“Am Anfang habe ich das eigentlich aus Wut gemacht”, erinnert sich Detlef Höwing aus Berlin, wenn man ihn auf seine Aktivitäten anspricht. Höwing ist Initiator des Deutschland-weiten “Selbsthilfe-Bundes Blasenkrebs e. V.”. Der Verein wurde am 22. März 2003 in Berlin offiziell gegründet. Wütend war Höwing, als er nach der Diagnose Blasenkrebs im April 2002 feststellen musste, dass es für seine Krankheit keine Selbsthilfegruppe gab. Keine Anlaufstelle, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Niemand, um sich erklären zu lassen, was es tatsächlich bedeutet, wie in seinem Fall ohne Blase zu leben. Höwing fühlte sich allein gelassen mit seinen vielen Fragen.
Er wandelte seine Wut in Engagement. Der 48-jährige schuf unter www.harnblasenkrebs.de einen umfangreichen Internetauftritt und rief eine Selbsthilfegruppe ins Leben. Die Gründungsversammlung des “Selbsthilfe-Bundes Blasenkrebs e. V.” war der vorläufige Höhepunkt. Auf der Veranstaltung wurde Höwing von den Anwesenden zum Vorsitzenden gewählt. Anschließend standen medizinische Vorträge auf dem Programm. Namhafte Experten, unter anderem von der Charité in Berlin, referierten ausführlich über die Krankheit Blasenkrebs sowie Diagnose- und Therapieverfahren. So wurden die Besucher unter anderem über die verschiedenen Operationstechniken und Möglichkeiten der Chemotherapie informiert.
Deutlich wurde auch, wie wichtig es ist, Blasenkrebs rechtzeitig festzustellen. Dann sind nämlich die Heilungschancen sehr gut. Dr. Gerson Lüdecke von der Universitätsklinik Gießen machte in diesem Zusammenhang auf die Vorteile moderner Urin-Testverfahren, zum Beispiel mithilfe des Tumormarkers NMP22, aufmerksam. Bei besonders gefährdeten Personen, also bei Rauchern und Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz bestimmten chemischen Substanzen, den so genannten aromatischen Nitro- und Aminoverbindungen ausgesetzt sind, kann dadurch ein wichtiger Beitrag zur Früherkennung geleistet werden. Nach jedem Vortrag hatten die Zuhörer – in der Mehrzahl Patienten und ihre Angehörigen – die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dabei wurde erneut deutlich, dass bei vielen Betroffenen enormer Informationsbedarf besteht. Die Gründung der Selbsthilfegruppe war also überfällig. In Deutschland erkranken jedes Jahr 15.000 Menschen neu an Blasenkrebs. Die Gesamtzahl der Betroffenen beläuft sich hierzulande auf etwa 100.000.
Referate demnächst online“Nur ein gut informierter Patient wird die geplanten Behandlungsmaßnahmen mittragen können, um so an seinem Heilungsprozess mitzuarbeiten” – Detlef Höwing stellte dieses Motto an das Ende der Veranstaltung. Es könnte aber genauso gut die Motivation für seine neuen Pläne beschreiben. Denn die Gründungsversammlung war nur der Auftakt. Eines der nächsten Projekte wird es sein, ein Buch über seine Erfahrungen zu schreiben. “Blasenkrebs – Wege zur Heilung” soll es heißen. Der Urologe Dr. König von der Charité hat bereits seine Mitarbeit angekündigt.
Wer an der Berliner Veranstaltung selber nicht teilnehmen konnte, muss nicht auf die vorgestellten Informationen verzichten. Höwing wird einen Video-Mittschnitt sowie die Vorträge auf der Homepage der Selbsthilfe Blasenkrebs veröffentlichen www.harnblasenkrebs.de.