Osteoarthritis (OA) wurde lange Zeit als Folge eines “Abnutzungsprozesses” angesehen, welcher zum Verlust von Gelenkknorpel führt. Heute weiß man, dass vor allem starkes Übergewicht (Adipositias) und das metabolische Syndrom als starke Risikofaktoren gelten. Betroffen dabei sind dabei vor allem die OA der Hand, aber auch für der Knie, bei der schon geringgradige chronische Entzündungen und systemische Stoffwechselveränderungen die Homöostase des Gelenkgewebes stören. Aufgrund zunehmender klinischer und experimenteller Daten gibt es nun bedeutende Fortschritte im Verständnis der Erkrankung, die einen neuen Ansatzpunkt für die Diagnose und Therapie darstellen können.
Bei den Forschungen1 konzentrierte man sich auf ein Protein (c-Fos), das die Wissenschaft in Zusammenhang mit Knochen- und Knorpelerkrankungen schon länger im Visier hat. Wie sich auch bei den aktuellen Untersuchungen zeigte, weisen Knorpelproben von Menschen und Mäusen mit Osteoarthritis (OA) erhöhte Werte des c-Fos-Proteins auf. Dieses wird als Antwort auf OA-Signale von den Knorpelzellen ausgeschüttet und spielt eine Rolle beim Schutz des Knorpels.
Wie Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, sind bei weltweit mehr als 300 Millionen Menschen die Knie, bei rund 240 Millionen die Hüften von der schmerzhaften Gelenkerkrankung betroffen. Aufgrund zunehmender Risikofaktoren muss mit einem weiteren Anstieg gerechnet werden. Osteoarthritis ist sehr oft mit starken Schmerzen verbunden. Sie beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen massiv und kann, im Laufe der Zeit, durch den Funktionsverlust der Gelenke auch zu Behinderungen führen. Bis jetzt zielen therapeutische Maßnahmen primär darauf ab die Schmerzen zu lindern. Ebenso ist man bemüht, die Funktion und Beweglichkeit der Gelenke möglichst lange zu erhalten und Entzündungen zu reduzieren.
Die nun vorliegenden Forschungsergebnisse lassen neuen Einblicke in Entstehung und Fortschreiten von OA zu. Sie könnten daher einen Paradigmenwechsel in der Therapie dieser chronischen Gelenkerkrankung einleiten. Für eine Bestätigung bedarf es jedoch weiterer Forschungsarbeiten. In der Meldung des MedUni Wien heißt es dazu: “Im Rahmen ihrer Studie hat das Forschungsteam nun entdeckt, dass der c-Fos-Spiegel in Verbindung mit der Schwere des Verlaufs von OA steht. So stellte sich bei den Analysen am Tiermodell etwa heraus, dass das Protein bei besonders schweren Formen der Gelenkerkrankung gänzlich fehlt. In weiterer Folge entschlüsselten die Wissenschafter:innen den Mechanismus im Stoffwechsel der Knorpelzellen, der die Produktion und Anreicherung von c-Fos steuert. „Unsere Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung zielgerichteter Therapien in Form von Medikamenten, welche auf dem von uns neu entdeckten Steuerungsmechanismus der c-Fos-Expression in den Knorpelzellen basieren“, verdeutlicht Studienleiter Erwin Wagner die hohe Relevanz der Forschungsarbeit.”
unter der Leitung eines wissenschaftliches Team der MedUni Wien und des Karolinska Institutet in Stockholm ↩