denn Schmerzlinderung ist möglich, lautete das Motto der Aktionwoche gegen den Schmerz. In Deutschland leiden rund 7,5 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Viele davon werden noch immer nicht ausreichend behandelt, obwohl angemessene Therapieverfahre und Medikamente zur Verfügung stehen.
Eine rechtzeitige Therapie, so Professor Dr. Michael Zenz, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie der Ruhr-Universtität Bochum, könnte aber nicht nur den Betroffenen helfen, sondern auch immense Kosten sparen.
Mit einem Programm zur Gesundheitsforschung, bei dem der chronische Schmerz einen Schwerpunkt bildet, will das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das auch die Schirmherrschaft für die Aktionswoche übernommen hatte, zu einer Verbesserung der Situation beitragen.
Schon in den vergangenen Jahren konnten Wissenschaftler zum Teil aufklären, wie es zur Chronifizierung von Schmerzen kommt. Schmerzen sind von der Natur zunächst als Warnsignale angelegt, die auf eine Schädigung hinweisen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist aber auch die Berücksichtigung psychischer und sozialer Faktoren, die einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Chronifizierung von Schmerzen haben. Man spricht vom so genannten bio-psycho-sozialen Schmerzmodell. Das hat auch Auswirkungen auf die Therapie, die in den meisten Fällen nicht allein medikamentös angelegt ist. Die moderne Schmerztherapie ist interdisziplinär und berücksichtigt neben den so genannten Analgetika auch bewegungstherapeutische Verfahren, alternative Heilmethoden wie Akupunktur oder TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) und psychotherapeutische Ansätze.
Bei Patienten mit chronischen Schmerzen empfehlen die Experten heute eine Behandlung nach dem Stufenplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Schema sieht vor, bei nicht ausreichender Schmerzlinderung jeweils auf die nächste Stufe zu wechseln. Auf der I. Stufe verordnet der Arzt Schmerzmittel wie Diclofenac oder Metamizol. Auf Stufe II werden so genannte schwach wirksame Opioide (z.B. Tramadol, Tilidin) verordnet. Bei starken Schmerzen schließlich setzt man auf stark wirksame Stufe III-Opioide (z.B. Fentanyl-Pflaster, Morphin).
Opioide hemmen die Weiterleitung der Schmerzimpulse im Rückenmark und im Gehirn. Dank moderner, retardierter Präparate sind diese Substanzen für die Schmerztherapie gut beherrschbar geworden. Retardierte Opioide setzen den Wirkstoff nur langsam frei und die Schmerzen werden langfristig gemildert. Die häufig befürchtete Suchtgefahr tritt bei sachgerechter Anwendung nicht auf. Am längsten nämlich drei Tage wirkt ein Pflaster, das den Wirkstoff Fentanyl über die Haut abgibt. Die medikamentöse Schmerzlinderung schafft oft erst die Grundlage für weitere Behandlungsmaßnahmen wie z.B. die Bewegungstherapie.