Arztbesuch neu die Frage stellen, ob der Mediziner eher als staatlicher Sparkommissar oder als freier Unternehmer einzuschätzen ist, der möglichst viele “Gesundheitsdienstleistungen” verkaufen will.
Der Arzt befindet sich in einer Zwickmühle: Verschreibt er zu wenig Medikamente, wird er der Unterversorgung verdächtigt, verschreibt er zu viel, wird ihm schnell eine unnötige Dramatisierung des Falls unterstellt. Dr. Melchers: “In jedem Fall werden die
Uneigennützigkeit und Objektivität des medizinischen Handelns in Zweifel gezogen. Damit ist eine wichtige psychologische Voraussetzung für eine erfolgreiche medizinische Behandlung gefährdet.”
Die Einführung der Praxisgebühr und der auf diese Maßnahme zurückzuführende Rückgang von Arztbesuchen hat diese Zwickmühlen-Situation noch verschärft. Denn die beinahe schrankenlose Berechtigung zu jedweder medizinischer Versorgung, wie sie früher herrschte, ist nun einer Situation gewichen, in der die Patienten vorab selbst entscheiden müssen, ob sie krank genug sind, um zum Arzt gehen zu dürfen. Doch eigentlich gehen Patienten ja gerade deshalb zum Arzt, um Näheres über die Tragweite ihrer Beschwerden zu erfahren.
Auch die Ärzteschaft ist in diese psychologische Verwirrung verstrickt. Budgetierungen und strenge Verschreibungsverordnungen führen dazu, dass die Mediziner möglichst prägnant diagnostizieren, um in punkto Berechtigung auf der sicheren Seite zu sein. Doch genau dieser Umstand beschwört bei den Patienten rasch das Gefühl einer Überversorgung herauf. Der Zwang, Generika zu verschreiben, löst wiederum gegenteilige Empfindungen aus.
Fazit Die Reform hat eine tiefgreifende Verunsicherung bei Ärzten und Patienten ausgelöst!
Info: www.ifm-network.de