Ja, wenn es nach Prof. Dr. Dr. Harald Mischak von der in Hannover beheimateten Mosaiques diagnostics GmbH und der dort entwickelten Proteom-Diagnostik mittels CE-MS-Technik geht. Denn in dieser liegt die Möglichkeit, mittels moderner Analysetechnik im Urin eine Vielzahl von Aminosäuresequenzen (Peptiden) nachweisen und quantifizieren zu können. Die daraus resultierende Datenflut (5 Gigabyte pro 1ml Urin-Probe) lässt sich mit Hilfe leistungsstarker Rechner und entsprechender Software zuordnen und auswerten.
Hippokrates und all seine Nachfolger, die noch ihre Sinne nutzen mussten, haben also ausgedient, denn nun wird auf molekularer Ebene bewiesen, was der alte Grieche einst aus dem Urin herauszulesen verstand.
Laut einem uns vorliegenden Bericht haben Mischak und Kollegen für die Gallengangserkrankung (PSC, Gallensteine etc.) in einem ersten Schritt zunächst für die jeweiligen Erkrankungen ein Protein/Peptid-Profil ermittelt - sprich ein charakteristisches Peptid-Muster. In einem zweiten Schritt haben die Wissenschaftler in einer Querschnittsuntersuchung dann überprüft, welche Aussagekraft mit dem erarbeiteten Urin-Proteom-Muster in der täglichen Praxis zu erreichen ist. An zwei gastroenterologischen Zentren in Hannover und Oslo/Norwegen erfolgte zu diesem Zwecke bei insgesamt 164 Patienten, die sich aus diagnostischen oder therapeutischen Gründen einer endoskopischen Spiegelung der Gallengänge (ERP=endoskopische retrograde Cholangiografie) unterziehen mussten, gleichzeitig die oben beschriebene Proteom-Diagnostik mittels CE-MS.
In der klinischen Praxis sehen die Wissenschaftler vor allem bei PSC-Patienten eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit für die auf einer Urinprobe basierende Proteom-Analytik. Bei einem 160fach erhöhten Risiko schwebt über den vielfach jungen PSC-Patienten permanent das Damoklesschwert eines drohenden Gallengangskarzinoms. Engmaschige Kontrollen sind folglich ein absolutes Muss. Nicht zuletzt könnte die CE-MS-Analytik auch einen wesentlichen Beitrag bei dem Bemühen leisten, die begrenzte Zahl der für eine Lebertransplantation verfügbaren Spenderorgane tatsächlich auch jenen Patienten zu Gute kommen zu lassen, die von einer solchen Transplantation auch tatsächlich profitieren. Ganz in diesem Sinne steht für Prof. Dr. Michael Manns, an der MH Hannover Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie , so viel außer Frage: „Durch die Einführung dieses Proteomtests kann sehr wohl die Zahl der Gallengangspatienten gesenkt werden, die irrtümlich transplantiert werden, weil deren Karzinom trotz invasiver Diagnostik nicht erkannt wurde.
Derzeit stehen Testsysteme für Prostata- und Blasenkrebs sowie für chronische Nierenerkrankungen und Arteriosklerose zur Verfügung. Bis dato werden die Kosten für die neue Technik nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.