Die ständige Beschleunigung des beruflichen und privaten Lebens führt zu immer mehr Stress und im Extremfall sogar zu Burnout. Oft wird beim Streben nach Effektivität und Umsatz eine Hektik verbreitet, die das natürliche und menschliche Maß völlig ignoriert. Die Entschleunigung soll dieser Entwicklung entgegenwirken und stärker zur Langsamkeit zurückführen. Denn viele haben es inzwischen verlernt, sich Zeit zu lassen und auf sich selbst zu achten. Wichtig ist dabei, dass es sich nicht um Langsamkeit im Sinne von Faulheit und Muße handelt, sondern um eine angemessene Geschwindigkeit im Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und den Herausforderungen. In diesem Zusammenhang hat sich bereits eine regelrechte Slow-Bewegung entwickelt. Darunter fällt neben Slowfood, langsames und genussvolles Essen aus qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, auch Slowretail, was für die Entschleunigung im Handel und in Läden steht, sowie Cittaslow, eine Steigerung der Lebensqualität in Städten durch einen langsameren Lebenswandel.
Im beruflichen Leben gibt es mehrere Möglichkeiten zur Entschleunigung. So ist es essentiell, regelmäßig Pausen zu machen und diese auch zur Erholung oder Meditation zu nutzen. Daneben hilft es, den Terminplan zu entzerren. Arbeitgeber sehen dies vielleicht auf den ersten Blick nicht so gern. Doch betrachtet man das Endergebnis, wird deutlich, dass weniger Termine oft eine qualitativ und quantitativ bessere Leistung bei jedem einzelnen bedeuten. Wer mehr auf sich selbst und seine Ressourcen achtet, ist außerdem in Stresssituationen belastbarer.
Für das Privatleben gilt Ähnliches. Wer von einer Freizeitbeschäftigung zur nächsten eilt, kommt nicht zur Ruhe und kann keine neue Kraft schöpfen.
Daher sollte jeder bei der Auswahl von Veranstaltungen ruhig wählerisch sein: man muss ja nicht „auf jeder Hochzeit tanzen”. Stattdessen kann man die Zeit als „Ich-Zeit” genießen. Je nach Interessen und Vorlieben kann das eine Stunde in der Hängematte sein, Musik hören, ein gutes Buch lesen oder einige Bahnen im Schwimmbad ziehen. Wichtig ist, dass diese Zeit wirklich alleine und ohne Eile verbracht wird.
Zur Entschleunigung gehört auch, dass Menschen wieder lernen, auf sich selbst zu achten. Neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, zu der vor allem Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und magere Milchprodukte gehören, ist es besonders wichtig, dem Körper ausreichend Flüssigkeit zuzuführen: täglich mindestens 1,5 Liter! Ideal dafür sind Mineralwasser, Tees und kalorienarme Fruchtsaftschorlen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist regelmäßige Bewegung, denn nur so kann Stress abgebaut und oft sogar vermieden werden. Gerade wer das Gefühl hat, nach einem anstrengenden Arbeitstag keine Kraft mehr dafür zu haben, sollte sich aufraffen. Die positive Erfahrung gibt dem Körper neue Energie und der Seele Zufriedenheit. Aber auch tagsüber ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben. Und sei es nur ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause oder die Treppe statt den Aufzug zu nehmen. Jeder sollte regelmäßig Zeit mit sich selbst verbringen und wirklich nur das tun, wozu er Lust hat. Dadurch lassen sich die Energiespeicher für den Alltag am besten füllen.
Wohlfühl-Termin : Wem es schwer fällt, Zeit wirklich für sich selbst zu nutzen, kann sich einen festen Termin dafür im Kalender eintragen.
Oft ist es unser eigener Sprachgebrauch, mit dem wir uns unbewusst unter Stress setzen. Regelmäßig werden Wörter wie schnell, kurz, eben, sofort oder gleich verwendet - auch in Gedanken. Doch gerade dadurch entsteht Hektik und Zeitdruck, meist ohne dass dies nötig ist. Daher sollte jeder seinen Sprachgebrauch genau beobachten und bewusst pflegen. Wer alle Aufgaben - ob sie wichtig sind oder nicht - sofort erledigt, suggeriert dem Gehirn, dass wirklich alles sofort gemacht werden muss. Diese Auto-Suggestion lässt sich allerdings auch in die entgegengesetzte Richtung anwenden, also im Sinne der Entschleunigung. Einfach die entsprechenden Adjektive weglassen oder durch Wörter wie langsam, später oder bald ersetzen. So wird dem Gehirn suggeriert, dass keine Eile besteht, und Entspannung ist kein Fremdwort mehr.
Auch die Entspannungstechnik des Autogenen Trainings basiert auf der Auto-Suggestion. Hier versetzt sich der Übende in einen veränderten, hypnotischen Bewusstseinszustand, der - außer vor dem Schlafengehen - immer zurückgenommen wird. Diese Technik muss allerdings in einer speziellen Ausbildung über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen erlernt und regelmäßig geübt werden. So soll täglich mindestens dreimal, davon zumindest einmal liegend und einmal sitzend trainiert werden. Die Grundstufe besteht aus sechs Übungen, die auch ein gewisses Vorstellungsvermögen voraussetzen. Dabei verwendet der Übende wiederholt Formeln mit dem immer gleichen Wortlaut. Der Trainer zeigt, wie der Inhalt der Formeln individuell am besten in der Vorstellung umgesetzt wird. Bei den Übungen sollte man sich wohl fühlen und eine bequeme Körperhaltung einnehmen.
Eine einfachere Alternative zum Autogenen Training ist die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Dabei werden 16 Muskelgruppen nacheinander einzeln angespannt, die Spannung kurz gehalten und schließlich bewusst entspannt. So werden sowohl die Anspannung als auch die Entspannung aktiv wahrgenommen und gesteuert. Durch regelmäßiges Üben stellt sich eine zunehmende und langfristige Gelassenheit ein, das Selbstbewusstsein steigt und es entsteht eine intensivere Körperwahrnehmung. Im Gegensatz zum Autogenen Training ist diese Methode leichter erlernbar, da kein Vorstellungsvermögen nötig ist. Außerdem zeigt sie eher eine spürbare Wirkung, was die Motivation erhöht. Für die Progressive Muskelentspannung wird zudem kein Trainer gebraucht, sie kann auch mit Hilfe einer CD erlernt werden.
Edmund Jacobson , der Entwickler der Progressiven Muskelentspannung, erkannte, dass bei seelischen Beschwerden Muskelanspannungen auftreten und die Entspannung sich als Heilmittel für psychosomatische Störungen eignet.
Ständig wachsende Anforderungen stellen hohe Ansprüche an die Mitarbeiter eines Unternehmens. Von ihnen wird Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Flexibilität erwartet. Diese Faktoren können, wenn sie überbeansprucht werden, oft die Gesundheit eines Einzelnen beeinträchtigen, sei es physisch oder psychisch. Viele Unternehmen investieren deshalb in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement, um das Wohlbefinden ihrer Beschäftigten zu erhöhen und somit die Produktivität zu stärken. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer entsteht dadurch eine „win-win-Situation”. Was für den einen ein positives Image als Arbeitgeber mit sich bringt, bedeutet für den anderen eine verbesserte Lebensqualität.
TÜV SÜD Life Service betreut die Mitarbeiter von knapp 10.000 Unternehmen in Deutschland beim Arbeits- und Gesundheitsschutz und entwickelt individuelle Lösungen zum Umgang mit Stress, zur Förderung der Arbeitsmotivation, bei Suchtgefährdung sowie Über- oder Unterforderung.