Auf kaum einem anderen Gebiet macht die Medizin so viele Fortschritte, wie auf dem der Stammzellenforschung. Während man bis vor kurzem glaubte, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis Menschen mit Stammzellen therapiert werden können, stehen sie bei vielen Krankheiten im oder kurz vor dem Einsatz. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Existenz dieser Zellen und ihre möglichen Einsatzgebiete entdeckt wurden:
1907 Der Amerikaner Ross Harrison und später der Franzose Alexis Carrel entwickeln die Grundlagen der Gewebekultur. Jetzt war es möglich, Zellen in der Kulturschale am Leben zu halten und zu vermehren.
1963 Amerikanische Forscher entdecken im Knochenmark von Mäusen erstmals Stammzellen. Aus diesen blutbildenden Zellen entstehen die verschiedenen Zellarten des Blutes. Seit Anfang der siebziger Jahre werden Stammzellen des Knochenmarks Patienten mit Leukämien und anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems transplantiert.
1981 Embryonale Stammzellen von Mäusen lassen sich im Labor kultivieren.
1982 Beginn der Studien mit Nabelschnurblut. Ergebnisse zeigen, dass Nabelschnurblut hämatopoetische Stammzellen enthält, die für eine Transplantation geeignet sein könnten.
1988 Erste Transplantation von Nabelschnurblut bei einem Patienten mit Fanconi Anämie in Frankreich.
1995 Seit diesem Jahr finden Wissenschaftler in immer mehr Geweben und Organen des Menschen adulte Stammzellen.
1998 Eine Forschergruppe um den Amerikaner James Thomson entwickelt die Technik, Stammzellen von menschlichen Embryonen im Labor so zu kultivieren, dass sie sich stabil weiter vermehren.
1999 Es gelingt aus embryonalen Stammzellen von Mäusen Nervenzellen zu entwickeln. Damit wurden erfolgreich Tiere behandelt, die an einer der Multiplen Sklerose ähnlichen Nervenkrankheit leiden.
2000 Schwedische Forscher züchten aus Stammzellen im Gehirn von erwachsenen Mäusen verschiedene Gewebe. Je nach Umfeld, in das sie verpflanzt werden, verwandeln sie sich in Zellen von Herz, Lunge, Leber, Niere oder Nerven.
2001 Die Deutsche Forschungsgemeinschaft empfiehlt, die Forschung an embryonalen Stammzellen in Deutschland in geregelten Grenzen zu erlauben.
In der Wissenschaft vermehren sich die Hinweise auf die Wandlungsfähigkeit der adulten Stammzellen, wie sie im Knochenmark, dem peripherem Blut und im Nabelschnurblut vorkommen.
Erster Einsatz von adulten Stammzellen aus dem Knochenmark bei Herzinfarktpatienten zu Regeneration des erkrankten Gewebes.
Erste Transplantation von Nabelschnurblut bei erwachsenen Patienten mit Leukämie in Deutschland und Österreich.
US-Forscher lindern Hirnschäden nach Schlaganfall bei Ratten durch Injektion von Nabelschnurblut.
2002 Der deutsche Bundestag stimmt nach kontroverser Debatte für einen Kompromissvorschlag. Er sieht vor, die Forschung an importierten embryonalen Stammzellen in Deutschland streng geregelt zu erlauben.
Bisher wurden ca. 2000 Nabelschnurblute transplantiert, davon gut 25 Prozent bei Erwachsenen.
Erste Transplantation von autologem Nabelschnurblut bei einer Patientin mit Medulloblastom in Brasilien.
Betrachtet man sich diese rasanten Fortschritte auf dem Gebiet der Stammzellenforschung, ist die Hoffnung durchaus begründet, dass man schon in wenigen Jahren schwere Krankheiten wie z. B. Arthrose, Diabetes, Multiple Sklerose, Parkinson oder Alzheimer heilen kann. Als Rohstoff dafür bieten sich beispielsweise Stammzellen an, die aus dem Nabelschnurblut gewonnen werden. Denn sie können sich unter bestimmten Voraussetzungen zu spezialisierten Zellen, wie Muskel-, Knorpel-, oder Nervenzellen entwickeln. Im Gegensatz zu embryonalen Stammzellen sind sie ethisch unbedenklich und leicht zu gewinnen.