…wurde lange Zeit als rein kinder- und jugendpsychiatrische Störung betrachtet. Doch auch im Erwachsenenalter können Unruhe, Aufmerksamkeitsdefizite und starke Impulsivität auftreten und eine ernstzunehmende Krankheit darstellen. Diese Erkenntnis setzt sich jedoch erst allmählich durch. Viele Betroffene wurden bisher aufgrund von falschen Diagnosen unzureichend behandelt. Denn die bestehenden Kriterien zum Erfassen der Symptome der Störung beziehen sich auf Kinder und reichen im Erwachsenenbereich nicht aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Benedikt Wann von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität Köln http://www.uni-koeln.de.
Wissenschaftler in den USA waren die ersten, die aufgrund von Langzeitstudien zu der Erkenntnis kamen, dass derartige Aufmerksamkeitsstörungen auch im Erwachsenenalter auftreten. Die europäischen Länder hinken bei der Erforschung des “Zappelphilipp-Syndroms” bei Erwachsenen noch hinterher. Betroffene Kinder fallen in erster Linie durch ihre Überaktivität, wildes Umherlaufen und übertriebenes Getobe auf. Im Erwachsenenalter hingegen zeugen innere Unruhe und Ratlosigkeit von möglicher Hyperaktivität. Die Betroffenen sehen ihren Mangel an Entspannungsfähigkeit als Belastung an und meiden bewusst Situationen, die Ruhe und Zurückhaltung erfordern.
Es gibt eine Reihe medikamentöser Wirkstoffe und Substanzen, die bei ADHS zum Einsatz kommen. Die wichtigsten sind Amphetamine, Antidepressiva und Stimulanzien. Amphetamine kommen vor allem bei Kindern in Betracht, die auf eine Behandlung mit dem als Goldstandard geltenden Methylphenidat
nicht ansprechen. Diese auf Rezept hergestellten Säfte oder Kapseln sind zwar gut wirksam, in der Regel jedoch nicht so gut verträglich. Auch Antidepressiva zeigen offenbar eine gute Wirkung bei der Minderung der Symptome. Ihr Einsatz liegt nahe insbesondere bei begleitenden Depressionen. Jedoch fehlen in Deutschland bislang Erfahrungen mit der breiten Anwendung von Antidepressiva bei ADHS. Laut Expertenmeinung seien diese Substanzen wegen ihrer kardialen (das Herz betreffenden) und sedativen (ermüdenden) Nebenwirkungen nicht unproblematisch.