Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration)hat soeben ein Medizinprodukt zugelassen, den MERCI Retriever (Fa. Concentric Medical, USA) das, so amerikanische Experten, eine neue Ära in der Behandlung von Schlaganfallpatienten einleitet.
Der MERCI Retriever, von Ärzten auch „Korkenzieher“ genannt, eigentlich ein langer dünner Draht mit einer Art Körbchen an einem Ende, wird mit Hilfe eines Katheters von der Leistenarterie aus in das verschlossene Hirngefäß vorgeschoben. Sobald das Blutgerinnsel erreicht ist, wird es von fünf dünnen (Greif)Armen umschlossen undkorkenzieherartig herausgezogen.
Eine der Hauptursachen des Schlaganfalles ist der Verschluss eines Hirngefäßes durch ein Blutgerinnsel, Thrombus. Die Folgen sind fatal für den Patienten. Durch Absterben von Hirngewebe können gravierende Schäden entstehen. Bislang wurde in der Regel vor allem mit Thrombolytika, Medikamente, die das Blutgerinnsel auflösen, behandelt; in schweren Fällen wurde der Thrombus auch operativ entfernt. Doch haben Thrombolytika nicht unerhebliche Nebenwirkungen, eine der schwerwiegendsten sind Blutungen. Um zu wirken müssen diese Medikamente innerhalb der ersten 3 Stunden nach Schlaganfall gegeben werden, für viele Betroffene fatal, weil sie aus unterschiedlichsten Gründen ganz einfach zu spät ins Krankenhaus kommen.
Der MERCI Retriever sollte ebenfalls relativ früh eingesetzt werden; in der Zulassungsstudie waren 3 Stunden nach Schlaganfall vorgesehen. Doch kann der „Korkenzieher“, so die Meinung der an der Studie beteiligten Ärzte, bis zu 8 Stunden nach Schlaganfall angewendet werden. Auch dann noch sei eine Entfernung des Thrombus und eine Wiederherstellung des Blutflusses möglich.
Die Methode scheint bestechend einfach, manuelle Anwendung, keine Nebenwirkungen. Können Schlaganfallpatienten nun tatsächlich hoffen? Ja und nein.
Nebenwirkungen, wie sie bei medikamentöser Auflösung des Thrombus auftreten, sind sicherlich nicht zu erwarten. Auch kann durch diese manuelle, minimalinvasive Methode in einigen Fällen eine Operation möglicherweise umgangen werden. Da die Durchgängigkeit des Gefäßes relativ rasch erreicht werden kann – die Ärzte berichteten, dass der Thrombus innerhalb von 20 Minuten entfernt werden konnte – sind schwere Hirnschäden und deren Komplikationen, wie sie nach längerem Gefäßverschluss auftreten, möglicherweise seltener zu beobachten.
Allerdings wird Hirngewebe bei jedem Schlaganfall geschädigt und diese Schäden können trotz „Korkenzieher“ nicht rückgängig gemacht werden. Des weiteren kann es bei der Anwendung möglicherweise zu gefährlichenGefäßverletzungen kommen. Und - Todesfälle können nicht verhindert, allenfalls reduziertwerden.
Zusammenfassend: der MERCI Retriever, der vorerst nur in den USA zugelassen ist, es ist eine neue, Behandlungsmethode, die den Patienten sicherlich weniger belastet; ob sie jedoch auf lange Sicht das hält, was sie verspricht, wird sich erst im Laufeder Zeit zeigen.
Übrigens: der Name MERCI Retriever leitet sich vom Namen der Zulassungsstudie M ecanical E mbolus R emoval in C erebral I schemia (Mechanische Embolieentfernung bei zerebraler Ischämie) ab.